Rekordumsätze: So gut lief der Winter in Winterberg

Nach diesem Winter strahlten Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann und Kämmerer Bastian Östreich um die Wette. Die Lage nach den Corona-Wintern hatte sich für die touristisch geprägte Stadt wieder mehr als entspannt.
Winterberg – „Die Gewerbesteuer hat sich in 2022 positiv entwickelt. Das war ein Rekordjahr mit Einnahmen aus Parkgebühren, Pacht, Kurbeiträgen, Kurorthilfen und Fremdenverkehrsabgaben“, so Bastian Östreich. „Der Haushalt ist mehr als gut, wir können positiv nach vorne blicken.“
Insgesamt konnte die Stadt Winterberg 7,2 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen generieren und Gesamteinnahmen von knapp 11 Millionen Euro verbuchen. In den harten Corona-Jahren hatte der Wintersportort einen Einbruch von 3,5 Millionen Euro zu verzeichnen. Allein die Liftpacht war im Winter 2020/21 um 50.000 Euro auf 75.000 Euro eingebrochen. „Wir haben von den Corona-Einschränkungen profitiert. Das Eventgeschäft in den Städten lief nicht, es gab wenig Alternativen und Freizeitangebote“, ergänzte Christoph Klante vom Skiliftkarussell Winterberg.
Mit 1,1 Millionen statistisch erfasster Übernachtungen plus den rund 2 Millionen Tagesgästen, die durchschnittlich in die Stadt kommen, habe Winterberg ein super Ergebnis erzielt, stellte auch Wirtschaftsförderer Winfried Borgmann deutlich heraus.
Wintersport
„Wir hatten 66 Saisontage mit drei Wochen Pause vom 1. bis zum 20. Januar. Der Einstieg in den Winter mit kalten Temperaturen war gut. Durch den Regen ist die Hauptsaison jedoch ins Wasser gefallen. Dadurch mussten wir alle Skigebiete zweimal komplett beschneien. Aufgrund der Energiepreise waren das katastrophale Bedingungen“, arrondierte Skiliftbetreiber Meinolf Pape. „Eon hat uns als Monopolist Verträge aufgedrückt.“
Durch die drei- bis dreieinhalbfachen Strompreise sei noch nicht klar, ob unterm Strich überhaupt etwas übriggeblieben sei. Das Resultat stehe momentan noch aus, da Eon im Referenzjahr abgezockt habe. Deshalb gebe es auch einen Arbeitskreis der von Obersdorf bis Braunlage, der Bundeskanzler Olaf Scholz darauf hingewiesen habe, dass Wintersportgemeinden einen Nachteil erlitten hätten.
Insgesamt gab es im Skiliftkarussell zwischen 60 und 110 Betriebstage. Die Situation sei immer der Nachfrage angepasst worden, erklärte Christoph Klante. Ziel sei es, mit einigen Anlagen bis Ostermontag in Betrieb zu bleiben.
Bruttoumsätze
Die Bruttoumsätze im gesamten Stadtgebiet betrugen in den vier Wintermonaten 100 Millionen Euro. Im gesamten Jahr war ein Bruttoumsatz von 290 Millionen Euro zu verzeichnen. Insgesamt waren in der Saison 25 Mitarbeiter vom Bauhof, zwei Verwaltungs- und sechs Forstangestellte sowie vier Fremdunternehmen im Einsatz, um für einen sicheren Winterdienst zu sorgen.
Mitarbeiter und Wohnraum
In der Wintersaison sei es allerdings zunehmend schwieriger geworden, Mitarbeiter und entsprechenden Wohnraum für die Saisonkräfte zu finden. „Es gibt eine Belastungssituation durch zu wenig Wohnraum. Schwarze Schafe mit ihren Ferienwohnungen machen das Leben noch schwerer. Darum untersucht eine Taskforce die Situation“, stellte Bürgermeister Michael Beckmann fest. Wichtig sei es für Winterberg neuen Wohnraum zu schaffen. Dazu sei man seit Sommer 2022 in Gesprächen, um möglicherweise eine Gesellschaft oder Baugenossenschaft zu gründen und Bebauungspläne zu entwickeln.
Verkehrssituation
Im Hinblick auf die Verkehrssituation während der Wintersportsaison hätten zudem die entwickelten Einsatzkonzepte gegriffen. Insgesamt wurden in Winterberg 1.500 Strafzettel an Falschparker und 200 Tickets an Wildcamper ausgestellt. Allein die Knöllchen für Falschparker brachten dem Wintersportort Einnahmen in Höhe von 50.000 bis 60.000 Euro.
Partytouristen
Kritik gab es allerdings im Hinblick auf Partytouristen. Borgmann stellte deutlich heraus: „Wir wollen nicht mehr in der Masse, sondern in der Klasse. Zielgruppen mit guter Qualität sind gewünscht. Uns ist die Wertschätzung der Menschen wichtig, die hier arbeiten.“ Die Masse der Übernachtungen könne nicht weiter nach oben geschraubt werden. Die Gäste sollten lieber öfter kommen und länger bleiben. Dafür habe Winterberg tolle Freizeitaktivitäten generiert. „Jeder, der sich mit Anstand betrinkt und gutes Trinkgeld gibt, kurbelt den positivsten Kreislauf an, den wir uns vorstellen können“, ergänzte Borgmann lachend.
Das abschließende Fazit von Michael Beckmann lautete: „Die Herausforderungen mit Wetter und Klimawandel sind wechselhaft. Unser Ziel ist es, bis 2035 in den Skigebieten klimaneutral zu werden. Wir sind auf dem richtigen Weg und verlieren den Klimawandel nicht aus den Augen.“