Kritik an Plänen für Windpark mit zwölf Anlagen in Sundern

Das Unternehmen Trianel Wind und Solar GmbH & Co. KG aus Aachen hat im vergangenen Jahr dem Hochsauerlandkreis einen Genehmigungsantrag für den Bau von zwölf Windenergieanlagen auf den Höhen südlich des beschaulichen Sunderner Ortsteils Dörnholthausen eingereicht. Unter großem Interesse der Bevölkerung fand am vergangenen Dienstag eine Bürgerinformationsveranstaltung zu dem Projekt „Windpark Sundern“ in der Stockumer Hubertushalle statt. Für einige Gäste, vor allem für unmittelbar betroffene Anwohner, lief die Veranstaltung offensichtlich anders ab, als erwartet.
Stockum – Zwölf Anlagen mit einer Nabenhöhe von jeweils 166 Metern und einer Gesamthöhe von 246 Metern sollen, nach Wünschen des Investors, ab Ende 2024 rund 180 Millionen Kilowattstunden ökologischen Strom pro Jahr erzeugen.
Die Pläne beinhalten unter anderem auch den Bau einer 4,5 Kilometer langen Kabeltrasse sowie die Errichtung eines eigenen Umspannwerkes nördlich von Endorf: „Somit könnten rund 50.000 Haushalte versorgt werden. Alle Anlagen befinden sich außerhalb der 1000 Meter-Abstandsgrenze. Gutachten nach einjähriger Untersuchungen zu Flora, Fauna und Wasserschutz sowie den technisch bedingten Einflüssen wie Schallemissionen und Schattenwurf liegen uns vor, sodass wir den Windpark für genehmigungsfähig halten“, erklärte Projektleiter Fabian Stöhr bei einer kurzen Rede den rund 150 Gästen der Infoveranstaltung. Gemäß der Ansicht von Trianel seien die Standorte der Anlagen aufgrund der topographischen Situation äußerst vorteilhaft, auch werde der Eingriff in Natur und Landschaft so gering wie möglich gehalten werden können. Nun wolle man in Form dieses „Info-Marktes“ mit der Bevölkerung vor Ort in den Dialog treten und gemeinsam die Eckpunkte des Parks und der Projektplanung erörtern.
Statement des Bürgermeisters
„Kommunale Wertschöpfung so groß, wie möglich halten“: Zuvor hatte Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke in seiner Eröffnungsrede vor allem auf die positiven Auswirkungen für die Stadt und ihre Bürger hingewiesen: „Selbstverständlich wird der Bau des Parks eine neue Situation im Landschaftsbild schaffen. Auch darum ist es nun wichtig, dass nicht nur informiert wird, sondern auch Anregungen aus der Bevölkerung mitgenommen werden. Da das Projekt für Bürger und die Stadtkasse vorteilhaft wäre, möchte die Verwaltung dieses positiv begleiten. Letztendlich wird in der Politik beraten werden müssen.“
Doch wer sich in die Hubertushalle begeben hatte, um sich an einem öffentlich geführten Diskurs zu beteiligen und das allgemeine Stimmungsbarometer wahrzunehmen, wurde an diesem Abend offenbar enttäuscht. Zwar standen den Interessenten an den jeweiligen Infoständen des Investors sowie der einzelnen Gutachter zu Konflikt- und Umweltfragen fachkundige Mitarbeiter für detaillierte Antworten zur Verfügung, doch die Möglichkeit, eine rege und etwaige emotional geführte Diskussion zu führen und dabei die Bedenken und Befürchtungen einzubringen, wurde von vielen vermisst. Auch die Tatsache, dass in den Augen einiger solch eine Infoveranstaltung quasi im Nachhinein kaum noch eine fruchtbringende Bürgerbeteiligung mehr ermögliche, wurde zum Teil vehement kritisiert: „Erst im vergangenen November haben wir durch Zufall gehört, dass uns fünf der Anlagen direkt vor die Nase gesetzt werden sollen, die wir dann aus unserem Garten heraus betrachten dürfen. Viel zu dominant und sehr erschlagend. Und dann noch in einem Naturschutzgebiet mit Quelle. Was ist, wenn diese versiegt?“, äußerte sich etwa ein betroffener Dörnholthausener, der sich vor allem von der Informationspolitik aus dem Rathaus schwer enttäuscht zeigte.
„Was bringt die Bürgerbeteiligung jetzt?“
Aussagen wie „Der Strom muss ja irgendwo herkommen. Von mir aus können sie die Windräder ruhig bauen“ hörte man am Dienstag eher selten. Auch, dass generell aus Windkraftanlagen ökologisch und sinnvoll Strom erzeugt werden könne, wurde, aufgrund der in den Bauteilen verwendeten Materialien, der unsicheren Recycling- oder Entsorgungsmöglichkeit, dem unangemessen großen Eingriff in die Natur und nicht zuletzt den gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen, infrage gestellt: „Wo ist das Öko?, fragte etwa ein Betroffener wütend, der zugleich einen erheblichen Wertverlust seines Hauses befürchtet: „Das ist eine Sauerei hoch Drei. Was bringt uns diese Bürgerbeteiligung jetzt, wo das Ding schon so weit fortgeschritten ist? Ich bin einer von ganz vielen in unserem Dorf, die das genauso sehen.“
Das sagt der Betreiber
Ingela Marré, Pressesprecherin von Trianel, steuerte im Gespräch mit dem SauerlandKurier entgegen: „Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist uns äußerst wichtig. Die Sorgen und Befürchtungen nehmen wir sehr ernst. Dieses Feedback wird auch in das laufende Verfahren durchaus mit einfließen gelassen werden können. Auf alle Einwände werde man beim Hochsauerlandkreis eingehen und diese beim Genehmigungsverfahren berücksichtigen. Dort wird entschieden, ob der Park in der geplanten Version gebaut werden kann, oder etwa bei der Anzahl der Anlagen ein Kompromiss gefunden werden muss.“ Auch sollte man berücksichtigen, dass jeder einzelne, betroffene Bürger von dem geförderten Investitionsvolumen in Höhe von 100.000 Euro pro gebauter Anlage profitieren könne. Bürger-Windanlage?, Strombonus?, Bürgersparbrief?, Förderverein?, In welcher Form und mithilfe welchen Modells die Bevölkerung an dem Windpark beteiligt werden könne, müsse aber noch, der örtlichen Begebenheit entsprechend, ermittelt werden.
