1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Olsberg

„Newcomerin“ im Poetry-Slam: Sauerländerin mischt die Szene auf

Erstellt:

Von: Claudia Metten

Kommentare

Davina Sauer-Wundling hat die Liebe zum Poetry-Slam für sich entdeckt.
Davina Sauer-Wundling hat die Liebe zum Poetry-Slam für sich entdeckt. © Claudia Metten

Die Menschen unterhalten, ihnen Spaß bereiten und sie zum Lachen bringen, sie aber auch ein klein wenig zum Nachdenken anregen – das möchte die Olsberger Poetry-Slammerin und gelernte Bühnentanzpädagogin Davina Sauer-Wundling mit ihren Texten erreichen. Die Liebe zum Poetry-Slam hat sie 2019 für sich entdeckt. 

Olsberg – In ihren selbstgeschriebenen Texten schaut die 1977 in Olsberg geborene Künstlerin, die in den Niederlanden an der Kunsthochschule Amsterdam ihr vierjähriges Studium zur Bühnentanzpädagogin absolviert hat, gerne mal mit einem zwinkernden Auge auf gesellschaftliche Themen „aus der ganz normalen Tretmühle des Alltags“.

Sie schreibt genauso über die charmante Kultur im Sauerland und wie sie funktioniert sowie über die Region selbst. Aber auch Alltagsgeschichten wie zum Beispiel Pubertätsprobleme ihrer Söhne werden in ihren Texten verarbeitet.

„Ich lenke den Blick mit viel Leichtigkeit auf die Themen“

„Ich lenke den Blick mit viel Leichtigkeit auf die Themen. Durch meine Texte sollen sich die Zuschauer auch mal ertappt fühlen und erkennen: ,Ja, so sehe ich das auch. Verdammt so stur bin ich ja auch manchmal’“, berichtet die Poetry-Slammerin schmunzelnd.

Selbst bezeichnet sich die Mutter zweier Söhne noch als „Newcomerin“ in der Szene. Und das, obwohl sie bereits direkt zum Start ihrer neuen Laufbahn 2019, den Briloner Poetry-Slam mit einem selbstironischen Einblick in die „Erwachsenenpubertät“ für sich entscheiden konnte. Seitdem ist viel passiert, die Aufregung vor den Auftritten auf der Lesebühne hat sich zwar ein wenig gelegt, doch das Kribbeln und das Feuer sind nur noch stärker geworden.

Davina Sauer-Wundling ist in ganz Nordrhein-Westfalen und in Hessen unterwegs

Seit einem Jahr ist Davina Sauer-Wundling in ganz Nordrhein-Westfalen und in Hessen unterwegs. Sei es in Essen, Lippstadt, Arnsberg oder Marburg und Baunatal, mit ihren fünf- bis zehnminütigen Texten begeistert sie ihre Zuhörer, tritt mit ihnen in Interaktion, baut den Spannungsbogen wie beim Ballett immer weiter auf.

Ein besonders berührender Auftritt war für sie im Schiffchen (Gasthof Canisius in Bigge) wegen der Atmosphäre: „Dort habe ich ,Flausen zum Bier’ vorgetragen. Das war ein überaus gelungener Abend, an dem ich meine Texte frei erzählt habe. Durch das Kneipenambiente war ich noch näher am Publikum“, erinnert sich die Olsbergerin, die hauptberuflich in ihrem Tanzstudio mit viel Leidenschaft wöchentlich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Jazz- und Stepptanz, Ballett, Modern und Lindy Hop unterrichtet.

Davina Sauer-Wundling tanzt seit frühester Kindheit und hat im Laufe ihres Lebens ihre Bestimmung immer weiter perfektioniert.

„Der Tanz war früher mein Ausdrucksmittel“

„Der Tanz war früher mein Ausdrucksmittel, heute ergänze ich ihn mit dem Schreiben von Texten“, so die Tanzpädagogin, die diesen Monat das 20-jährige Bestehen ihrer Tanzwerkstatt feiert, und nutzt lachend eine Metapher, um ihren Werdegang zu beschreiben: „Bereits in frühen Jahren begann das Tanzen mit dem Fineliner, heute empfinde ich mich als Wachsmalstift für kleine Kinderhände.“

Viel Erfahrung, schmerzende Füße, jede Menge Herzblut und Enthusiasmus haben die zierliche Frau mit den schwarzen Haaren und großen, dunklen Augen zu einer wahren Künstlerin auf ihrem Gebiet werden lassen. Ausdrucksstark startet sie mit ihrer Mischung aus Tanz und Text weiter durch, mischt die Poetry-Szene auf, auch wenn sie sich noch etwas „klein“ neben den ganz großen Stars auf der großen Bühne fühlt.

„Ich habe voll Bock auf Poetry-Slam. Darum ist es auch nicht schlimm, dass ich noch relativ neu in der Szene bin. Jeder musste mal klein anfangen, egal wie alt er ist“, so Davina Sauer-Wundling, die schon ihr nächstes großes Projekt genau vor Augen hat.

Kleine Kunstbühne in ihrem Studio in Olsberg

Am Freitag, 6. Januar 2023, eröffnet sie eine kleine Kunstbühne in ihrem Studio in Olsberg mit Comedy, Musik, Tanz, Poetry-Slam, Kunst und Kultur. „Geplant ist vierteljährlich ein bunt gemischter Kulturabend. Ich möchte in Olsberg eine offene Bühne etablieren, um Künstlern und ihrer Kunst eine Plattform zu bieten“, so die engagierte Bühnentanzpädagogin, die am morgigen Sonntag, 23. Oktober, ab 18 Uhr beim Poetry Slam in Arnsberg ihren großen Auftritt auf der Bühne hat.

Mit den aktuellen Größen der Poetry-Slam-Szene misst sich die Olsbergerin auf der Bühne des Sauerland-Theaters beim „Tanz der großen Worte“. Wortgewandt wird die Lokalmatadorin aus Olsberg versuchen, den Profis so richtig einzuheizen und somit die heimische Region ausdrucksstark vertreten.

Auszug aus „Tanzkurstraum“

Während ich als Jugendliche im Ballett-, Jazz- und Steppunterricht sehr fröhlich und entspannt das Gefühl hatte, “Jau, macht Spaß!”, lernte ich mit vierzehn–fünfzehn die Schattenseiten des Tanzkosmos kennen. Ja richtig, ich kann noch nicht einmal mehr genau sagen, wie alt ich war. So erfolgreich habe ich diese Zeit wohl verdrängt.

Ich frage mich heute wirklich, welcher böse Mensch entschieden hatte, dass es eine prima Sache sei, pubertierende Jugendliche gemeinsam in einer Schützenhalle oder einem beliebigen anderen großen Saal zusammenzutreiben, um ihnen beizubringen, wie man ohne größere Schäden zu verursachen miteinander tanzt.

In einem Alter, wo die Schweißdrüsen wirklich erstaunliche Geruchsmischungen ausstoßen, wo ein einziges Gesicht in der Lage ist, sämtliche Entwicklungsstadien eines Pickels auch in mehrfacher Ausführung zu präsentieren, wo Mädchen manchmal sehr überraschend menstruieren und dabei noch viel zu unsicher sind, welches „Hygieneprodukt” denn nun am besten und wie gehandhabt werden sollte. Wo sowohl Wachstumsschübe als auch hormonelles Kopfchaos aus einst wendigen Kindern Koordinationsmonster machen, die sich so geschmeidig bewegen wie die Helden einer Zombieapokalypse….. und ich meine nicht die letzten fünf überlebenden Menschen, die sich bewaffnet durchs Dickicht schlagen.

Von Davina Sauer-Wundling

Auch interessant

Kommentare