1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Willingen

Es soll Gesetz werden: Willingerin treibt Projekt zur Reanimation voran

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Wilhelm Figge

Kommentare

Leben retten können auch Laien, wenn sie ihre Angst überwinden, sagt Liliane Kozik.
Leben retten können auch Laien, wenn sie ihre Angst überwinden, sagt Liliane Kozik. © pr

Mit einem Programm für Herzsicherheit an Schulen hat die Willingerin Liliane Kozik in NRW einiges bewegt. Das will sie fortsetzen - auch in Hessen.

Meistens traut sich niemand. Und das ist bei Herz-Kreislauf-Stillstand fatal: Weniger als 40 Prozent der Deutschen beginnen vor dem Eintreffen des Rettungsdiensts mit der Reanimation, mit jeder Minute Stillstand sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent. Liliane Kozik aus Willingen möchte diese Zahl nicht hinnehmen. Mit ihrer Initiative „Herzsicherheit-Schulen-NRW“ will die 20-Jährige erreichen, dass es im benachbarten Bundesland, aber auch in Hessen und ganz Deutschland gesetzlich feststeht: Reanimation soll in der Schule unterrichtet werden.

Aufmerksam wurde sie durch persönliche Betroffenheit: 2017 wurde bei ihr ein Herzfehler diagnostiziert, die Gefahr eines Kammerflimmerns bestand. Rund ein Jahr dauerte es, bis das Problem behoben war, aber es ließ sie nicht mehr los. Sie beschäftigte sich mit dem Thema, sprach mit vielen Menschen, mit ihrem Landtagsabgeordneten, mit ihrer Schule – das Berufskolleg Olsberg stand für ein Pilotprojekt bereit.

„Viele Menschen haben Angst davor, mit der Herz-Druckmassage zu beginnen oder einen Defibrillator zu benutzen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen“, sagt Liliane Kozik. Da helfe, zu üben: Sie verweist auf Dänemark, wo Wiederbelebungstrainings die Hilfs-Quote auf 70 Prozent erhöht haben.

Zudem setzt sie sich für den Erhalt und die Ausweitung eines Projekts des Landes ein, welches dieses auf Empfehlung der Kultusministerkonferenz gestartet hatte: Darin gibt es finanzielle Mittel für die Ausbildung. Am Olsberger Berufskolleg wurden etwa zwei Übungspuppen und ein Defibrillator angeschafft, pro Jahr soll jeder Schüler zwei Übungsstunden absolvieren.

Nach drei Jahren wird das Landes-Projekt nun evaluiert. Liliane Kozik hat ein Ansuchen auf der Internet-Plattform „Open Petition“ gestartet, um es fortzusetzen und auszuweiten.

Die Angst, bei der Reanimation als Laie etwas falsch zu machen, wiege schwerer als das eigentliche Risiko, befürchtet sie: „Wenn ein Mensch da liegt und nichts passiert, dann stirbt er.“ Das schlimmstmögliche Szenario, dass sie viele Menschen ausmalen – dass Rippen brechen und in die Lunge stoßen – sei unwahrscheinlich. Und sonst könne der Laie wenig falsch machen, was schlimmer wäre, als das Gehirn ohne Sauerstoff zu lassen.

In der Schule komme Reanimation selten vor – allerdings verweist sie auch auf einen Fall, in dem ein Schüler erst bei Ankunft des Rettungswagens reanimiert wurde und irreparable Hirnschäden davontrug. Aber vor allem solle Schülern die Angst genommen werden, sich an die Reanimation heran zu trauen. „Und wenn man die Sensibilität dafür schafft, wiederholen Menschen freiwilligen ihren Erste-Hilfe-Kurs“. Ob in Nordrhein-Westfalen oder Hessen – sie will, dass sich ein gewisses Grundverständnis verbreitet: „Ich kann, will und muss helfen.“

Tipps zur Herz-Druckmassage

„30:2“ lautet die Formel, die sich jeder merken sollte: Abwechselnd 30-mal drücken und zweimal beatmen, das ist die Grundabfolge bei der Herz-Druckmassage. Auch wer Angst oder Ekel vor der Beatmung hat, sollte nicht denken, gar nicht helfen zu können – auch das Drücken alleine ergibt Sinn. Zwar wird kein frischer Sauerstoff zugeführt, aber immerhin kommt der im Blut noch enthaltende ins Gehirn – viel besser als gar nichts.

Von Wilhelm Figge und Jutta Klute

Auch interessant

Kommentare