Zuvor hieß es jedoch „ab ins Münsterland“, um an der Steinfurter Akademie eine entsprechende Ausbildung zum „Pädagogik-Begleithundeteam“ zu absolvieren. Dort lernte Seppel ein halbes Jahr lang für seinen neuen „Job“. Auf dem Stundenplan standen unter anderem der Kontakt und Umgang mit Artgenossen und Menschen, Impulskontrolle, Grundgehorsam oder die Vermittlung von körperlicher Nähe, ohne den Menschen zu bedrängen.
Eine theoretische und praktische Prüfung in der Akademie sowie entsprechendes Wissen der Hundehalterin und ein eingereichtes Video von der Arbeit mit Seppel bildeten den Abschluss der Ausbildung. Diese sei, so Lena Stengritt, Grundvoraussetzung, um pädagogisch qualifiziert gut arbeiten zu können. Im Vorfeld mussten dann noch Einverständniserklärungen der Eltern eingeholt, ein Konzept und Hygienepläne für den Kita-Alltag mit Hund erstellt werden.
Zudem besuchte Lena Stengritt mit ihrem Hund anderthalb Jahre eine Hundeschule in Schmallenberg, um das Tier an das soziale Umfeld – Autos, Aufzug oder Bürogeräusche – zu gewöhnen. Immerhin begleitet Seppel sein Frauchen nun seit einigen Wochen dreimal in der Woche zum Kindergarten in Maumke, um mit den Kindern zu arbeiten.
Ziel dieser Arbeit sei es, vor allem Kinder mit Förderbedarf zu unterstützen. „Wir versuchen, neue Lernchancen zu schaffen, ohne Beurteilung und Leistungsdruck“, sagt die Kindergartenleiterin. Seppel motiviere den Nachwuchs dabei. „Die Kinder sind viel offener und trauen sich mehr, sei es in Bezug auf Zahlen oder die Sprache“, erklärt Lena Stengritt. Gleichzeitig vermittle Seppel Ruhe im stressigen Alltag, die Kinder lernen den vorsichtigen und respektvollen Umgang mit Tieren und den Bezug zur Natur. „Der Kontakt war sofort da, obwohl es ein großer Hund ist“, berichtet Lena Stengritt. „Die pädagogischen Maßnahmen im Zusammenspiel mit einem Tier beeinflussen das Verhalten von Kindern und Menschen in positiver Hinsicht.“ Der Kontakt mit den Tieren mache glücklich und stärke das Sozialverhalten sowie das Selbstwertgefühl, ist sich die Erzieherin sicher.
Auch bei Elternsitzungen und Teamgesprächen sei Seppel dabei. Natürlich dürfe sie ihren Hund nicht überfordern. Das Tierschutzgesetz und Tierwohl müssen bei aller Freude der Kinder und des Kita-Teams an der Arbeit stets beachtet werden.
Apropos Team – auch hier ist Seppel mittlerweile fester Bestandteil. „Es hängt sogar ein Foto von ihm an der Personalwand“, sagt sein Frauchen und dankt ihren Kolleginnen, den Eltern der Kinder, der Kath. Kindertageseinrichtungen Siegerland-Südsauerland gem.GmbH und ihren Eltern für die Unterstützung ihres Projektes. „Alle haben es mitgetragen und mir den Rücken freigehalten. Es gab eine gute Kommunikation“, freut sich Lena Stengritt über die Akzeptanz ihres neuen „Mitarbeiters“, mit dem sie in Zukunft auch in beruflicher Hinsicht ein eingespieltes Team bildet.