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Ein Piks, der Leben rettet: 18-jähriger Felix Willmes berichtet von seiner Stammzellenspende

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Von: Stefanie Schümmer, Claudia Metten

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Stammzellenspende Felix Willmes Meschede
„Ich wollte schon immer Menschen helfen“: Felix Willmes aus Meschede bei der Stammzellenspende. © Privat

Menschen helfen, Leben retten und ein positives Vorbild für Jung und Alt sein – das ist die Intention von Felix Willmes aus Meschede.

Meschede - Der 18-jährige Schüler des Städtischen Gymnasiums der Stadt Meschede ist Stammzellenspender und glücklich darüber, mit seinem Knochenmark Menschenleben retten zu können.

Entscheidung für Stammzellenspende

„Auf die Stammzellenspende bin ich aufmerksam geworden, da meine Cousine vor drei Jahren gespendet hat“, berichtet Felix, der sich bereits mit 17 Jahren per Wangenabstrich typisieren ließ. „Als ich 18 Jahre wurde, durfte dann weltweit auf meine Stammzellenspenderdatei zugegriffen werden. Bereits zwei Monate später kam ein Anruf von der DKMS mit der Info, dass sie jemanden hätten, auf den mein Abstrich passen könnte.“

Eine Blutabnahme zur weiteren Kontrolle hinsichtlich der Höhe der Übereinstimmung war fällig. Felix Willmes ging zu seinem Nachbarn, Dr. Henrik Zieleniecki, ließ sich die notwendige Menge Blut abnehmen und schickte es anschließend zur DKMS ins Labor. Seine anstehende Stammzellenspende war für einen Patienten mit Leukämie angedacht.

„Ich wollte schon immer Menschen helfen, deshalb bin ich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr“, so der Gymnasiast, dessen Berufswunsch Fahrzeugingenieur ist.

Nach der Blutuntersuchung hieß es erstmal warten. Das Blut von Felix war drei Monate für den Patienten reserviert. Die Zeit verstrich und nichts passierte, dann kam ein Brief mit der Aussage, die Reservierung sei vorbei.

Nachricht von der DKMS

„Vor acht Wochen erhielt ich dann erneut eine Nachricht von der DKMS, die Klinik des Empfängers habe jetzt der Spende zugestimmt“, erzählt Felix Willmes weiter, der in seiner Freizeit gerne Fußball spielt, angelt und im Orchester die Posaune spielt.

Nach dem Anruf ging es zügig voran und die ersten Maßnahmen wurden eingeleitet. Ein Termin zur Voruntersuchung am Montag, 2. Mai, in Dresden wurde vereinbart. „Ich habe mich explizit für den Standort Dresden entschieden und zusätzliche Stammzellen entnehmen lassen. Denn dort läuft eine Studie, damit eingefrorene Stammzellen auch in der Zukunft genutzt werden können“, so Felix Willmes.

Voruntersuchung in Dresden

Bereits einen Tag vorher fuhr der Mescheder aufgeregt mit der Bahn in die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen. Seine erste große Bahnfahrt in eine fremde Stadt – noch dazu die Unsicherheit, was alles auf ihn zukommt.

„Es war alles neu und aufregend. Am Montagmorgen war die Voruntersuchung. Es fing an, mit Blut abnehmen und EKG. Danach wurden per Ultraschall die Organe im Bauch untersucht und ich musste Gesundheitsfragebögen abarbeiten“, berichtet der 18-jährige Stammzellenspender aus Meschede weiter. Felix musste zahlreiche Fragen zu seiner Lebensweise beantworten, ob er raucht, Alkohol trinkt oder Drogen konsumiert, wie viel er wiegt, wie groß er ist und ob Krankheiten wie Krebs oder Diabetes in seiner Familie sind.

Danach stand das Informationsgespräch an. „Mir wurde genau erklärt, was ich mir zukünftig spritzen muss, wie oft und wie groß die Dosis ist.“ Es gibt zwei verschiedene Methoden, Stammzellen zu spenden: die periphere Stammzellentnahme wie bei Felix Willmes und die Knochenmarkentnahme. Die periphere Stammzellentnahme kommt laut DKMS derzeit mit circa 90 Prozent am häufigsten zum Einsatz. Bei dieser Methode werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren (Apherese) aus dem Blut gewonnen. Der Arzt legt dazu jeweils einen Zugang in beide Armvenen, ähnlich einer Blutspende.

Nach dem Gespräch ging es schließlich zurück ins Hotel, später mit der Bahn nach Hause ins Sauerland.

Vorbereitungen zu Hause

Am Donnerstag, 12. Mai, war es dann so weit: Felix Willmes setzte tapfer morgens früh um 6 Uhr seine erste subkutane Injektion in die Bauchdecke. Danach hieß es im regelmäßigen 12-Stunden-Rhythmus sich zweimal pro Tag morgens und abends zu spritzen. „Durch die Spritzen wurde die Produktion der Stammzellen angeregt, die vom Knochenmark ins Blut abwandern. Nach dem Spritzen habe ich grippeähnliche Symptome verspürt, vergleichbar mit einer Coronaimpfung“, berichtete Felix weiter.

So verlief die Spende

Der große Tag war am Sonntag, 15. Mai - und es ging wieder mit der Bahn nach Dresden. Diesmal war Felix jedoch nicht allein, sein bester Kumpel Felix Meier war zur Unterstützung mit von der Partie. Nach der Ankunft um 19 Uhr im Hotel hieß es erstmal einchecken und Tasche auspacken. Danach stand eine kleine Besichtigungstour der Stadt auf dem Plan mit anschließendem Abendessen. „Als ich abends zur Ruhe kam, wurde ich langsam doch etwas nervös. Wir haben noch einen Film angeschaut und danach geschlafen“, erzählt der 18-jährige.

Am anderen Morgen ging es los. Die letzte Spritze setzen, duschen, frühstücken und ab in die Klinik. Um 8 Uhr war die Spende angesetzt. Ein kurzes Gespräch mit dem Arzt, dann wurde der linke Unterarm eine Minute lang in 40 Grad warmes Wasser eingetaucht, um die Venen zu weiten. Der erste Zugang wurde gelegt, fünf Kanülen Blut zur Analyse im Labor abgenommen. „In der Untersuchung sollte bestimmt werden, wie viele Stammzellen ich tatsächlich im Blut habe und wie lange ich an der Maschine bleiben muss“, erklärt Felix das Prozedere.

Der nächste Zugang im rechten Arm wurde gelegt und Felix Willmes an die Maschine angeschlossen. Um 11 Uhr kamen dann die Ergebnisse aus dem Labor. „Ich musste nur noch 30 Minuten an der Maschine bleiben, weil das Spritzen so gut gewirkt hatte und viele Stammzellen ins Blut gegangen waren.“

Wie geht es nach der Spende weiter?

Nach dreieinhalb Stunden – und einer Runde Netflix – war schon fast alles vorbei. Nur noch 20 Minuten zur Kontrolle, ein paar Schokoriegel, Gummibärchen, Nüsse und etwas zu trinken plus ein paar Fragebögen zum Ausfüllen, danach konnte Felix die Klinik wieder verlassen und zusammen mit seinem Freund nach einer Pause im Hotel den Tag in Dresden ausklingen lassen.

„Ich weiß jetzt noch nicht, ob meine Stammzellenspende geholfen hat. Das kann man erst nach drei Monaten sagen. Trotzdem bin ich total happy und erleichtert. Ich hoffe so sehr, dass ich mit meiner Stammzellenspende ein Leben retten konnte“, so der junge Mann voller Stolz.

So stolz wie Felix selbst sind auch seine Eltern Elke und Uwe Willmes. Beide nehmen sich ihren Sohn als federführendes Beispiel für Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Einsatz. Auch sie lassen sich typisieren, um so Menschenleben zu retten.

Stammzellenspende

Als Stammzellenspender kommen grundsätzlich gesunde, volljährige Personen infrage. Bei der Typisierung gibt der potenzielle Spender entweder eine Speichelprobe ab oder ihm wird eine kleine Menge Blut abgenommen. Das Material wird im Labor auf die sogenannten HLA-Merkmale untersucht. Die Abkürzung HLA steht dabei für Humane Leukozyten Antigene. Die Daten werden in einem Register gespeichert und mit den Daten von Patienten abgeglichen. Benötigt ein Patient gesunde Stammzellen, beginnt die weltweite Suche in den Stammzellspenderdateien nach seinem genetischen Zwilling. Weitere Informationen: www.dkms.de

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