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Mehr Straftaten im Hochsauerland: Polizei und Landrat stellen Kriminalstatistik vor

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Von: Claudia Metten

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Kriminalität Sauerland
Stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 im Kreishaus in Meschede vor: (v.l.) Thomas Vogt, Kriminaloberrat, Klaus Bunse, Polizeidirektor, Julia Henneböle, Kriminalhauptkommissarin, und Landrat Dr. Karl Schneider. © Claudia Metten

„Schönfärberei nützt nichts, genau wie alles schwarz zu malen“ – mit diesen Worten von Innenminister Herbert Reul stellte Landrat Dr. Karl Schneider die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 am vergangenen Mittwoch im Mescheder Kreishaus vor.

Hochsauerland - Es habe sich nach Corona einiges getan, das Vorcorona-Niveau sei wieder erreicht. Das bedeutet konkret: Insgesamt ist die Gesamtkriminalität im Hochsauerlandkreis um 10,09 Prozent auf 12.890 Fälle gestiegen. Im Vergleich dazu verzeichnet Nordrhein-Westfalen einen Anstieg von 13 Prozent.

„Nach wie vor ist der HSK einer der sichersten Kreise in NRW. Durch die Aufhebung der Corona-Maßnahmen fanden wieder Großveranstaltungen statt. Das erklärt den Anstieg der Straftaten“, so der Landrat. „Stark angestiegen sind die Körperverletzungen und die erhöhte Gewaltkriminalität bei Kindern und Jugendlichen. Kopfzerbrechen bereiten uns auch die geknackten und gesprengten Geldautomaten. Es müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, das Geld unbrauchbar zu machen.“

Laut Dr. Karl Schneider braucht die Polizei zur Aufklärung der Straftaten enge Kooperationen mit Banken, Taxifahrern, Apotheken und so weiter. Zeugen müssten gefunden und das Täterfeld durchleuchtet werden.

Die Aufklärungsquote

Im vergangenen Jahr sank die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr (61,02 Prozent) um 5,19 Prozent auf 55,83 Prozent. Polizeidirektor Klaus Bunse betonte, dass die Polizei nicht damit zufrieden sei, unter 60 Prozent zu liegen.

Trotz der negativen Trendwende werde weiterhin jede zweite Straftat aufgeklärt. Insgesamt wurden 275 mehr Tatverdächtige (5.662) als im Jahr 2021 ermittelt. Zum größten Teil handelte es sich dabei um Männer (77 Prozent).

Straßenkriminalität und Internetbetrug

„Die Straßenkriminalität ist um acht Prozent gestiegen, die Fallzahlen im Bereich Betrug um 21 Prozent. Beim Internetbetrug sind die Täter vielfach aus dem Ausland und verwenden falsche Emailadressen und Rufnummern. Daher sind diese Ermittlungen schwierig“, so der Polizeidirektor.

Seine Gesamtanalyse lautete: Die Kriminalitätsstrukturen zeigen eine deutliche Veränderung. Die Kriminalpolizei habe sich deshalb neu organisiert. Um gute Ergebnisse zu erzielen sei die Kripo zukunftsorientiert aufgestellt.

Prävention

In diesem Zusammenhang hob Kriminaloberrat Thomas Vogt deutlich die Kriminalprävention hervor. „Kripoarbeit bedeutet nicht nur reines Ermitteln, sondern auch Prävention. Die steigenden Zahlen können auch gute Polizeiarbeit bedeuten.“

Wichtig sei auch die Verhaltensprävention im Bereich Drogen an den Schulen. „Jugendprävention ist wichtig. Ein Viertel der Straftäter ist heute jünger als 21 Jahre. Die Gewalttäter unter 21 Jahre machen ein Drittel aus und im Bereich Raub ist es jeder Zweite“, ergänzte der Kriminaloberrat.

Tötungsdelikte und Einbrüche

Insgesamt konnten im Jahr 2022 alle acht Tötungsdelikte aufgeklärt werden. Im Jahr 2022 erhöhten sich die Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen um 3,62 Prozent auf 143. Bei nahezu der Hälfte der Einbrüche blieb es bei einem Versuch. Jeder dritte Wohnungseinbruch wurde aufgeklärt.

Gewaltkriminalität

Auch die Gewaltkriminalität nahm zu und zwar um 16,71 Prozent auf 440 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der schweren Körperverletzungen stieg dabei auf insgesamt 348 Fälle (Plus 17,97 Prozent).

Die Anzahl der angezeigten Sexualstraftaten sank um drei Fälle auf 380, die sexuellen Belästigungen hingegen stiegen um 50 Prozent auf 69 Fälle. Insgesamt wurden 75 Straftaten im Bereich Sexueller Missbrauch an Kindern, verübt.

Aufgedeckt wurden davon 92 Prozent. Exorbitante Daten wurden auch im Bereich Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften sichergestellt. Polizeidirektor Klaus Bunse sprach in einem Fall im Hochsauerlandkreis von 30 Terabyte.

Weitere Straftaten

Im letzten Jahr wurden acht Geldautomaten im HSK gesprengt, die Zahl der Fahrraddiebstähle nahm um circa 50 Prozent zu. Hingegen sanken die Delikte im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität um 11 Fälle.

Der Widerstand/Tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen stieg von 84 (2021) auf 129 im vergangenen Jahr. „Der Ton ist insgesamt rauer geworden. Durch den Konsum von Alkohol auf Festen ist die Hemmschwelle geringer und die Zündschnur kürzer“, erläuterte Landrat Dr. Karl Schneider den Hintergrund.

Cybergrooming

Im Bereich Cybergrooming (das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen) teilte Kriminalhauptkommissarin Julia Henneböle mit, dass hier viel Präventionsarbeit geleistet werde.

„24 Prozent der Kinder werden heute über das Internet zum Date angeschrieben, das ist jedes vierte Kind. Eltern unterschätzen die Gefahr durch Fremdtäter. Sie sollten die Einstellungen überprüfen, die Profilbilder ihrer Kinder kontrollieren und darauf achten, dass keine Nicknames verwendet werden.“

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