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Sebastian Lanksch bietet Treff für geflohene Ukrainer in seinem Garten in Schmallenberg an

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Der Gastgeber Sebastian Lanksch versorgt seine Gäste aus der Ukraine mit frisch gegrillten Würstchen.
Der Gastgeber Sebastian Lanksch versorgt seine Gäste aus der Ukraine mit frisch gegrillten Würstchen. © Privat

Sie weinen gemeinsam, tauschen sich aus oder reden einfach nur – der Wolfsburger Vertriebsmitarbeiter Sebastian Lanksch hat in Schmallenberg für die Geflüchteten aus der Ukraine in seinem Garten einen Mittwochstreff eingerichtet. Der läuft, seitdem die ersten Familien in der 25.000-Einwohner-Stadt im Hochsauerland eintrafen.

Schmallenberg - Lanksch, der Baureihe G4 Vertriebskonzepte für die ID. Familie mitentwickelt, erklärt: „Das ist ein Ort für unsere Gäste aus dem Kriegsgebiet wie auch für uns als Gastgeber. Da reden wir über das, was uns alle beschäftigt und ermöglichen Hilfe zur Selbsthilfe.“ Und es gibt auch die ein oder andere Grillwurst oder ein frisches Pils. Einmal waren es 120 Würstchen.

Kaum ist der Ukraine-Krieg losgebrochen, kommen die ersten Geflüchteten nach Schmallenberg, gut 100 Kilometer südöstlich von Dortmund. Sie haben Kontakte hierher und nutzen sie auf ihrer Flucht. „Sie standen vor uns mit Trolley und Tüten, Frauen mit Kindern, hungrig und erschöpft“, berichtet Lanksch. Er zögert nicht und nimmt in seinem Haus eine Familie aus Kiew mit zwei Kindern auf. Der Ehemann und Vater, ein Gewichtheber, musste zurückbleiben. Er patrouilliert nachts in einen Bezirk in Kiew. Die Gemeinde Schmallenberg rückt in diesen Tagen zusammen: „Es gab nur noch ein Thema: Wie können wir helfen?“

Auch der 52 Jahre alte Lanksch will etwas tun. Die Idee zum Mittwochstreff entsteht.

 „Klar, dass man sich hilft. Vor allem wenn ich mir vorstelle, meine Familie wäre in dieser Situation.“

Sebastian Lanksch

Er will einen Ort für die Geflüchteten und für die Bürger von Schmallenberg schaffen, die Menschen in ihrem Haus Zuflucht geben – immer mittwochs in seinem Garten. Beim ersten Mal kommen etwa 40 Geflüchtete, meist Frauen und Kinder. Danach sind es schon 130 Menschen.

Selbst die Kommune schicke Neuankömmlinge. Sie weinen zusammen, teilen ihr Leid. Manche kennen sich. Sogar Menschen, die in Kiew Nachbarn waren, treffen sich hier in Schmallenberg wieder. „Wir geben ihnen ein kleines Stück Heimat“, sagt Lanksch. Er will, dass die Geflüchteten in seiner Stadt ankommen und „echte“ Schmallenberger werden.

„Es gibt keine Schwierigkeiten oder Konflikte mit unseren Gästen, die in der Zwei-Zimmer-Wohnung unter unserem Dach leben“, erzählt Lanksch. Die Sprache sei kein Problem – vor allem für die Kinder. Sie toben oft zusammen durch Haus und Garten. Dennoch gibt es viele Fragen und offene Punkte, je länger die Geflüchteten da sind und sich im Alltag einrichten. Lanksch: „Man stochert dann oft im Nebel herum.“

Warum er sich so stark engagiert? Für ihn ist das ein Akt der Menschlichkeit: „Klar, dass man sich hilft. Vor allem wenn ich mir vorstelle, meine Familie wäre in dieser Situation.“

Den Mittwochstreff für Geflüchtete und ihre Gastgeber versteht Lanksch als private Initiative und als Provisorium, bis die Kommune diese Aufgabe übernimmt.

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