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Ausbau des Mobilfunks in Attendorn

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Von: Andrea Vollmert

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Mobilfunkanlagen Stettiner Straße Hochhaus Attendorn
Modernisierungen oder zusätzliche Mobilfunkanlagen auf dem Hochhaus Stettiner Straße sind derzeit nicht möglich. Der Bebauungsplan soll aber geändert werden. © Privat

Die Hansestadt Attendorn lädt für Dienstag, 30. August, um 17 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Mobilfunk ins Rathaus ein.

Attendorn - Bei der Veranstaltung werden Mobilfunkunternehmen ihre Pläne zum Ausbau ihrer Mobilfunknetze im Bereich der Stettiner Straße vorstellen. Zu dieser Veranstaltung sind alle interessierten Bürger aus Attendorn, insbesondere aus dem Schwalbenohl, eingeladen.

Seit vielen Jahren schon nutzen die drei Mobilfunkunternehmen Telekom, Telefonica und Vodafone das Hochhaus Stettiner Straße 2 für die Mobilfunkversorgung in Attendorn. „Für eine verbesserte Versorgung sind nun umfangreiche Modernisierungen der Anlagen geplant“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Attendorn. Nach dem aktuellen Bebauungsplan seien Modernisierungen oder zusätzliche Mobilfunkanlagen auf dem Hochhaus ausgeschlossen. Um allerdings den Mobilfunkausbau zu fördern, habe der Ausschuss für Planen, Bauen, Klima- und Umweltschutz beschlossen, den Bebauungsplan zu ändern. Über das Beteiligungsverfahren und die dortige Möglichkeit zur Abgabe einer Stellungnahme wird zu einem späteren Zeitpunkt noch informiert.

„Der Ausbau des Mobilfunknetzes ist Grundlage der Digitalisierung vieler Lebensbereiche und sorgt dafür, dass mobile Daten rasch übertragen werden“, so die Stadt weiter. So seien die Pläne für einen Ausbau bei den einen hochwillkommen – endlich wird der bisher oft lückenhafte Empfang besser – , weckten aber auch immer wieder Sorgen und Ängste: Wann und wie ist der Ausbau geplant? Welche Antennen werden montiert? Was ist mit LTE und 5G?

„Da das Thema Mobilfunk in der Hansestadt Attendorn in der Vergangenheit kontrovers diskutiert wurde, möchte sie nun Möglichkeiten für eine sachliche Erläuterung und einen konstruktiven Dialog schaffen“, laden die Verantwortlichen ein.

Anmeldungen

Wegen des begrenzten Platzangebotes ist eine vorherige Anmeldung zur Veranstaltung per E-Mail an wifoe@attendorn.org oder telefonisch unter Tel. 02722 64-236 erforderlich. Beim Betreten des Attendorner Rathauses ist mindestens eine medizinische Maske zu tragen.

Kommentar: Eine simple Infoveranstaltung als Tarnung fürs große Einknicken

Die Stadt Attendorn lädt zu einer Infoveranstaltung ein. Das Thema: Die Mobilfunkanlagen auf dem Hochhaus Stettiner Straße sollen „modernisiert“ und zusätzliche Anlagen genehmigt werden.

Zur Erinnerung: Die Stadt Attendorn war vor rund 20 Jahren, als der massive Ausbau des Mobilfunknetzes in Deutschland begann, eine der wenigen Kommunen, die sich im Interesse ihrer Bürger aktiv bei der Entwicklung neuer Standorte einbrachte. Sehr zum Missfallen der Betreiber, die schon damals alles versuchten, sich nicht reinreden zu lassen. Das Attendorner Mobilfunkversorgungskonzept erlangte bundesweite Bekanntheit und sollte einen Ausgleich schaffen zwischen den gesundheitlichen und städtebaulichen Aspekten einerseits sowie dem Versorgungauftrag der Betreiber andererseits.

Obwohl die Betreiber das Konzept öffentlich als technisch nicht umsetzbar verteufelten, entstanden in Abstimmung mit der Stadt Standorte an der Kölner Straße, in Helden und zuletzt 2013 im Industriegebiet Askay.

Zankapfel war dabei schon immer das Hochhaus in der Stettiner Straße. Aufgrund der günstigen Lage wollten die Betreiber dort immer weiter Sendeanlagen errichten, obwohl das Dach schon gepflastert war und die Stadt alternative Standorte lieferte. Um aber eine massive Konzentration, den berühmten zur Wahrung des Ortsbildes zu verhindern, änderte die Stadt 2008 den Bebauungsplan und schloss die Errichtung weiterer Sendeanlagen aus. Ich erinnere mich: Eine ursprünglich eingereichte Klage nahmen die Betreiber zurück, zu groß war das Risiko zu verlieren – damit war der Standort vor weiteren Sendeanlagen geschützt. Bis jetzt. Denn die Betreiber haben es geschafft, die heute politisch Verantwortlichen weichzukochen. Obwohl die Nutzungen und der Kapazitätsbedarf in den Jahren kontinuierlich gestiegen sind, haben die Betreiber keine Sendeanlagen in Attendorn mehr errichtet. Selbst als die Stadt 2019 das Konzept aussetzte und die Betreiber freie Fahrt hatten, passierte: nichts, gar nichts.

Und der Druck wurde ständig erhöht. Netzausfälle, Kapazitätsdrosselungen gehörten zur Tagesordnung. Erboste Anrufe bei den Hotlines wurden abgebügelt mit dem Hinweis, man möge sich an die örtlichen Politiker wenden, die seien schuld, dass keine neuen Anlagen gebaut werden könnten. Nun scheint die Stadt tatsächlich einzuknicken und die Stettiner Straße zum Abschuss freizugeben: Der Bebauungsplan wird geändert und neue Sendeanlagen zugelassen.

Was passiert ist sonnenklar: Die Betreiber haben sich in einem „Letter of Intent“ zwar bereiterklärt, auch andere Standorte zu entwickeln. Aber selbst Vertreter der Stadt mussten zugeben, dass die Betreiber keine Zusagen hierzu machen. Warum aber sollten sie dies tun, wenn sie es in den vergangenen Jahren schon nicht gemacht haben?

Warum Politik und Verwaltung das letzte Bollwerk gegen den hemmungslosen Ausbau auf der Stettiner Straße ohne konkrete Gegenleistung aufgeben, bleibt ein offenes Rätsel. Denn an den Voraussetzungen der damaligen Entscheidung hat sich auch im Jahre 2022 nichts geändert. Außer dass es den heute Verantwortlichen schlicht egal zu sein scheint, was mit dem Standort, den dort wohnenden Menschen und dem Gesamtbild der Stadt passiert. Andrea Vollmert

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