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A45-Lkw-Debatte: Droht der Region jetzt der nächste Verkehrskollaps? 

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Von: Alexander Schäfer, Sebastian Schulz

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Luftbilder von der Talbrücke Rahmede 1 Jahr Sperrung der Talbrücke Rahmede Umleitung Autobahn A45 Altenaerstraße
Foto: Carsten Engel
Luftbild von der Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid. © Carsten Engel

Der Lkw-Verkehr soll aus Lüdenscheid verbannt werden. Was für die von der A45-Sperrung geplagten Anwohner eine gute Nachricht ist, könnte für die Region den nächsten Verkehrskollaps bedeuten.

Lüdenscheid/Kreis Olpe - Es ist ein Versprechen, das den Betroffenen in Lüdenscheid helfen wird, das aber den Kreis Olpe und die umliegende Region ein weiteren Verkehrskollaps bringen könnte. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zum Jahrestag an, dass die Lkw schon bald mittels eines Durchfahrtsverbots aus Lüdenscheid verbannt werden sollen. Damit sollen die Anwohner vor Ort entlastet werden. Doch Wirtschaftsvertreter befürchten gravierende Auswirkungen.

„Es darf keinesfalls zu weiteren unbeabsichtigten Störungen in den Verkehrsströmen der regionalen Wirtschaft kommen, die auch immer die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen belasten, in denen die Menschen der Region ihre Arbeitsplätze haben“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Mitteilung der Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen (letztere vertritt auch die Wirtschaft im Kreis Olpe). „Uns fehlt bislang die Fantasie, wie verhindert werden soll, dass sich die Probleme lediglich an andere Orte der Region verlagern. Zugleich muss sichergestellt werden, dass ein Lkw beispielsweise von Hagen nach Siegen nicht über Köln fahren muss.“

Genau diese noch größeren Umleitungen drohen mit dem Lkw-Durchfahrtsverbot. Denn wenn der Schwerlastverkehr nicht mehr durch Lüdenscheid fahren darf, müssen sich die Fahrer und Spediteure andere Wege suchen. Die umliegende Region – und damit auch der Kreis Olpe – wird dies mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit deutlich zu spüren bekommen. Die Industrie- und Handelskammern bieten ihre Hilfen an, um eine Lösung zu finden – doch in den nächsten Tagen werden wohl zunächst weiterhin die arg gebeutelten Anwohner im Mittelpunkt stehen. Am Montag wird Ministerpräsident Wüst nach Lüdenscheid reisen, um mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Forderungen nach einem solchen Besuch gab es schon lange.

„Die Brücke muss so schnell wie möglich fertiggestellt werden“, sagte Wüst. Das wird allerdings noch vier, fünf Jahre dauern. Schon der Termin der Sprengung musste verschoben werden. Im Sommer hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) eine Sprengung noch vor Weihnachten zugesagt. „Bald wird für alle sichtbar, dass es zügig vorangeht“, wurde der Minister damals zitiert.

Darüber hinaus machte Wüst gegenüber unserer Zeitungsgruppe deutlich, wie bedeutend das Projekt für NRW ist. „Diese Region ist immens wichtig für ganz Nordrhein-Westfalen“, so Wüst. Die Region müsse und werde ökonomisch stark bleiben. Es sei beispielsweise ein ernstzunehmendes Problem, dass Menschen wegen der Verkehrssituation ihren Job wechseln. „Alle, die in der Verantwortung stehen, arbeiten mit Hochdruck an diesem Projekt“, versprach Wüst.

Im April dieses Jahres hatte NRW eine Bundesratsinitiative zur Vereinfachung der Planung und des Baus großer Infrastrukturprojekte gestartet. Ein Beschluss des Bundesrats liegt laut Düsseldorf allerdings bis heute nicht vor, weil einzelne Bundesratsausschüsse ihre Beratungen hierzu noch nicht abgeschlossen haben. Wüst setzt seine Hoffnung nun auf einen Pakt für Planungsbeschleunigung, den die Bundesregierung mit den Ländern schließen wolle.

CDU und Grüne haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, darauf hin zu arbeiten, die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren zu halbieren. „Dafür werden wir einschlägige Rechts- und Verwaltungsvorschriften auf Landesebene auf Hindernisse überprüfen und eine Vereinfachung anstreben“, hieß es aus dem Verkehrsministerium.

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