Petra und Klemens Schemme leiten das Kreisauskunftsbüro im HSK

Hochsauerland/Meschede. Ein Zug ist verunglückt, ein Flugzeug abgestürzt – es sind Horrorszenarien wie diese, in denen besorgte Angehörige oftmals panisch versuchen, ihre Verwandten zu erreichen. Sind sie von dem Unglück betroffen oder in Sicherheit? Erster Ansprechpartner für betroffene Angehörige ist in derartigen Katastrophenfällen das Kreisauskunftsbüro (KAB).
„Ach den Suchdienst, den kennen wir doch noch aus Kriegszeiten, als viele Menschen ihre vermissten Angehörigen gesucht haben“ – das ist nur eine von vielen Reaktionen, die Petra und Klemens Schemme, Leiter des KAB im HSK, erhalten, wenn sie von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beim Kreisauskunftsbüro des Deutschen Roten Kreuzes berichten. Das Mescheder Ehepaar ist sich einig: „Viele Menschen wissen nicht, was wir eigentlich genau machen oder gar, dass es so eine Einrichtung wie das KAB überhaupt gibt, die ausschließlich aus Ehrenamtlichen besteht.“ Dabei wurde das Kreisauskunftsbüro im Hochsauerlandkreis bereits im Jahr 2001 ins Leben gerufen, als der Kreis dem DRK-Kreisverband den Auftrag zur Einrichtung einer solchen Stelle erteilte. Das KAB stellt für den Hochsauerlandkreis die Personenauskunftsstelle (PASS) und erteilt bei sogenannten Großschadensereignissen Angehörigen Auskunft über den Verbleib von Betroffenen.
"Wenig Aufwand für eine wichtige Aufgabe"
„Das können Busunglücke sein, aber auch ein Flugzeugabsturz oder natürlich auch eine Explosion in einer Firma mit vielen Mitarbeitern“, erklärt Petra Schemme. Für das Mescheder Ehepaar brachte der verheerende Tsunami im Indischen Ozean Ende Dezember 2004 den Antrieb, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Was ist mit den Angehörigen? Wie erhalten sie Informationen über den Verbleib ihrer Familienmitglieder und Freunde“, erinnert sich die 60-Jährige an ihre Gedanken von damals.
Gedanken, die das Ehepaar zu einem Ehrenamt brachte, das sie seither mit Leidenschaft betreiben. „Durch einen Aufruf wurden wir auf die Tätigkeit des Kreisauskunftsbüros aufmerksam. Wir haben uns dann gedacht: So können wir Menschen helfen und das ohne viel Zeitaufwand neben unserem Beruf.“ Mit der Zeit stiegen die Eheleute von „kleinen Helferlein“ zu Leitern des KAB auf. Das war naturgemäß kein Selbstläufer. Diverse Fortbildungen und Erfahrungswerte liegen dem zugrunde.

„Es gibt einige Schulungen, die man durchlaufen muss. Zu Beginn nimmt man an einer Schulung teil, die sich mit den Strukturen des Deutschen Roten Kreuz befasst. Dann stehen noch eine EDV-Schulung und ein Telefontraining auf dem Programm“, erklärt die 60-Jährige. Ehrenamtliche sollten diese Schulungen zwar möglichst zu Beginn ihrer Tätigkeit absolvieren, aber es werde „kein Druck aufgebaut“, ergänzt Klemens Schemme. Zusätzlich zu diesen anfänglichen Schulungen finden etwa sechs Mal im Jahr Auffrischungen und Übungen statt, die die beiden Mescheder als Leiter des KAB gestalten. „Es ist also wenig Aufwand für eine wichtige Aufgabe“.
Bei den etwa zweistündigen Übungen werden alle Aufgabenbereiche abgedeckt. „Wir wollen uns bei diesen Übungen natürlich bestmöglich auf den Ernstfall vorbereiten.“ Bei der Datenerfassung pflegen die Ehrenamtlichen die Daten von Betroffenen eines Großschadensereignisses in einem Computersystem ein. „Wenn ein Angehöriger anruft, geht es dann vor allem darum ruhig und sachlich zu bleiben“, erklärt Klemens Schemme. Wichtig sei dabei, dass der Anrufer seine Personalien und seine Telefonnummer und die Daten des Gesuchten mitteilt, nur so kann er Auskunft erhalten. Diese Telefongespräche werden bei speziellen Trainings geübt. „Alle Teilnehmer der Übung schlüpfen dann in verschiedene Rollen. Es kann im wahren Leben nette aber zum Beispiel auch ungeduldige Anrufer geben.“
Wichtigste Info: "Wer ist wo?"
Wichtig ist dabei, eine auf die Situation abgestimmte Gesprächsführung. Schließlich solle die Leitung nicht zu lange belegt werden. „Wer ist Wo – das ist die Info, die wir herausgeben“, so Petra Schemme. „Einmal im Jahr gibt es auch eine Übung, bei der wir von Ehrenamtlichen eines anderen KABs angerufen werden und umgekehrt. Die Vernetzung und Zusammenarbeit läuft gut.“ Kooperation sei schließlich auch im Ernstfall notwendig. „Wenn hier bei uns im HSK ein Großschadensereignis eintritt, kommt zuerst unsere Personenauskunftsstelle zum Einsatz. Weitere Helfer aus NRW können zur Unterstützung angefordert werden.“ Einen Ernstfall haben Petra und Klemens Schemme selbst noch nicht miterlebt. „Wir haben allerdings mit Personen gesprochen, die bei der Loveparade in Duisburg im Einsatz waren. Aus einer Übung wurde ein Ernstfall. Damals wurden zur Unterstützung auch Ehrenamtliche aus anderen KABs angefordert. Meschede kam aber nicht mehr zum Zuge.“
Aktuell sind 15 Ehrenamtliche bei der Kreisauskunftsstelle im Hochsauerlandkreis engagiert. Wenn es nach Petra und Klemens Schemme geht, könnten es aber auch noch 15 weitere sein. „Wir würden uns über Zuwachs freuen. Gern gesehen sind auch Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen. “ Es ist ein Ehrenamt, das auch als Paar gemeinsam ausgeübt werden kann. Es ist auch für Personen mit körperlicher Beeinträchtigung geeignet, da der Übungsraum im Kreishaus barrierefrei zu erreichen ist. Wer einmal in die Arbeit der Personenauskunftsstelle hineinschnuppern möchte, ist bei den Übungen willkommen. „Das ist einfach ein Ehrenamt, das man gut mit dem Beruf vereinbaren kann“, so das Ehepaar abschließend.
Die nächste EDV-Übung findet am Dienstag, 21. Januar, um 18 Uhr im Kreishaus in Meschede im EDV-Raum statt. Weitere Informationen gibt es beim DRK unter Tel. 02 91/ 90 24 92 05, kontakt@drk-meschede.de.