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Bis zu 60 Bäume an den Attendorner Wällen „opfern“

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Von: Andrea Vollmert

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Sollte das Szenario „Neu“ für den Ostwall eine Mehrheit im Rat bekommen, würden 31 Bäume gefällt, von denen 16 Bäume geschädigt sind – also 15 gesunde Bäume würden der Aktion zum Opfer fallen. ©  B.S.L. Landschaftsarchitekten

Die Attendorner Wälle sind der Grüngürtel der Stadt. Vor allem alte und hohe Linden prägen das Bild, geben Schatten und verbessern die Sauerstoffversorgung im Stadtkern. Im Rahmen des Innenstadtentwicklungskonzeptes (IEK) soll dieser Bereich nun in den kommenden zwei Jahren eine so genannte „Aufwertung“ erhalten. Dass dies mit der Fällung zahlreicher Bäume verbunden sein wird, sorgt nun für Ärger und Unverständnis.

Attendorn - Im Prrotokoll der 11. Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen, Klima- und Umweltschutz wird deutlich, was die Optionen sind.

Das Büro B.S.L. Landschaftsarchitekten hat dem Ausschuss im Mai eine Machbarkeitsstudie zur Umgestaltung der Wälle mit besonderem Augenmerk auf die Begrünung vorstellt. Dabei gibt es drei Szenarien. Szenario 1 mit dem Namen „Zero“ beinhaltet, dass „alle Bäume, die nicht auf privaten Grundstücken stehen“, gefällt und nicht ersetzt werden. Szenario 2 heißt „Neu“ und sieht vor: „Alle Bäume, die nicht auf privaten Grunstücken stehen, werden gefällt. Standorte für Bäume werden neu definiert, optimiert und junge Bäume werden nachgepflanzt.“ Szenario 3 hat den Namen „Weiterentwicklung“ und beinhaltet: „Bestandsbäume und deren Standorte einzeln erfassen und bewerten. Individuelle Entscheidung über Erhalt, Fällung und Nachpflanzung. Zusätzliche Baumstandorte identifizieren, neue Bäume an optimierten Standorten pflanzen.“

Im Protokoll der letzten Sitzung heißt es zur Bewertung der verschiedenen Optionen: „Herr Schulze (vom Büro B.S.L. Landschaftsarchitekten, Ergänzung der Redaktion) betont die Notwendigkeit eines Leitbildes (der ,grüne Ring’) als Maßstab im weiteren Verfahren. Er beleuchtet drei Szenarien: Während das Szenario ,Zero’ aufgrund negativer Konsequenzen ausscheide, könne das Szenario ,Neu’ in Bereichen mit schlechter Baumsubstanz, das Szenario ,Weiterentwicklung’ in den Bereichen mit überwiegend vitaler Baumsubstanz die favorisierte Option sein. Die Bestandsaufnahme zeige, dass am Ostwall die Baumsubstanz überwiegend geschädigt sei. Während B.S.L. daher im Grundsatz das Szenario ,Weiterentwicklung’ empfehle, sei am Ostwall das Szenario ,Neu’ in die Überlegungen einzubeziehen. Diese emotionale Diskussion erfordere einen sensiblen Umgang, aber auch eine eindeutige Haltung von Politik und Verwaltung – auch gegen etwaige Widerstände.“

Und diese Widerstände formieren sich bereits, denn am Montag, 5. September, tagt der Ausschuss für Planen, Bauen, Klima- und Umweltschutz erneut. Es ist scheinbar Eile geboten, da „aktuell noch 50 Prozent der Kosten gefördert würden“, wie im Protokoll der letzten Sitzung zu lesen ist. Die drei Attendorner Andreas Ufer, Alexander Henze und Michael Frey haben nun einen Bürgerantrag gemäß Paragraph 24 der Gemeindeordnung NRW eingereicht. Dort heißt es: „Wir fordern den Rat der Stadt Attendorn auf, bei der weiteren Umsetzung des Innenstadtentwicklungskonzepts (IEK) an den vier Wällen den Erhalt jedes einzelnen Baumes in den Vordergrund der Entscheidung zu stellen, auch bei geschädigten Bäumen alle Maßnahmen zu ergreifen, um eine Fällung zu vermeiden und gesunde Bäume bei den Baumaßnahmen auf jeden Fall zu erhalten.“ Sie führen zahlreiche Begründungen an: „Die Linden an den Wällen tragen in hohem Maße zum Mikroklima in Attendorn bei. In diesem Sommer wird wieder deutlich, dass die vorhandenen Bäume eine wichtige Funktion zur Kühlung unserer Stadt haben.“ Oder: „Die Entscheidung, im Extremfall von den circa 200 Bäumen an den Wällen circa 60 zu opfern [...], nur um das IEK weiter umsetzen, da es hierfür derzeit einen 50 prozentigen Zuschuss gibt, ist angesichts der ökologischen Bedeutung mit Blick auf den Klimawandel weder zeitgemäß noch zukunftsfähig. Auch führt das Fällen von Bäumen nicht zu einer Aufwertung der Wälle.“

Das Thema sollte in die Öffentlichkeit, bevor die Kettensäge Fakten schafft.

Andreas Ufer

„Es geht uns um den Erhalt der Bäume“, erklärt Andreas Ufer die Intention, die er gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern verfolgt. „Wir sind der Meinung, dass unsere Mitbürger aufmerksam gemacht werden sollten. Das Thema sollte in die Öffentlichkeit, bevor die Kettensäge Fakten schafft. So können die Bürger den Abgeordneten ihre Ansichten mitteilen und die Entscheidung beeinflussen.“

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