Mit Fragen etwas bewegen: Menschen mit Behinderungen interviewen Politiker

Meschede/Hochsauerland – Mitreden und mitbestimmen sowie auf die Themen von Menschen mit Behinderungenaufmerksam machen: Damit nicht über, sondern mit ihnen gesprochen wird, veranstaltet die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung Hochsauerlandkreis (EUTB) ein Interview vor der Kommunalwahl, zu dem die Kreistagskandidaten der hiesigen Parteien am Donnerstag, 30. Juni, und am Dienstag, 11. August, nach Meschede eingeladen sind.
Menschen mit Behinderungen entwickelten dazu im Vorfeld behinderungsspezifische Fragen, die den Politikern an den beiden Interviewtagen jeweils einzeln gestellt werden. Hierbei hat jeder eine eigene Geschichte und stellt ganz individuelle Fragen, die seine Interessen oder Wünsche in die Politik tragen bestenfalls sogar die Agenda der Parteien im Idealfall beeinflussen. Themen wie Teilhabe am Arbeitsleben oder die soziale Teilhabe sind hier die bestimmenden Motive. „Immer wieder entstehen natürliche oder künstliche Barrieren, die Menschen behindern aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben“, so die EUTB.
Im Vorfeld wurde den Teilnehmern vorbereitend die Chance und das Angebot erklärt und die Peers (Menschen mit Behinderung beraten Menschen mit Behinderung oder Beratung auf Augenhöhe) haben gemeinsam die Fragen für die Interviews der Politiker entwickelt. Beim Vorbereitungstreffen am vergangenen Donnerstag wurde kontrovers über die wenigen Möglichkeiten der Arbeitsmaßnahmen für Menschen mit Behinderung diskutiert und dementsprechend das Interview entwickelt. Durch das Interview und die Chance, mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, erhoffen sich die Teilnehmer, dass von ihnen als „blinde Flecken“ des Systems empfundene Themen aufgedeckt werden und die Gesellschaft im Hochsauerlandkreis sensibilisiert wird.
Weiter möchten die Menschen mit Beeinträchtigung auf die Vielfältigkeit der Bedarfe der unterschiedlichen Menschen hinweisen und hoffen, durch die Eigeninitiative in der Selbstvertretung in ihrer Region etwas zu bewegen. „Allerdings sind alle skeptisch mit den Fragen etwas bewegen zu können und haben eine sehr geringe Erwartungshaltung, dass ihre Probleme erkannt und umgesetzt werden“, ist das ernüchternde Fazit des Vorbereitungstreffens. Ein Umstand, der auf ständigen Enttäuschungen persönlicher Erfahrungen als Mensch mit Behinderung beruhe.