Ob genießen allerdings der richtige Begriff ist, darf in Frage gestellt werden. „Während der ganzen Sommer-Zeit wurden Abriss- und Bauarbeiten mit viel Lärm und Staub durchgeführt“, erklärt der Dauercamper. Er ist sich sicher: „Es wurden schon fertige Betonblöcke aufgestellt und es werden auch weitere folgen, um entsprechende Terrassen herzustellen, um dort die Tiny Häuser zu errichten – so wie sie es in ihrem Prospekt zeigen.“
Bereits im April dieses Jahres hat der SauerlandKurier darüber berichtet, dass es zu diesem Zeitpunkt keinen gültigen Bebauungsplan gab, der diese Pläne baurechtlich abgesichert hätte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Einzige Änderung: Mittlerweile liegen Bauanträge beim Kreis Olpe vor. „Über laufende Genehmigungsverfahren kann der Kreis Olpe aber grundsätzlich keine inhaltlichen Auskünfte geben“, hieß es auf Anfrage des SauerlandKurier.
EuroParcs ist sich des Risikos bewusst
Trotz dieser Bauanträge erklärt die Stadt Attendorn: „Derzeit liegen weder das abschließende Bebauungs- und Gestaltungskonzept noch alle erforderlichen gutachterlichen Ermittlungsergebnisse vor.“ Davon wird aber scheinbar abhängen, was mit einem neuen Bebauungsplan „möglich gemacht“ werden soll. Denn die Stadt erklärt weiter: „Erst mit dem Vorliegen dieser Unterlagen kann das beschlossene Verfahren zur Aufstellung eines vollständig neuen Bebauungsplanes gestartet werden.“ Wann das der Fall sein wird, kann derzeit niemand sagen, dessen ist man sich auch bei der Stadt sicher. „Die Verfahrensdauer ist von einer Vielzahl an beeinflussenden Faktoren abhängig und kann nicht belastbar prognostiziert werden.“ Experten gehen aber von mindestens mehreren Monaten aus.
Auch EuroParcs ist sich des Risikos bewusst. Zumindest erklären die Verantwortlichen auf die Frage nach der noch fehlende Baugenehmigung und einem B-Plan, der das Vorhaben so nicht möglich macht: „Es ist korrekt, dass in den vergangenen Wochen bereits erste Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten der bestehenden Gebäude und Infrastruktureinrichtungen auf dem Gelände des EuroParcs Biggesee durchgeführt wurden. Da wir hoffen, dass wir eine Genehmigung für den ersten Bauabschnitt zeitnah erhalten werden. Eine Aussage zu einem genauen Zeitplan ist an dieser Stelle nicht möglich.“
Alles noch offen. Trotzdem wird gebaut, alte Gebäude werden abgerissen, neue Strukturen geschaffen. Das aber scheint rechtens zu sein, erklären Kreis und Stadt unisono. „Die bisher durchgeführten Arbeiten sind nach hier vorliegenden Erkenntnissen genehmigungsfrei“, so die Stadt auf Anfrage. „Die Hansestadt Attendorn hat bisher lediglich einen Aufstellungsbeschluss zur Neuaufstellung eines Bebauungsplanes gefasst, der zum Ziel hat, eine Bebauung von Teilen des Campingplatzes mit Ferienhäusern zu ermöglichen. Der Bauherr ist berechtigt, vorbereitende Arbeiten, die keiner Genehmigung bedürfen, vor Abschluss des Verfahrens zur Neuaufstellung des Bebauungsplanes durchzuführen.“
Die Hansestadt Attendorn hat darauf hingewiesen, dass nicht garantiert werden kann, dass der angestrebte neue Bebauungsplan rechtskräftig wird und daher die genehmigungsfreien Arbeiten auf eigenes Risiko durchgeführt werden.
Trotzdem scheinen sich die Verantwortlichen im Rathaus absichern zu wollen: „Die Hansestadt Attendorn hat darauf hingewiesen, dass nicht garantiert werden kann, dass der angestrebte neue Bebauungsplan rechtskräftig wird und daher die genehmigungsfreien Arbeiten auf eigenes Risiko durchgeführt werden.“
Das heißt im Gegenschluss: Sollte dieser Bebauungsplan nicht rechtskräftig werden, hätte Europarcs bereits Fakten geschaffen: Dauer- und Wintercamper sind nicht mehr da, Gebäude abgerissen, Mauern gebaut und die Infrastruktur völlig verändert.
Und das alles vor dem Hintergrund, dass im Moment in den Niederlanden die Presse darüber berichtet, dass EuroParcs Probleme mit seiner Hausbank hat. Auf pretwerk.nl ist zu lesen: „Die Rabobank hat die Vergabe neuer Kredite an EuroParcs bis zu einer Untersuchung vorübergehend eingestellt. [...] EuroParcs sieht dies als vorübergehende Maßnahme und hat seiner Bank nun mehr Klarheit über seine Geschäftstätigkeit verschafft.“ Die AD, eine niederländische überregionale Tageszeitung, titelt am 2. Oktober: „Rabobank traut EuroParcs Cashflows nicht: Ferienkette aus Apeldoorn darf keine neuen Kredite aufnehmen.“ Auf Anfrage gibt es eine beschwichtigende Antwort von EuroParcs: „Seien Sie versichert, dass der Status der Geschäftsbeziehung zwischen der Rabobank und EuroParcs keinerlei Auswirkung auf die Projekte in Deutschland hat. Diese werden wie geplant weiter vorangetrieben.“
In der holländischen Presse wird außerdem darüber berichtet, dass Mitinhaber Wim Vos den operativen Bereich des Unternehmens zum Jahresende verlassen will. Könnte dadurch das Bauvorhaben in Attendorn gefährdet sein? „Nein“, sagt Europarcs auf Nachfrage: „Der Wechsel der Geschäftsleitung in den Niederlanden hat selbstverständlich keinerlei Auswirkungen auf das Projekt in Attendorn.“
EuroParcs erklärt, was alles in der Waldenburger Bucht entstehen soll: „Das vorgestellte Konzept sieht den Bau von modernen Ferienhäusern für zwei bis acht Personen in bester Lage vor. Ein erweiterter Campingbereich, Tiny und Mobile Houses sowie Baumhäuser sollen das Urlaubsangebot ergänzen. Darüber hinaus ist die komplette Modernisierung des Zentralgebäudes geplant. Dieses wird neben einem neugestalteten Empfangsbereich künftig auch einen Indoor-Spielbereich für Kinder und ein Restaurantkonzept mit Außengastronomie umfassen. Am öffentlichen Strandbereich soll der Freizeitwert durch ein größeres Gastronomie-, Sport- und Spielangebot erhöht werden; zudem ist ein attraktives Wellnessangebot vorgesehen. Im ersten Schritt sollen der Ausbau von Tiny und Mobile Houses im südlichen Teil des Geländes sowie die Renovierung des Zentralgebäudes beginnen.“