1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Sundern

Sauerländerin leidet täglich unter Krampfanfällen - so soll ihr ein Assistenzhund künftig helfen

Erstellt:

Von: Rebecca Weber

Kommentare

Ehepaar Assistenzhund
Katja (li.) und Anja Kahle, mit Hündin Amy, hoffen, dass bald ein Assistenzhund bei ihnen einziehen kann. © Rebecca Weber

Katja Kahle leidet seit Jahren unter schweren Krampfanfällen - und das täglich. Ihren Alltag kann sie nur schwer alleine bewältigen. Nun hofft sie, dass ihr ein Assistenzhund helfen kann.

Hövel – Endlich wieder selbstständiger sein und auch mal alleine mit sicherem Gefühl vor die Tür gehen: Dafür erhofft sich Katja Kahle aus Hövel Unterstützung von einem Assistenzhund. Denn seit Jahren leidet die 44-Jährige unter einer Post-Traumatischen Belastungs-Störung (PTBS), die bei ihr täglich schweren Krampfanfällen führt. Ihr Tagesablauf gerät dadurch komplett aus den Fugen. Geplagt von Ängsten und Depressionen traut sie sich kaum noch vor die Tür.

„Meistens passiert es morgens nach dem Aufstehen, dann falle ich unangekündigt von jetzt auf gleich um, der ganze Körper zittert, krampft komplett. Danach schlafe ich eigentlich direkt ein, liege dann manchmal ein bis zwei Stunden auf dem Boden. Dann werde ich irgendwann wieder wach, bin aber total orientierungslos und rufe meine Frau bei der Arbeit an, weil ich gar nicht weiß, was Sache ist. Es dauert meistens so drei bis vier Stunden bis ich wieder richtig klar bin“, schildert Katja Kahle ihr tägliches Leiden. Früher hat sie im Versicherungsaußendienst gearbeitet, doch an arbeiten oder Auto fahren sei heute nicht mehr möglich. Der ganze Tagesablauf werde um die Krampfanfälle herum gebaut.

Psychotherapien und Klinikaufenthalte konnten nicht weiterhelfen

Die Ursache des Traumas liege wohl in sexueller Misshandlung im Kindesalter. Jedoch konnten mehrere Psychotherapien, Klinikaufenthalte und neurologische Untersuchungen in den vergangenen Jahren nicht wirklich weiterhelfen. „Dadurch dass es eine Mischung aus epileptischen und psychogenen Krampfanfällen ist, ist es selbst für Neurologen immer schwierig zu unterschieden“, beschreibt Katja Kahle weiter. Inzwischen sei sie zwar medikamentös ganz gut eingestellt, die Krampfanfälle kommen aber weiter – täglich.

Ihre Ehefrau Anja Kahle erzählt: „Wenn ich abends zu Hause bin, kann ich es mittlerweile schon ganz gut erkennen, wenn wieder ein Krampfanfall kommt. Dann sage ich ihr, sie soll sich hinlegen.“ Dass sie aber morgens das Haus für die Arbeit verlassen muss, sei für Anja Kahle jedes Mal ein schwerer Gang: „Ich habe immer das Telefon dabei auf der Arbeit, bin jederzeit erreichbar. Es ist schwer zu beschreiben, wie ich das schaffe. Aber kein Grund für mich wegzulaufen.“

Große Angst vor Verletzungen beim Sturz

Auch wenn sich die Krampfanfälle in der Regel nach einiger Zeit von selbst wieder lösen, bleibt die große Sorge, dass sich Katja Kahle bei einem Sturz schwer verletzten könnte. So sei sie bereits die Treppe herunter gefallen, weil sie den Krampfanfall nicht kommen sah. „Was ist, wenn sie doof mit dem Kopf aufschlägt?“, so die Angst von Anja Kahle.

Daher erhofft sich das Ehepaar Unterstützung durch einen Assistenzhund. Denn dieser sollte durch bestimmte Zeichen, etwa am Verhalten oder der Stimme, erkennen können, dass ein Krampfanfall zeitlich absehbar eintreten könnte. „Er sollte sie dann zum Beispiel anstupsen, damit sie sich hinsetzen oder auf das Sofa legen und somit nicht umfallen kann“, schildert Anja Kahle. „Außerdem kann ihr der Hund zeigen ‚Ich bin bei dir‘ und sie sieht ein vertrautes Gesicht, wenn sie wieder aufwacht. Im besten Fall kann er sie auch wecken, denn das Gehör ist so das erste was wieder funktioniert nach einem Anfall, so dass sie dann schneller wieder aufsteht.“ Darüber hinaus könnte der Hund darauf trainiert werden, Katja Kahle im Notfall auch das Handy zu bringen. „Er soll ihr ein treuer Begleiter sein“, so die Hoffnung von Anja Kahle.

Geeignet seien dafür verschiedene Rassen, aber es sollte ein Welpe aus guter Zucht sein, damit er von klein auf von einer professionellen Assistenzhundetrainerin ausgebildet werden kann. Die Hündin von Anja und Katja Kahle, Amy, komme nicht für die Ausbildung in Frage, da sie bereits fünf Jahre alt und sehr ängstlich sei.

Anschaffung und Ausbildung kostet rund 20.000 Euro

Die Anschaffung und Ausbildung eines solchen Assistenzhundes liegt allerdings bei rund 20.000 Euro – was für das Paar ohne Unterstützung nicht zu stemmen ist. Einen Großteil der Summe haben die beiden Frauen jedoch bereits zusammen: So habe der bundesweite Fonds für sexuellen Missbrauch, bei dem Katja Kahle einen Antrag gestellt hat, Unterstützung in Höhe von 10.000 Euro zugesagt. Die Rosengarten-Stiftung, die Menschen mit Handicap bei der Anschaffung eines Assistenzhundes unterstützt, gibt 1000 Euro. Im Fitness-Studio in Balve, das Katja Kahle besucht, seien durch einen Indoor-Cycling-Marathon 2100 Euro zusammengekommen und über die Plattform „GoFundMe“ rund 4000 Euro über Freunde und Bekannte. „Es ist wirklich Wahnsinn, wie viele Herzensmenschen es gibt“, sind die beiden dankbar für die Unterstützung.

Wer die beiden noch unterstützen möchte mit einer Spende, kann sich über das Portal „GoFundMe“ beteiligen, damit der Welpe bald in Hövel einziehen und Katja Kahle endlich wieder mehr Sicherheit im Alltag geben kann.

Auch interessant

Kommentare