„Hotel Mama ist schon praktisch“: Rodel-Weltmeisterin Cheyenne Rosenthal aus Silbach im Interview

Sie ist in Brilon geboren, in Silbach aufgewachsen und in Siedlinghausen und Winterberg zur Schule gegangen: Die Rede ist von Cheyenne Rosenthal. Die 22-Jährige ist deutsche Rennrodlerin und startet für den BSC Winterberg. Gemeinsam mit Jessica Degenhardt (RRC Altenberg) schreibt sie Rennrodel-Geschichte. Im Interview gibt sie auch ganz private Einblicke.
Silbach – Nach dem Sieg bei der ersten Weltmeisterschaft der Damen im Doppelsitzer im vergangenen Jahr, gewann das sächsisch-sauerländische Rodeldoppel kürzlich auch die erste WM-Wertung im Sprint.
Im Interview mit sauerlandkurier.de spricht sie über ihre Erfolge, nächsten Ziele und verrät, was sie so macht, wenn sie mal nicht auf der Rennrodelbahn unterwegs ist.
Fangen wir mal ganz einfach an: Wie sind Sie überhaupt zum Rennrodel-Sport gekommen?
Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war gerade mal in der dritten Klasse, als ich wusste: Das ist es. In Winterberg besuchen die Vereine, wie der BSC Winterberg, die Grundschulen und stellen den Kids das Rennrodeln vor. Im Winter gibt es dann Rodeln extra für Schüler und daran habe ich teilgenommen. Direkt nach dem ersten Training habe ich zu meiner Mama gesagt: „Kannst du mich bitte im Verein anmelden?“. Ich habe einfach direkt gemerkt, dass ich das weiter machen möchte, dass es das Richtige für mich ist. Seitdem bin ich dabei. Also verdanke ich es eigentlich meiner Grundschule in Siedlinghausen, dass ich mit meinen gerade mal neun Jahren das Rennrodeln für mich entdeckt habe. Sonst wäre ich nicht da, wo ich heute stehe.
Haben Sie damit gerechnet, bei der Rennrodel-WM so erfolgreich zu sein?
Ich sage es mal so: Man hat damit geliebäugelt. Jessi und ich haben in der vergangenen Saison den Titel bei der ersten Weltmeisterschaft der Damen-Doppelsitzer gewonnen. Damit haben wir damals schon nicht gerechnet. Denn wir standen zwar bei jedem Weltcup-Rennen auf dem Podest, aber nie ganz oben. Und bei der WM denkst du dir natürlich: „Okay, du möchtest eine Medaille haben und am besten auch gewinnen.“ Dass es am Ende jetzt auch im Sprintrennen gereicht hat, ist genial.
Sowohl Damen-Doppelsitzer im Jahr 2022 als auch Damen-Doppelsitzer Sprint 2023 waren quasi eine Premiere. Sind Sie vielleicht eine Spezialistin für neue Wettbewerbe?
Eine gute Frage (lacht). Nein, das würde ich nicht unbedingt sagen. Es ist schön, dass es bis jetzt immer so geklappt hat, dass wir die ersten in dieser Disziplin waren, die immer die Goldmedaille eingefahren haben. Die anderen hätten es bestimmt genauso hinbekommen. Wir waren an dem Tag halt…. Besser (lacht). Manchmal hat man das Glück eben auf seiner Seite.
Ein wenig Glück kann bestimmt nie schaden, allerdings ist eine gute Vorbereitung auch wichtig, oder?
Das Training ist das A und O. Im Sommer ist quasi die Vorbereitungszeit für den Winter. Nach der Saison haben wir Urlaub. Das muss ja auch mal sein. Der Körper braucht Erholung. Und im Winter finden dann immer die Weltcups statt. Das geht Jahr für Jahr immer so weiter. Andere fahren morgens zur Arbeit ins Büro, ich trainiere halt im Kraftraum. Mittags mache ich eine kleine Pause, esse eine Kleinigkeit und nachmittags steht dann nochmal Training auf der Tagesordnung. Alles in allem trainiere ich viel (Kraft)-Ausdauer. Wir gehen allerdings auch mal laufen oder Radfahren. Und ebenso gehört Krafttraining dazu. Es ist ein großes Spektrum.
Die Disziplin Doppelsitzer ist seit Sommer 2022 olympisch. 2026 werden die Damen im Doppelsitzer demnach in Italien an den Start gehen. Wie sehr haben Sie sich darüber gefreut?
Ich freue mich für alle Frauen. Es ist schön, eine weitere Sportart dabei zu haben und den Frauen bei uns im Sport noch mehr Medaillen-Chancen zu bieten. Man muss ehrlicherweise sagen: Viele Doppel sind daraus entstanden, weil sie alleine auf dem Schlitten nicht die Allerbesten waren. Wenn man sie mit jemandem aufs Doppel legt, sind sie auf einmal vorn. Zudem steht fest: Der Traum jedes Leistungssportlers ist Olympia.
Apropos Olympia: Ist das Ihr nächstes großes Ziel?
Ich würde sagen, dass es das „entferntere, größere Ziel“ ist. Egal, ob ich jetzt im Einzel oder Doppel antreten werde: Die Chance, 2026 bei Olympia dabei zu sein, ist größer geworden. Das „große Ziel in naher Zukunft“ ist jetzt erstmal die Weltmeisterschaft 2024 in Altenberg.
Und wie geht es jetzt für Sie weiter?
Es geht zurück in die Heimat, wo am kommenden Wochenende der Eberspächer Rodel-Weltcup auf mich wartet. Das ist der erste Weltcup, seitdem ich bei den „Großen“ mitspiele.
Das alles klingt nach einem straffen Programm. Ist das manchmal nicht sehr hart?
Ich würde es nicht machen, wenn es mir keinen Spaß machen würde. Klar, es gibt immer mal Tage, an denen ich morgens im Bett liege und mich am liebsten nochmal umdrehen und weiterschlafen würde. Aber das ist doch normal, oder?
Zu guter Letzt: Wenn Sie mal nicht auf der Rennrodelbahn unterwegs sind oder trainieren – was machen Sie dann?
Ich probiere meine freie Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen. Manchmal bleibt das schon ein wenig auf der Strecke. Leider. Der Vorteil ist, dass ich noch bei meinen Eltern wohne. Und so blöd es vielleicht klingt: Hotel Mama ist da schon praktisch, wenn man so viel unterwegs ist wie ich. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Das erleichtert alles sehr. Sowohl meine Eltern als auch meine Freunde wissen: Der Sport hat immer einen Platz in meinem Leben – auch privat. Ich klettere gerne, probiere neue Sportarten aus. Ich kann nie lange stillsitzen.

Eberspächer Rodel-Weltcup mit Sprint-Weltcup in Winterberg
In der Veltins-EisArena in Winterberg findet am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Februar, der siebte Eberspächer Rodel-Weltcup mit dem dritten BMW Sprint-Weltcup statt. Tickets gibt es noch online unter www.veltins-eisarena.de/tickets
Samstag:
- 9.15 Uhr: erster Lauf Doppelsitzer Damen
- 10.05 Uhr: zweiter Lauf Doppelsitzer Damen
- 11 Uhr: erster Lauf Herren
- 12.30 Uhr: zweiter Lauf Herren
- 14 Uhr: erster Lauf Doppelsitzer Herren
- 15.15 Uhr: zweiter Lauf Doppelsitzer Herren
Sonntag:
- 13.15 Uhr: Sprint Herren
- 14 Uhr: Sprint Doppelsitzer Herren
- 14.24 Uhr: Sprint Doppelsitzer Damen
- 15 Uhr: Sprint Damen