„Zukunft barrierefrei gestalten“: Bonbons für Autofahrer am Protesttag in Sundern

Unter dem Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“ hatte die Behinderteninteressenvertretung, bestehend aus Vertretern des Caritasverbands Arnsberg-Sundern, des Josefsheim Bigge, Franz Sales Wohnen, Sozialwerk St. Georg Teilhabe, IWB Sundern sowie der Sauerländer Hörtreff (BIV) in Sundern aufgerufen, am Gelände des „Check & Snack“ für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum zu demonstrieren.
Sundern – Anlass war der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Um die Aufmerksamkeit der Autofahrer in der Sunderner Hauptstraße zu erlangen, hatten sich die Beteiligten etwas besonderes ausgedacht: Jeder Autofahrer, der am Zebrastreifen der Hauptstraße tatsächlich auf die Bremse trat und die Fußgänger, ob mit oder ohne Handicap, in Ruhe passieren ließ, erhielt ein süßes Bonbon als „Belohnung“.
„Dass die Autos halten ist hier leider nicht immer selbstverständlich“, sagt Tobias Sander, einer der Aktivisten an diesem Tag. „Es gibt oft die Situation, dass die Fahrerinnen und Fahrer erkennen, dass wir (wir Menschen mit Behinderungen) nicht so schnell unterwegs sind, und geben noch mehr Gas, um flott an uns vorbeizukommen. Dazu kommt, dass allein schon wegen der Sitzhöhe eines Rollstuhles manchmal die Rollifahrenden nicht so gut gesehen werden.“
Der Verkehrsdienst Hochsauerland und Verkehrssicherheitsberater begleiteten die Aktion in der Hauptstraße in Sundern.
Sundern beheimatet viele Wohn- und Arbeitsstätten für Menschen mit Behinderungen. „Uns ist es ein Herzensanliegen, dafür zu sorgen, dass alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – sicher durch den Straßenverkehr kommen“, führt Dirk Giese von der Behinderteninteressenvertretung aus und findet dabei viel Unterstützung auch von kommunaler Seite.
Die ersten baulichen Maßnahmen wurden bereits getroffen, um zum Beispiel Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung besser sichtbar zu machen. „Es gibt noch viel zu tun, aber ich freue mich, dass hier eine tolle tatkräftige Gemeinschaft entstanden ist, die nicht nur diesen Aktionstag wunderbar vorbereitet und organisiert hat, sondern die auch weiterhin dafür eintritt, dass den schwächsten Gliedern im Straßenverkehr Gehör verschafft wird,“ sagte Monika Wrona, Erste Vorsitzende der BIV.
Damit zum Beispiel die Menschen nachvollziehen können, was es bedeutet, auf Barrierefreiheit verzichten zu müssen, hatte das Orgateam einen Rollstuhl-Parcours aufgebaut. Hier konnten Nicht-Behinderte einmal erahnen, was es heißt, einen Bordstein überwinden zu müssen oder eine kurvenreiche Strecke zurücklegen zu müssen.
Sunderns Bürgermeister, Klaus-Rainer Willeke, hat es sich als einer der ersten nicht nehmen lassen, diesen Parcours in einem Rollstuhl zu meistern und sich den Anforderungen zu stellen. Schnell stieß er an seine körperlichen Grenzen: „Ich wusste nicht, wie schwer das ist.“
Zum Ende des Aktionstages, an dem viele Autofahrer ihr Bonbon am Zebrastreifen erhielten, zeigten sich die Beteiligten zufrieden darüber, dass der Tag für viel Publikum und Aufmerksamkeit gesorgt habe.
Hintergrund
Jährlich am 5. Mai machen europaweit Aktionen, Demonstrationen und Events auf die Belange von Menschen mit Behinderungen aufmerksam - Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.