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Arbeitgeberverband fordert weniger Bürokratie und mehr erneuerbare Energie

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Von: Christine Kluge

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Arbeitgeberverband Kreis Olpe Industrie Unternehmer
Sprechen über die Wirtschaftslage für die Industrie im Kreis Olpe und zeigen auch die Probleme (v.l.): Thorsten Holzhäuser, Christopher Mennekes, Christian Hermann und Arndt Kirchhoff. © Christine Kluge

Die Industrie im Kreis Olpe ist eine der stärksten in Südwestfalen. Doch auch die heimischen Unternehmer kämpften mit Lieferengpässen, Lockdowns und den Folgen des Kriegs in der Ukraine. Trotzdem ist die Bilanz positiv.

Kreis Olpe - 2022 ist ein schwieriges und turbulentes Jahr für die Industrie gewesen. Dessen sind sich Christopher Mennekes, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes und der Fachgruppe Metall, Christian Hermann, stellv. Vorsitzender des Verbandes, Arndt Kirchhoff, stellv. Vorsitzender der Fachgruppe Metall und Thorsten Holzhäuser, Geschäftsführer, bei der Vorstellung der Wirtschaftslage der Industrie im Kreis Olpe einig. Das vorhergesehene Wirtschaftswachstum kam einfach nicht und die Energieversorgung warf „Sorgenfalten auf die Stirn“ der Unternehmen. Dazu kamen Lieferengpässe, der Lockdown in China und der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Alles eine Vielzahl von Faktoren, die die heimische Wirtschaft trafen.

„Die Produktion musste verlegt werden“, erklärt Christopher Mennekes. „Dann gab es Probleme bei den Chips und der Lieferung. Es war ein Krisenjahr, auch wenn wir zu Beginn noch optimistisch waren.“ Der Trend zu einer Stabilisierung sei sichtbar, aber nach Mennekes Meinung noch wackelig. Dazu belastet die Energiekrise zusätzlich die Unternehmen. „Auf Dauer ist das Geschäftsmodell Deutschland gefährdet. Gas aus Russland steht nicht zur Verfügung. Wir brauchen Antworten für niedrige Energien und diese liegt im Ausbau der erneuerbaren und günstigeren Energien“, betont Christopher Mennekes weiter.

Deswegen findet er das neue Modell für erneuerbare Energien mit Bürgerbeteiligung positiv und einen Schritt in die richtige Richtung. Das Energiesystem müsse sich integrieren – nicht nur im Sauerland, sondern auch in Europa. Doch das alles sei „viel zu langsam“. Als Beispiel hat Mennekes dafür das langwierige Verfahren der gesperrten A45-Rahmedetalbrücke und den Ausbau der erneuerbaren Energien genannt. Auch der „Nord-Süd-Link“ sei im Verzug und es brauche alles mehr Tempo.

Christian Hermann hat Hoffnung für das neue Jahr und sieht das Aus für die Dauerkrise. Das Kernthema bleiben jedoch die Energiepreise: „Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten, auch gegen Asien.“ Dazu sei die Politik gefordert, den Weg frei für die Unternehmen zu machen.

Rein in den Markt und raus aus dem Krisenmanagement

„Wir streben an, die modernste und innovativste Industrieregion in Europa zu werden. Das ist auch im neuen Koalitionsvertrag so festgehalten“, sagt Arndt Kirchhoff. „Am Erhalt der Industrie hängen Arbeitsplätze und der Wohlstand.“ Die Insolvenzzahl sei historisch niedrig und die Beschäftigungszahl historisch hoch. Doch dann kamen Corona, der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise.

Auf Dauer ist das Geschäftsmodell Deutschland gefährdet. Gas aus Russland steht nicht zur Verfügung. Wir brauchen Antworten für niedrige Energien und diese liegen im Ausbau der erneuerbaren und günstigeren Energien.

Christopher Mennekes

„Wir sind überall zu langsam bei unseren Wünschen und Zwischenschritten.“ Und zwar so langsam, dass mittlerweile zum Beispiel über den Braunkohleabbau dank Lützerath wieder diskutiert würde. Es sei die Aufgabe grüne Produkte zu schaffen. Diese seien zwar teurer, aber langlebiger und haltbarer, nach Kirchhoff. Er stellt auch die Frage, wann der Kipppunkt kommt: „Wie lange läuft es noch so gut? Wann kommt der Punkt, wo es nicht mehr geht?“

Es sei momentan ein „einmaliges Aufeinandertreffen so vieler Ereignisse“, aber wo die Lösung? Kirchhoffs Antwort: „Im Markt. Die Lösung liegt im Markt und nicht mehr im Krisenmanagement der Regierung. Die Preise fallen langsam wieder und es korrigiert sich was. Jetzt müssen wir aufhören mit dem Krisenmanagement und rein in den Markt.“ Arndt Kirchhoff erklärt, dass so viel Energie produziert werden müsse, um einen Überbedarf zu haben. Denn nur so fielen die Preise. Die günstigste Energie sei jedoch die erneuerbare Energie.

Für den Ausbau der erneuerbaren Energie ist nach Kirchhoff jedoch ein Meinungswechsel nötig: „Wir müssen mithelfen Geschwindigkeit aufzunehmen. Dafür bedarf es aber des gemeinschaftlichen Zusammenhalts. Dann darf nicht mehr gesagt werden: ‘Das Windrad will ich dort aber nicht stehen haben’.“

Einen weiteren Änderungspunkt sieht Kirchhoff in den Verwaltungsstrukturen, die digitalisiert werden sollen. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Menschen haben, die in der Industrie arbeiten können. Also alle Reserven freihalten. Die Verwaltungsabläufe machen alles nur noch langsamer wegen der ganzen Schreibtischarbeit. Wir Menschen stehen uns selbst im Weg.“

Problem bleiben die Energiepreise

Der Kreis stehe im Vergleich gut dar und sei ein Leuchtturm in der starken Industrieregion Südwestfalen. Thorsten Holzhäuser erklärt, dass die Kurzarbeit den Unternehmen in der Krisenzeit geholfen habe. „Wir haben quasi eine Vollbeschäftigung im Kreis Olpe mit gerade einmal 3 Prozent Arbeitslosenquote. NRW-weit sind wir an der Spitze bei der Ausbildung. Auf einen Bewerber kommen 2,4 Ausbildungsstellen.“

Doch das Problem bleibe die Bürokratie und der aufwendige Verwaltungsprozess. Vielen Unternehmern ist beispielsweise noch nicht klar, wie sie die Energiepreisbremse durch die vielen gesetzlichen Hürden überhaupt nutzen können. Der Bedarf sei laut Holzhäuser vorhanden: „Viele verzichten aber auf die Vorteile der Energiepreisbremse, weil sie nicht wissen, wie sie die Anforderungen dafür erfüllen sollen.“

Der Blick zum Ende des Jahres sei optimistischer geworden, Verunsicherungen gingen zurück. Der Vorstand des Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe ist sich sicher, dass die Politik im Kreis „viel richtig gemacht“ hat, doch jetzt Tempo nötig sei, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Unternehmen seien sich ihrer Verantwortung bewusst, würden Investitionen im In- und Ausland tätigen.

„Die Industrie unterstützt die Politik bei Sanktionen gegen Russland. Viele Produkte stehen nicht auf dieser Liste, werden jedoch trotzdem nicht ausgeliefert. Wir werden uns auf einen langen Krieg einstellen müssen“, sagt Christopher Mennekes. Dabei sei China deutlich wichtiger, als die russische Wirtschaft, die nur gerade einmal 5,5 Prozent der gesamten Aufträge halten würde.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, doch es dauert zu lange. Die kurzweilige Lösung fehlt. Wir müssen schneller werden und weiter fokussieren. Der Bürgerwindpark ist für die Zukunft ein guter Weg.“

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