Steht die Zukunft des Bundesschützenfestes auf dem Spiel?

„Jetzt hat die Schützensaison begonnen“ – so, oder so ähnlich, hieß es von vielen Delegierten der Bundesversammlung des Sauerländer Schützenbundes (SSB), die jüngst in der Mehrzweckhalle in Halingen (Kreisschützenbund Iserlohn) stattfand.
Hochsauerland – Insgesamt hatten 638 Schützen den Weg in den westlichsten Ort des Kreisschützenbundes gefunden, um an der Jahreshauptversammlung aller Sauerländer Schützenbruderschaften, -gemeinschaften und -vereine teilzunehmen. Wichtiges Thema des Tages war die Zukunft des Bundesschützenfestes. Markus Bröcher, stellvertretender Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes, stellte den Schützen ein neues Konzept für zukünftige Bundesschützenfeste vor. So sollen demnächst die Ausrichter nicht mehr für jeden angemeldeten Festbesucher einen Sitzplatz vorhalten müssen. „Die Feste haben sich, wie wir beim Bundesschützenfest in Medebach gesehen haben, viel mehr nach draußen verlagert, außerdem stellen die hohen Mietkosten für die früher benötigte Zeltfläche eine große Hürde und Unsicherheit für den Ausrichter dar.“
Gibt es bereits einen potentiellen Ausrichter?
Der Zuschuss des SSB für den Ausrichter wurde mit einstimmigem Beschluss von derzeit 10.200 Euro auf 20.000 Euro nahezu verdoppelt, dafür müssen die Vereine zukünftig 18 anstatt 20 Cent pro Mitglied als Beitrag an den SSB entrichten.
Der Fortbestand des Bundesschützenfestes steht grundsätzlich auf dem Spiel, wenn wir für 2025 keinen Ausrichter finden. Wollen wir das wirklich? Ich glaube, nein! Die Zeit ist nicht mehr lang, aber es ist nicht unmöglich. Ich appelliere an alle Vereine: Überlegt es euch und bewerbt euch für das Bundesschützenfest.
Dann wurde es ernst und Bundesoberst Martin Tillmann berichtete vom Sachstand der Vorbereitungen für das Bundesschützenfest 2025. „Der Sachstand ist, dass wir für unser Bundesschützenfest 2025 noch keinen Ausrichter gefunden haben. Dieses Fest wollten wir eigentlich als Jubiläumsfest (Anm.d.R zum 25. Mal) feiern“, so Martin Tillmann. „Der Fortbestand des Bundesschützenfestes steht grundsätzlich auf dem Spiel, wenn wir für 2025 keinen Ausrichter finden. Wollen wir das wirklich? Ich glaube, nein! Die Zeit ist nicht mehr lang, aber es ist nicht unmöglich. Ich appelliere an alle Vereine: Überlegt es euch und bewerbt euch für das Bundesschützenfest“, forderte er alle Anwesenden auf.
Unterstützung aus Medebach
Auch Valerie Helfrich von der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Medebach, die das letzte Bundesschützenfest 2019 ausgerichtet hat, erklärte sich bereit, mit allem, was nötig sei, den potentiellen Ausrichter zu unterstützen.
In den Reihen der Delegierten waren nach diesen ernsten Worten viele Fragezeichen in den Gesichtern zu erkennen. Den ganzen Abend hinweg rankten sich viele Gespräche der Schützen um das Thema Bundesschützenfest und dessen Zukunft. Wer einmal ein solches Fest mitgefeiert hat, kann sich vorstellen, wie viel Organisation in der Vorbereitung steckt, wie schön es aber auch ist, die versammelten Schützen aus allen sieben Kreisschützenbünden gemeinsam feiern zu sehen.
Grußworte und Wahlen
Auch die üblichen Regularien standen auf der Tagesordnung. Im Anschluss an die Begrüßung durch Bundesoberst Martin Tillmann (KSB Olpe) und den Vorsitzenden der ausrichtenden Halinger Schützen, Andreas Bembom, richteten die Vertreter der politischen Ebene, Bürgermeister Dr. Roland Schröder, Landrat Marco Voge und der Bundestagsabgeordnete Paul Zimiak ihre Grüße an die Schützen. In diesen Grußworten bekräftigten die Politiker aller Ebenen die Wichtigkeit und das Engagement des Schützenwesens für das kulturelle Miteinander. Gerade in den kleineren Dörfern und Städten seien die Schützen der zentrale Anlaufpunkt, wenn etwas im Ort gestaltet und in Angriff genommen werden soll. Diese Versprechen, die Unterstützung des Schützenwesens betreffend, sollten gegen Ende der Versammlung noch einmal auf die Tagesordnung gelangen.
Die Jahresberichte des Bundesobersten, des Bundesjugendsprechers Alexander Pusch, des Bundesgeschäftsführers Wolfram Schmitz und des Bundesschatzmeisters Thomas Buchmann waren durchweg positiv, allerdings klang bei der Bekanntgabe der in Halingen erschienenen Delegierten bei Bundesoberst Martin Tillmann ein kritischer Unterton mit. Der Einladung zur Bundesversammlung, also dem höchsten Gremium des SSB waren gerade einmal 81 von 346 Mitgliedsvereinigungen gefolgt, was einer Quote von rund 20 Prozent der stimmberechtigten Mitgliedern entspricht.
Die Wahlen zum stellvertretenden Bundesobersten (Markus Bröcher KSB Olpe), Bundesgeschäftsführer (Wolfram Schmitz KSB Arnsberg)) sowie die Bestätigung des neuen Bundesschießmeisters Manfred Gerlach (KSB Brilon) und des Bundessportleiters Dietrich-Wilhelm Dönneweg (KSB Arnsberg) erfolgten mit Wiederwahl der Amtsinhaber allesamt einstimmig.
Ehrungen
Im Rahmen der Versammlungen wurden auch einige Ehrungen durchgeführt. Markus Biene, Bundesschützenkönig von 1998, erhielt zu seinem 25-jährigen Königsjubiläum eine Ehrenurkunde des SSB. Im Anschluss an diese Ehrung betraten der Regionalpräsident der Europäischen Gemeinschaft historischer Schützen sowie deren Presse- und Brauchtumsreferent Sven Wottrich das Podium, um eine außergewöhnliche Ehrung vorzunehmen. Sichtlich überrascht wurde Wolfram Schmitz zum Rednerpult gebeten, die Vertreter des Europäischen Schützenbundes waren nach Halingen gekommen, um dem Bundesgeschäftsführer das „Verdienstkreuz in Silber der EGS“ für seinen außergewöhnlichen Einsatz für das europäische Schützenwesen zu verleihen.
