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Weniger Erträge in der Landwirtschaft – Reicht das Trinkwasser noch?

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Von: Julia Kleinsorge

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Die Natur litt auch im August unter der extremen Trockenheit. Auf den Wiesen fanden die Tiere kaum noch einen grünen Grashalm.
Die Natur litt auch im August unter der extremen Trockenheit. Auf den Wiesen fanden die Tiere kaum noch einen grünen Grashalm. © Privat

Grünflächen verdorren, Erträge aus der Landwirtschaft gehen zurück, Bäume und Sträucher haben Trockenstress, Flüsse und Seen leiden deutschlandweit unter Niedrigwasser, ganze Ökosysteme sind in Gefahr. Seit Monaten sinken die Pegelstände auf historische Tiefststände. Überall ist es zu hören: Die Dürre hat viele Teile Deutschlands fest im Griff. Aber wie sieht es in unserer Region aus?

Schmallenberg/Winterberg – Wetterexperte Julian Pape aus Winterberg-Neuastenberg erklärt ganz klar: „Die Niederschläge waren wieder das traurigste Kapitel des Monats August. Am Kahlen Asten kamen lediglich 11 Liter pro Quadratmeter zusammen, normal sind 105. So ist gerade mal ein Zehntel der Normalmenge gefallen. Dies spürten wir dadurch, dass die Landschaft immer brauner und fahler wurde. In Medebach kamen in diesem Monat 18 Liter zusammen. Die im Frühjahr an der Sekundarschule installierte Messstation, welche unter anderem auch die Feuchtigkeit in 25 Zentimeter Bodentiefe erfasst, kam kurz vor Monatsende an ihre Grenzen. Der Boden war also staubtrocken und wies in dieser Schicht keinen Tropfen Feuchtigkeit mehr auf. In anderen Orten der Region waren die Regenmengen kaum höher. So kam beispielsweise Jagdhaus am Rothaarsteig nur auf zwölf Liter, ein wenig nasser war es direkt in Schmallenberg mit 25 Litern.“

Die Auswirkungen kann nicht nur jeder mit bloßem Auge an der immer brauner werdenden Landschaft sehen, sondern besonders die Landwirte bekommen sie zu spüren.

„Dieses Jahr ist es extrem. Wir hatten noch nie so eine Trockenheit“

Landwirt Otto Ax aus Schmallenberg: „Dieses Jahr ist es extrem. Wir hatten noch nie so eine Trockenheit. Quellen, die ich seit meiner Kindheit nie trocken erlebt habe, bringen keinen Tropfen Wasser mehr hervor.“ Der Schmallenberger baut auf 14 Hektar Fläche Kartoffeln an. „Bei den Frühkartoffeln haben wir Ertragseinbußen von bis zu 50 Prozent. Für die Haupternte ab Ende September sieht es nicht besser aus. Diese Sorten bringen zwar noch etwas dickere Kartoffeln hervor, aber die Anzahl ist deutlich geringer als normal“, so der Schmallenberger. Für seine 100 Kühe und 60 Kälber ist für die nächsten Monate glücklicherweise noch genug Futter da.

Anders sieht es stellvertretend für viele Kollegen bei Mutterkuhhalter Bernhard Völlmecke aus Winterberg-Züschen aus. „Ich muss bereits jetzt das Winterfutter an unsere Tiere verfüttern und Futter zukaufen. Dieses Jahr ist definitiv von extremerer Trockenheit geprägt als die letzten beiden. Der erste Schnitt im Frühsommer war durchschnittlich, der zweite ist schon ausgefallen. Seitdem ist kaum Grünes auf den Weiden zu finden. Im Forst sieht es ebenso schlimm aus.“

Trinkwasserversorgung momentan noch nicht gefährdet

Stellvertretend für alle anderen Städte und Gemeinden in der Region stellte die Stadt Schmallenberg fest, dass die Trinkwasserversorgung momentan noch nicht gefährdet ist. Dies bestätigt auch der Ruhrverband: „Die Trinkwasserversorgung für diesen Sommer und Herbst ist gesichert“, gibt Markus Rüdel, Diplom-Ingenieur und Abteilungsleiter der Unternehmenskommunikation des Ruhrverbandes, Entwarnung.

Der Füllungsgrad der acht Ruhrverbandstalsperren im Sauerland betrug zuletzt 73,8 Prozent und liegt damit rund sechs Prozent niedriger als normalerweise Mitte August. Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwassermengen in der Ruhr am Pegel Villigst bei Schwerte und ab dem Pegel Hattingen hält der Ruhrverband durch Wasserabgaben aus den Sauerländer Talsperren ein. Aktuell werden jeden Tag rund 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Talsperren an Ruhr und Lenne abgegeben. Ohne diese Wasserspende wäre die Ruhr an einigen Stellen bereits trockengefallen.

Nächster Sommer im Blick

4,6 Millionen Menschen werden aus der Ruhr mit Trinkwasser versorgt. „Niemand muss sich Sorgen machen. Allerdings haben wir als Wasserverband bereits den nächsten Sommer im Blick. Wir können nicht davon ausgehen, dass sich die Talsperren, wie in den letzten Wintern, wieder gut füllen werden. Daher müssen wir mit dem Wasservorrat in den Talsperren sorgsam umgehen. Vor diesem Hintergrund haben wir einen Ausnahmeantrag an das NRW-Umweltministerium gestellt, um die Mindestwassermengen reduzieren zu dürfen. Dadurch könnten wir die Abgaben aus den Talsperren reduzieren und die Wasservorräte schonen“, so Rüdel weiter.

Seit Ende Juli ist es im HSK untersagt, Wasser aus Bächen und Flüssen per Pumpe zu entnehmen. In diesen Trockenzeiten könnten Ökosysteme gestört werden. Doch nicht alle halten sich daran: „Die Untere Wasserbehörde des HSK hat vereinzelt Hinweise auf Wasserentnahmen erhalten und ist diesen auch nachgegangen. In allen Fällen wurden die Betroffenen angesprochen und auf das Verbot aus der Allgemeinverfügung aufmerksam gemacht. Viele haben ihr Verständnis für das Verbot geäußert. Sie haben anstandslos ihre Schläuche (mit Pumpen) aus den Gewässern entfernt. Im Wiederholungsfall würde der HSK einen Bußgeldbescheid erlassen“, so Pressesprecher Jürgen Uhl. Das Verbot gilt mindestens bis Ende Oktober.

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