In Winterberg wurde fleißig gebaut: Warum das auf wenig Begeisterung stößt

Winterberg ist beliebt – sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen. Das wird auch jetzt wieder deutlich. Denn: Winterberg war 2021 in NRW führend beim Wohnungsneubau.
Winterberg – Im Jahr 2021 sind in der Stadt Winterberg 147 Wohnungen in neu gebauten Wohngebäuden fertiggestellt worden. Bezogen auf die Einwohnerzahl lag die Wohnungsbauquote damit bei 11,83 Wohnungen je 1.000 Einwohner.
Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, belegte Winterberg damit den ersten Platz aller 396 Städte und Gemeinden des Landes NRW.
Größtenteils Ferienwohnungen
Über diese Nachricht freut sich die Stadt jedoch eher weniger. „Bei den 147 fertiggestellten Wohnungen handelt es sich größtenteils um Ferienwohnungen. So wurde unter anderem der Upland Ferienpark im Fichtenweg eröffnet. Der kleinere Anteil der 147 Wohnungen sind Dauerwohnungen“, teilt Rabea Kappen, Pressesprecherin der Stadt Winterberg, auf Anfrage des SauerlandKurier mit.
Rat und Verwaltung seien der Meinung, dass es in den touristisch geprägten Ortsteilen in Winterberg und auch der Kernstadt ein ausreichendes Angebot an Ferienwohnungen gebe. „Daher hat der Rat der Stadt in den vergangenen 16 Monaten klare Signale gegen neue Ferienwohnungen in den touristisch geprägten Ortschaften und der Kernstadt gesetzt und beschlossenen, Bebauungspläne für bestimmte Bereiche aufzustellen – mit dem Ziel, das allgemeine, dauerhafte Wohnen in diesem Bereich zu fördern“, so Kappen weiter. Gleichzeitig wurden Veränderungssperren für den Geltungsbereich der Bebauungspläne erlassen.
Leider ist es derzeit durch die Baukostensteigerung fast unmöglich, bezahlbaren Wohnungsraum zu bauen.
Bürgermeister Michael Beckmann: „Wir haben uns schon vor mehr als einem Jahr auf den Weg gemacht, neuen bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum in unserem Stadtgebiet zu entwickeln.“ In einem ersten Schritt hat die Stadt weiteres kommunales Bauland ausgewiesen und städtebauliche Maßnahmen wie Veränderungssperren erlassen. „Wir haben uns in Nachbarstädten Genossenschaftsmodelle angeschaut und ich bin weiterhin der Auffassung, dass das ein guter Weg ist, Wohnraum zu entwickeln. Leider ist es derzeit durch die Baukostensteigerung fast unmöglich, bezahlbaren Wohnungsraum zu bauen.“
Bei den derzeitigen Baukosten und Bauzinsen müsste die Stadt Quadratmeterpreise von 17 bis 20 Euro aufrufen, wenn sie Wohnraum bauen und vermieten wolle. „Das hat nichts mehr mit bezahlbarem Wohnraum zu tun. Auch wenn das Land NRW die Richtlinien für soziale Wohnraumförderung positiv verändert hat, müssen Land und Bund die Kommunen noch stärker finanziell unterstützen, damit wir Städte überhaupt in die Lage versetzt werden, bezahlbaren, sozialen Wohnungsraum anbieten zu können“, resümiert der Bürgermeister.
Zudem stellt die Stadt Winterberg derzeit ein Handlungskonzept „Wohnen“ auf. „Mit diesem Konzept haben wir dann eine Grundlage, wo Wohnraum in welcher Qualität für welche Zielgruppe, zum Beispiel Azubis oder Senioren, und in welcher Größe fehlt.“