1. SauerlandKurier
  2. HSK
  3. Winterberg

Warum ein Unternehmer aus Hamm ausgerechnet in Winterberg ein Lego-Museum eröffnet

Erstellt:

Von: Stefanie Nöcker

Kommentare

Über die ersten offiziellen Besucher des „LEbertiGO“ freute sich unter anderem Gründer und Geschäftsführer Berthold Kernberg (rechts).
Über die ersten offiziellen Besucher des „LEbertiGO“ freute sich unter anderem Gründer und Geschäftsführer Berthold Kernberg (rechts). © Mio Espig

Ein Lego-Paradies auf 1200 Quadratmetern: Der Unternehmer Berthold Kernberg aus Hamm hat in dieser Woche das „LEbertiGO“, ein Aktivmuseum mit tausenden Legosteinen, in Niedersfeld eröffnet. Im Gespräch mit sauerlandkurier.de verrät er, warum seine Wahl ausgerechnet auf Niedersfeld gefallen ist, was es im Museum alles zu entdecken gibt und wie er einen Weltrekord aufstellen möchte.

Niedersfeld – „Ich habe schon in meiner Kindheit Lego geliebt“, blickt Berthold Kernberg zurück. „Dann kamen aber erstmal die Mädchen dazwischen“, grienst er. „Die Mädels hätten sicher komisch geguckt, wenn man als Jugendlicher sagt: Ich baue noch mit Lego“, so der 59-Jährige und muss selbst lachen, denn längst steht er ganz offen zu seiner Leidenschaft. Lego-Modelle zu bauen sei für ihn beruhigend, dann könne er abschalten. „Erst kürzlich habe ich das Taj Mahal nachgebaut“, berichtet er.

Eines Tages wurde Kernberg auf den Weltrekord aufmerksam – und der soll schon bald geknackt werden.

Größte Sammlung an Lego-Modellen soll in Niedersfeld ausgestellt werden

Der Unternehmer will in seinem Museum die größte Sammlung an Lego-Modellen präsentieren. Im Guinness-Buch der Rekorde 2019 wird der Australier Frank Smoes mit 3.837 Lego-Sets als Rekordhalter genannt. Der Tscheche Milos Krecek ist ein Jahr später im tschechischen Buch der Rekorde mit sogar 6.700 Lego-Sets verewigt worden.

„Als ich damals davon hörte, hatte ich selbst bereits einen 70 Quadratmeter großen Raum voll mit Lego. Da dachte ich mir: Ach, den Weltrekord schaffst du auch noch“, lacht der 59-Jährige, meint es aber ziemlich ernst.

Auch das Motto des Museums lautet „Ein Weltrekord entsteht“. „Im Moment haben wir zwischen 4.000 und 5.000 Lego-Sets“, so der 59-Jährige. Und es werden immer mehr. So dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Kernberg in seinem „LEbertiGO“ in Niedersfeld den offiziellen Weltrekord bricht.

Dass das Museum in Niedersfeld errichtet wird, war eigentlich zu Beginn gar nicht geplant. „Ich habe mich damals um verschiedene Immobilien in Hamm und Werne beworben“, blickt Kernberg zurück „Ich hatte eigentlich auch ein passendes Objekt auf einem Zechengelände in Hamm gefunden. Nur hat mir das Oberlandesgericht Hamm die Immobilie für ein Aktenlager weggeschnappt.“

Genauso erging es ihm auch in Werne. Das Steinhaus-Center hätte perfekt gepasst. Auch die dortige Wirtschaftsförderung war begeistert. Letztlich machte ein Fitnessstudio einen Strich durch die Rechnung. „Bei eBay habe ich zufällig die Immobilie in Niedersfeld gesehen. Früher war es ein Indoorspielplatz. Ich habe mir alles angeschaut. Und es gefiel mir super. Winterberg ist ja besonders für seinen Tourismus bekannt. Ich bin froh, dass es so gekommen ist.“

Eigentlich lebe ich seit fünf Jahren auf den kanarischen Inseln. Wegen des Lego-Traums habe ich das Leben dort unterbrochen und bin im Sauerland.

Berthold Kernberg

Ebenfalls nicht ganz unwichtig: Berthold Kernberg mag das Sauerland ziemlich gerne. „Es gefällt mir hier viel besser als in Hamm. Eigentlich lebe ich seit fünf Jahren auf den kanarischen Inseln. Wegen des Lego-Traums habe ich das Leben dort unterbrochen und bin im Sauerland. In Olsberg ist jetzt mein erster Wohnsitz.“

Seinen „Lego-Traum“ hat sich der 59-Jährige auf jeden Fall erfüllt. Die Besucher dürften geradezu überwältigt sein von der Unmenge an unterschiedlichen Lego-Sets, die im „LEbertiGo“ zu sehen sind. Im 500 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich stehen die verschiedensten Sets hinter Glas über- und nebeneinander: „Star Wars“, „Harry Potter“, „Avatar“ oder „Herr der Ringe“ sind nur einige Filmhits, die die Dänen in Klötzchenform zum Nachbauen herausgegeben haben. Auch eine Lego-Rallye, regelmäßige Truck-Fahrten durch die Gänge und bewegliche Dioramen zu verschiedenen Welten finden die Besucher im Ausstellungsbereich.

Das „LEbertiGO“ in Niedersfeld hat für Groß und Klein einiges zu bieten.
Das „LEbertiGO“ in Niedersfeld hat für Groß und Klein einiges zu bieten. © claudia metten

„Es ist einfach ein schönes Gefühl, so durch die Gänge zu schlendern und die Geschichte von Lego an sich vorbeiziehen zu sehen. Jede Generation sollte hier Sets finden, die zur eigenen Kindheit im Katalog beliebäugelt wurden. Sets, die man immer schon mal aufgebaut oder auch im direkten Vergleich nebeneinander sehen wollte“, sagt Kernberg.

Großer Aktivbereich

Damit die Besucher auch selbst mit den bunten Steinen bauen können, gibt es neben dem Ausstellungs- ebenfalls einen großen Aktivbereich. Hier gibt es unter anderem große Wühltische. Dort wird regelmäßig Lego-Kiloware eingefüllt. Diese war teilweise über Jahrzehnte in Familienbesitz und wurde über Generationen weitergegeben. „Es sind regelmäßig neue Mischungen in den Kisten zu erwarten, mit einer Altersspanne von ganz aktuellen Steinen bis hin zu Steinen aus den 70er Jahren. Insgesamt sollen permanent rund 500 Kilogramm buntes Lego für unsere baufreudigen Besucher verfügbar sein“, teilt Kernberg stolz mit.

An einer anderen Stelle sind Bauplatten an der Wand angebracht, sodass die Besucher beim Bauen quasi im 90 Grad Winkel gedreht denken müssen. Wenige Meter weiter hängen Bauklötze als Ausgangsmaterial an einer Angelschnur. „Man baut also in der Luft. Die Bauwerke werden schwebend errichtet.“

„Blinde-Kuh“

Nur auf seine Hände verlassen müssen sich die Gäste, wenn sie im „Blinde-Kuh“-Bereich die passenden Steine für ein vorgegebenes Set erfühlen müssen. Als weitere Attraktion gibt es einen Spieltisch. Hier können Interessierte per Fernsteuerung mit Lego-Baggern durch die Gegend düsen und so richtig „drauf los baggern“.

„Fühl wie Mutti“

„Fühl wie Mutti“ heißt ein weiterer Aktiv-Baubereich. „Auf einem Barfußpfad können sich die Besucher fühlen wie Mutti, die im Dunklen im Kinderzimmer auf herumliegende Legosteine tritt. Das ist bestimmt jeder Mutter schon mal passiert. Dann wissen die Kinder auch mal, warum die Mama schimpft.“

Eintrittsfrei sind ein Snack-Bereich und der Shop. Auch die im Baubereich selbst gebauten Modelle können Besucher kaufen oder Steine vom Wühltisch, die ihnen noch fehlen. „Bei uns findet jeder etwas“, ist sich Kernberg sicher. Besonders wichtig war es ihm und seinen Geschäftspartnern Mio Espig und Damian Knapik-Schwerbrock, die Kreativität der Kinder zu fördern. „Smarthphones werden zu dominant. Dem wollten wir im ,LEbertiGO’ entgegen wirken.“

Lego-Museum darf es nicht genannt werden, schließlich ist Lego ein geschützter Begriff. Allerdings stellt Kernberg, mit dem was er präsentiert, das Lego House im dänischen Billund mit dem offiziellen Lego-Museum durchaus ein wenig in den Schatten.

Auch interessant

Kommentare