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Trotz Kritik: Attendorn plant im Zentrum eine Obdachlosenunterkunft

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Von: Andrea Vollmert

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Pläne Obdachlosenunterkunft Attendorn
So sehen die ersten Pläne für den Neubau einer Obdachlosenunterkunft in Attendorn aus. © Privat

Die Stadt Attendorn plant derzeit ein dreistöckiges Gebäude auf einem Grundstück „Auf der Feldkirmes“, direkt angrenzend an das Polizei-Gebäude. Hier sollen Obdachlose in Zukunft eine Anlaufstelle in der Hansestadt haben. Die Investitionssumme liegt bei rund 1,7 Millionen Euro.

Attendorn - Es gibt derzeit drei Anlaufstellen: In der Finnentroper Straße sind ausschließlich Einzelpersonen untergebracht, in Neu-Listerohl gibt es vier Wohneinheiten in einem Mehrfamilienhaus, in dem Familien Unterschlupf finden, die in Not geraten sind. Eine weitere Unterbringungsmöglichkeit ist provisorisch in Papiermühle, fällt aber in naher Zukunft weg, da dort das Gerätehaus der Feuerwehr gebaut wird.

„Wenn das wegfällt, haben wir einfach Kapazitätsprobleme“, erklärt Danica Struck, Leiterin des Ordnungamtes in Attendorn. Daher wurde schon seit Jahren nach einer Alternative gesucht. Im Rahmen eines Standortkonzeptes haben die Verantwortlichen im Rathaus abgewägt, und aus verschiedenen Gründen wird nun auf einem städtischen Grundstück in der Straße „Auf der Feldkirmes“ das Gebäude errichtet. „Es ist für uns eine wichtige Aufgabe, menschenwürdige Unterkünfte zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ludger Gabriel von der GEBA, Gebäudebewirtschaftung Attendorn.

Da wird es auch Familien treffen, die dann – meist unverschuldet – auf der Straße landen.

Danica Struck, Leiterin des Ordnungamtes Attendorn

„Die Obdachlosen müssen stadtnah untergebracht werden“, ergänzt Danica Struck. „Sie müssen alles zu Fuß erledigen. Neben Erledigungen gehört auch der Arztbesuch dazu. Vom Standpunkt „Auf der Feldkirmes“ ist das gewährleistet. Hinzu kommt, dass durch den Neubau Anforderungen erfüllt werden können, die bei älteren Gebäuden einfach nicht gegeben sind. „Wir haben auch ältere oder eingeschränkte Personen, die untergebracht werden müssen. Und keines der bisherigen Gebäude ist barrierefrei“, gibt sie zu bedenken.

Allgemeine Lage wird sich verschärfen

Die Stadt Attendorn muss gewappnet sein, wenn Einzelpersonen oder gar Familien obdachlos werden. „Das ist eine öffentliche Pflichtaufgabe“, erklärt Ludger Gabriel im Gespräch. Danica Struck befürchtet, dass die Zahl der Wohnungslosen in der Zukunft stark steigen könnte. „Durch die allgemeine Lage wird sich das alles verschärfen. Die Entwicklung wird dahin gehen, dass es mehr Zwangsräumungen geben wird. Da wird es auch Familien treffen, die dann – meist unverschuldet – auf der Straße landen.“

Um dann eine Lösung parat zu haben, wird das Gebäude neben der Polizei gebaut. Geplant sind drei Stockwerke. „Das Erdgeschoss dient in erster Linie zur Erschließung und Versorgung der Bewohner. Neben der Anmeldung und einem großzügigen Dienstleistungsraum, befindet sich hier auch ein großer Multifunktionsraum mit Küche“, heißt es in der Sitzungsvorlage des Ausschusses für Planen, Bauen, Klima- und Umweltschutz. Die beiden Obergeschosse sind „in je zwei Flureinheiten mit je vier Einzelzimmern aufgeteilt, sodass hier 16 Personen Platz finden. Jede Einheit hat einen eigenen Sanitärbereich [...]. Außerdem hat jede Einheit einen kleinen Gemeinschaftsbereich.“

Nach Bekanntwerden der Pläne gab es schnell Kritik von Seiten einiger Nachbarn. Sie haben ein Schreiben verfasst und an die Fraktionsvorsitzenden im Attendorner Rat geschickt. Hier heißt es: „Wir sind nicht einmal offiziell von einem solchen Vorhaben unterrichtet oder dazu befragt worden. In anderen Teilen der Stadt darf ohne Genehmigung kein Stein umgesetzt werden und hier wollen Sie einen solchen Baukomplex erstellen ohne die davon betroffenen Nachbarn (nicht nur der Feldkirmes) vorher zu informieren.“ Und weiter „In unserem Haus leben ältere Menschen, die sich seit fast 50 Jahren hier sicher und wohl fühlen. Bei der Ankündigung einer Unterbringung für Obdachlose kommen schon jetzt Ängste auf. Sie vergleichen dieses Haus mit den ihnen in Attendorn bekannten schwierigen Stellen in Attendorn.“ Außerdem bemängeln sie, dass es eine Wertminderung ihrer Gebäude zur Folge hätte und 15 bis 20 Parkplätze wegfielen.

Anzahl Wohnungsloser im Kreis Olpe

Olpe: 19
Attendorn: 19
Finnentrop: 8
Lennestadt: 8
Drolshagen: 1
Wenden: 9
Kirchhundem: 7

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