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Einsatz in luftiger Höhe

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Bei sich drehenden Rotoren keine einfache Aufgabe: das Absetzen von Rettungskräften aus dem Helikopter, das Polizei und Bergwacht jetzt trainierten.  Foto: Kristin Sens
Bei sich drehenden Rotoren keine einfache Aufgabe: das Absetzen von Rettungskräften aus dem Helikopter, das Polizei und Bergwacht jetzt trainierten. Foto: Kristin Sens

Die Rotoren knattern und blasen einem den Wind ins Gesicht, kleine Steinchen fliegen. Sich einem Hubschrauber zu nähern, ist nicht ganz einfach. Umso schwieriger, wenn man mit dem Helikopter Menschen retten will. Eine Woche lang trainierten Polizei und Bergrettung gemeinsam in Willingen das Absetzen von Rettungskräften und das Bergen von Menschen mit der Winde vom Helikopter aus.

Felix Feldmeier und Wolfgang Roth haben sich gerade vom Helikopter aus abseilen lassen und sind mitten auf einer Brücke des Kyrillpfades auf dem Ettelsberg gelandet: Punktlandung. Kaum haben sie das Seil abgekoppelt, entschwebt der Helikopter schon zum nächsten Einsatz. Wie zwei Gestrandete sitzen die beiden inmitten der umgestürzten Bäume. "Bergen von Verletzten aus dem unwegsamen Gelände ist eine der Hauptaufgaben der Höhenrettung", erklärt Feldmeier. Das Absetzen eines Notfallhelfers auf engem Raum, vor allem wenn der Wind so stark bläst, ist schon eine Herausforderung und muss geübt werden, damit im Ernstfall nichts schief geht.

Der 29-Jährige kommt aus Darmstadt. Drei bis vier Mal im Jahr stehen Einsatzübungen an. Aus ganz Hessen sind circa 20 Bergretter nach Willingen gekommen, um unter möglichst realen Bedingungen zu üben. Feldmeier war früher bei der Feuerwehr und ist über die Höhenrettung dazu gestoßen. Solche Einsätze hat er schon einige Male gemacht. Willingen aber kannte er bisher nur vom Boden aus. Bei großen Veranstaltungen, wie Bikefestival oder Skispringen war er schon mal vor Ort. Sein Kollege Wolfgang Roth ist seit ungefähr zwölf Jahren dabei. "Ich bin irgendwann einmal dazu gestoßen, weil ich es wahnsinnig interessant fand", sagt er. Er kommt von der Bergrettung in Schotten.

Das Rotorengedröhn des Helikopters wird wieder lauter und die beiden machen sich bereit, aufgenommen zu werden. Nicht nur untereinander müssen sie sich verstehen, auch mit dem Piloten und dem Winden-Operator muss die Verständigung klappen: Ein Arm ausgestreckt, schon dreht die Winde etwas ab, damit die beiden nicht am Geländer hängenbleiben –und dann sind sie in luftige Höhe entschwunden.

"Echte" Einsätze in Hessen nicht oft

Schwindelfrei sollte man schon sein. Das gilt auch für die Kräfte an Bord, die in der offenen Türe stehen und nach unten schauen. An sechs Stationen werden verschiedene Situationen geübt: Zielgenaue Landung, das Aufnehmen mit dem Bergungssack – und am Abend, wenn der Seilbahnbetrieb ruht, wird das Abseilen auf eine Gondel geprobt.

In Bad Tölz hat die Bergrettung eine große Simulatoren-Halle, in der die Einsätze mit dem Hubschrauber zunächst "trocken" geübt werden. "Die Polizei-Hubschrauber werden immer dann zur Personenrettung angefordert, wenn keine regulären Rettungsmittel zur Verfügung stehen", erklärt Klaus Boida von der Hubschrauberstaffel in Egelsbach, der das Training mit zwei Kollegen an diesem Tag leitet. "Echte" Einsätze gibt es in Hessen nicht so oft wie in Bayern zum Beispiel. Alle drei Jahre machen sie eine solche Winden-Intensiv-Woche. Dazwischen stehen regelmäßig kleinere Übungen an. Bei Kosten von rund 1000 Euro pro Heli-Flugstunde keine ganz billige Geschichte, aber notwendig, gerade weil die Einsätze hier nicht so häufig sind.

Die hessische Hubschrauberstaffel gibt es seit 1964. Ihre Einsätze beschränkten sich zunächst auf Verkehrsaufklärung. Später kamen Suchflüge und Fahndungen hinzu, die Dokumentation von Tatorten und Unfallorten aus der Luft sowie Aufklärungsflüge. 2002 wurde die Staffel ausgebaut, sodass sie nun rund um die Uhr in vier Schichten im Einsatz ist.

Mit Hilfe von Wärmebild- und Restlichtkameras können sie nun auch mit ihren drei Helikoptern, Typ EC 145, Nachtflüge unternehmen. 24 Piloten gehören zur Staffel sowie sieben Flugtechniker. Dabei haben sie auch zwei neue Leute. "Wenn wir unter realistischen Bedingungen und in der Gegend üben, in der wir wahrscheinlich auch im Ernstfall zum Einsatz kommen werden, kennen wir uns im Gelände schon etwas besser aus", erläutert Boida, bevor er aufspringt und ruft: "Meine EC 145 wartet auf mich."

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