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In drei Tagen über die Alpen: Extremwanderer aus Eversberg wieder für guten Zweck unterwegs

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Von: Lars Lenneper

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Den Rucksack geschultert, den Blick nach vorn gerichtet: Martin Hengesbach freut sich auf die bevorstehende Alpenüberquerung.

Eversberg/Oberstdorf/Meran - Auf den Spuren Hannibals wird Martin Hengesbach aus Eversberg in diesem Sommer wandeln. Der Benefizläufer, der erst kürzlich insgesamt 8.400 Euro Erlös aus seinem Spendenmarathon von Oslo nach Trondheim an die NCL-Stiftung für deren Kampf gegen Kinderdemenz übergeben durfte, will Ende Juli in nur drei Tagen die Alpen überqueren.

Im Gegensatz zu dem berühmten Feldherrn allerdings ohne Elefanten, sondern zu Fuß, nur mit Rucksack und drei Begleitern im Gepäck. Das Ziel: einem fünfjährigen Mädchen mit der Diagnose „spinale Muskelatrophie“ ein lebenswürdigeres Leben zu bescheren. „Dieses Mal bin ich aber eigentlich nur ,Mitläufer‘ für die gute Sache“, betont Martin Hengesbach. Hauptinitiator sei sein guter Bekannter Marko Bosse vom Roundtable Schwerin, der bereits viele Charity-Aktionen ins Leben gerufen hat und mit dem er bereits eine Benefizwanderung über den Rennsteig unternahm. „Marko ist vor einiger Zeit auf mich zugekommen und hat mir von dem Schicksal der kleinen Ida sowie seiner Idee erzählt. Deshalb war für mich relativ schnell klar, dass ich dabei bin.“

180 Kilometer und knapp 9000 Höhenmeter

„Alpen Run for Ida“ nennt sich das Abenteuer, das der Eversberger vom 28. bis 30. Juli angehen wird. 180 Kilometer und knapp 9.000 Höhenmeter liegen vor dem Quartett, zu dem sich neben Hengesbach und Bosse auch noch Motivator Sebastian Pohl und Alpen-Guide Steffen Heintz gesellen. Letzterer wird die Extremwanderer dabei mit der Kamera begleiten. In 72 Stunden statt der üblich für diese Tour veranschlagten sieben Tage wollen sie von Oberstdorf nach Meran wandern. Dieses Pensum nötigt selbst erfahrenen Ausnahmeathleten Respekt ab. So bezeichnete Extremsportler Joey Kelly in einem Interview mit Kameramann Steffen Heintz das Vorhaben als „echt harte Nuss“ und „Herausforderung der besonderen Art.“

Aufgeteilt ist die (Tor)Tour in insgesamt drei Etappen. Am ersten Tag wird das Quartett von Oberstdorf nach Zams (2860 Höhenmeter rauf, 2910 runter) zurücklegen. Der Teilabschnitt von Zams nach Sölden (5300 Höhenmetern rauf, 4700 runter) am folgenden Tag wird der zweifellos kräftezehrendste Akt, während die finale Etappe von Sölden nach Meran (2900 Höhenmetern rauf, 3900 runter) vergleichsweise fast entspannt anmutet. „Diese enormen Höhenunterschiede in der kurzen Zeit sind ne echte Hausnummer“, räumt Martin Hengesbach ein, der derzeit täglich mindestens zwei Stunden trainiert und neben dem mehrfachen Erklimmen der Himmelstreppe mit Bleiweste auch stundenlang auf dem Mountainbike oder mit dem Rucksack unterwegs ist.

Wenn der Kaffee zum „Doping“ wird

98 Kilogramm bringt der 1,96 Meter Schlacks derzeit auf die Waage, drei Kilo sollen bis zum Start am 28. Juli noch runter. Während das für den Gesundheits- und Ernährungsberater alleine von Berufs wegen her kein wirkliches Problem darstellen dürfte, sieht er sich einer viel größeren persönlichen Challenge gegenüber: nämlich dem Verzicht auf Koffein ab zwei Wochen vor Tourbeginn. Für den erklärten Kaffeeliebhaber eine „große Herausforderung“. Für die geforderte Höchstleistung sei dieser Entzug allerdings unausweichlich. „Am Tag vor dem Start nehme ich das Koffein dann in großen Mengen zu mir, um es wiederum als ergogenes, also leistungssteigerndes Lebensmittel einzusetzen.“

Nach ähnlichem Prinzip funktioniere auch das sogenannte „Carboloading“, das sich ebenfalls auf dem von Martin Hengesbach entwickelten Ernährungsplan der vier Extemwanderer befindet: Hier ist es die Zuführung von Kohlenhydraten, die zwei Wochen zuvor stark reduziert wird. Drei Tage vor dem Start beginnen dann die unter Ausdauersportlern berühmt-berüchtigten „Nudelpartys“, damit sich der Glykogen-Speicher im Muskel optimal füllt.

"Damals war es lang und schmutzig, jetzt wird es kurz und knackig“

Ernährungstechnisch sind die Abenteurer also bestens aufgestellt und auch von der Ausrüstung her wollen sie mit Helm, Stirnlampe, Seil, Karabinerhaken und sogar Spikes für mögliche Schneefelder nichts dem Zufall überlassen. Nach seinen erfolgreichen Spendenläufen von München nach Venedig und eben jenem von Oslo nach Trondheim (Hengesbach: „Damals war es lang und schmutzig, jetzt wird es kurz und knackig“) dürfte den 56-Jährigen somit eigentlich nichts mehr schocken, doch, vor einer Passage der neuen Route hat er gehörigen Respekt: Eine Hängebrücke über 200 Meter Länge, die als Gitternetz den Blick in die Tiefe erlaubt. „Bei dem Gedanken daran wird mir schon ein wenig anders. Aber da heißt es dann wohl ,Augen zu beziehungsweise am besten Blick nach vorn und durch‘“, so der Eversberger, der die Situation durch wiederholtes Besteigen des Lörmecke-Turms bei Meschede im Rahmen seiner Vorbereitung zumindest ansatzweise simuliert hat.

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„Eine gute Nummer“: Martin Hengesbach freut sich über die Spendensumme von 8.400 Euro, die er mit seinem Spendenmarathon im vergangenen Jahr für die NCL-Stiftung im Kampf gegen Kinderdemenz sammeln konnte.

Dass für ihn Aufgeben keine Option ist, bewies der 56-Jährige auch im vergangenen Jahr, als er in 14 Tagen und nach 660 Kilo- und 20.300 Höhenmetern den Olavsweg von Oslo nach Trondheim mit Bravour meisterte. Den mehr als stattlichen Erlös von 8.400 Euro übergab der Sauerländer jetzt in Form eines Spendenschecks an die NCL-Stiftung in Hamburg. „Dort war man absolut begeistert und regelrecht sprachlos über die Summe. Das gesamte Geld wird in die Forschung zum Kampf gegen Kinderdemenz, einer unheilbaren Stoffwechselkrankheit, die bereits in jungen Jahren unweigerlich zum Tod führt, investiert. Das ist eine gute Sache“, berichtet Hengesbach.

Einen ähnlichen Erlös erhofft er sich auch für die kleine Ida. „Wenn man einem Kind auf diese Weise Hoffnung geben kann, ist das allein ein Geschenk.“

Während ihrer Tour wird Martin Hengesbach wieder Eindrücke im Netz posten, die auf seiner Facebook-Seite, seinem Youtube-Kanal oder unter www.ihr-food-coach.de beziehungsweise www.socialXtremesport.com zu finden sind.

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