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Ferienhäuser am Biggesee im Angebot - aber lohnt sich der Kauf?

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Von: Andrea Vollmert

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Direkt am Ufer des Biggesees entsteht der erste deutsche Ferienpark von EuroParcs.
Direkt am Ufer des Biggesees entsteht der erste deutsche Ferienpark von EuroParcs. Bislang gibt es Baugenehmigungen für 47 Häuser im Bereich unten links. © EuroParcs

Die Baugenehmigung für 47 Tiny-Häuser ist schon im vergangenen Jahr erteilt worden. Nun soll der Verkauf der Ferienimmobilien auf dem Gelände des ehemaligen Campingplatzes an der Waldenburger Bucht starten.

Attendorn - „Zur Wahl stehen zunächst die Haustypen ,Attendorn’ für vier Personen, ,Biggesee’ für sechs Personen sowie ,Sauerland’ für acht Personen“, heißt es in der Pressemitteilung des holländischen Betreibers EuroParcs. Sogar die genauen Preise werden genannt. Sie „liegen zwischen 179.500 Euro und 299.500 Euro“ – allerdings zuzüglich Mehrwertsteuer.

„Wir freuen uns, mit dem Verkaufsstart im EuroParcs Biggesee einen weiteren wichtigen Schritt auf dem deutschen Markt zu gehen. Die idyllische Umgebung und unser vielfältiges Angebot machen den Ferienpark für Kaufinteressierte und Urlaubsgäste gleichermaßen attraktiv“, so Stefan Thurau, Geschäftsführer von EuroParcs Deutschland.

Auf Nachfrage des SauerlandKuriers hat er wichtige Fragen beantwortet. Angesprochen auf die Nebenkosten, mit denen Hausbesitzer zusätzlich zum Preis der Immobilie rechnen müssen, erklärt Thurau: „Der Kaufpreis [für den Haustyp ,Attendorn’, 50 Quadratmeter für vier Personen] beläuft sich auf 179.500 Euro, inklusive eines Möbelpakets (10.500 Euro) und zuzüglich der Grundstückspacht und Mehrwertsteuer. Die jährliche Grundstückspacht variiert je nach Haustyp und beträgt für das Beispiel ,Attendorn’ 1300 Euro exklusiv Mehrwertsteuer. Zusätzlich wird eine Betriebs- und Verwaltungskostenpauschale fällig, die ebenfalls vom Haustyp abhängt. Für den Haustyp ,Attendorn’ beträgt diese jährlich 6540 Euro exklusive Mehrwertsteuer und inklusive Abschlag von Wasser und Strom.“

Die Inhaber können jedoch nicht ganzjährig über ihr Haus verfügen. „Sechs Wochen Privatnutzung pro Jahr sind möglich, darunter eine Woche in der Hauptsaison im Juli bis August“, heißt es im Werbeauftritt von EuroParcs. Dabei wohnt man in einem baugleichen Haus – nicht in der eigenen Immobilie. Für die Vermietung des Hauses in den restlichen 46 Wochen bekommen sie eine fünf Jahre lang festgelegte Rendite von 2,5 Prozent. „Die garantierte Rendite wird in den fünf Jahren auch gezahlt, wenn das Haus nicht vermietet ist“, erklärt Stefan Thurau. Aber wie es nach den besagten fünf Jahren aussieht, ist kaum planbar. Das sieht Stefan Thurau ähnlich: „Eine Rendite, die über die fünf Jahre hinaus geht, ist nur schwer zu prognostizieren.“

Auch die Entwicklung besagter Nebenkosten ist schwer zu prognostizieren –lediglich die Richtung der Preisentwicklung scheint festzustehen: wahrscheinlich nach oben. Denn auf die Frage, ob die Grundstückspacht und die Betriebs- und Verwaltungskostenpauschale für die fünf Jahre festgelegt sei, erklärt Steffen Thurau: „Nein, diese sind nicht festgelegt. Eine Anpassung ist je nach Markt- beziehungsweise Inflationsentwicklung möglich.“

...wie bei jeder anderen Vermietung müssen Reparaturen vom Eigentümer bezahlt werden.

Stefan Thurau, Geschäftsführer EuroParcs Deutschland

Und muss der Inhaber die Kosten übernehmen, wenn im Rahmen der Vermietungen Schäden am Haus auftreten? „Ja, wie bei jeder anderen Vermietung müssen Reparaturen vom Eigentümer bezahlt werden“, so Thurau weiter.

Ein zusätzliches Problem kann sich ergeben, wenn die Innenausstattung der Häuser nach einer Vermietung nicht mehr komplett sein sollte. „Den Verlust kleinerer Teile der Innenausstattung, zum Beispiel einzelner Bestandteile des Geschirrs, übernimmt EuroParcs“, versichert Stefan Thurau auf Nachfrage. Weitere „Verluste“ müssten demnach vom Eigentümer übernommen werden – übrigens ebenso wie notwendige Versicherungen.

Fertigstellung des Projekts bis 2026/27

Die Umgestaltung der diversen Areale des EuroParcs Biggesee soll in verschiedenen Bauphasen erfolgen. „ Im ersten Schritt werden 42 Häuser für vier bis acht Personen im südlichen Geländeteil errichtet und gehen in den Verkauf“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Fertigstellung des Projekts ist bis 2026/27 geplant.

Kommentar: Es bleibt undurchsichtig

2,5 Prozent Rendite. Hört sich gut an – bei den derzeitigen Zinsen nicht schlecht. Leider aber scheinen die Nebenkosten den vermeintlichen Gewinn schon zu Beginn „aufzufressen“. Denn: Wie vom ersten Tag an, bleibt es bei EuroParcs nebulös. Basierend auf den bisherigen Antworten von EuroParcs kann man nur folgende Rechnung aufmachen: Packt man, bezogen auf das Haus „Attendorn“, bei der Grundstückspacht und der Betriebs- und Verwaltungskostenpauschale 19 Prozent Mehrwertsteuer drauf, steht jährlichen Kosten von 9329,60 Euro eine Rendite von 4487,50 Euro gegenüber – und auch Schäden, Verluste, Versicherungen und Renovierungen muss der Eigentümer „on top“ bezahlen. Wer macht das?

Und was passiert nach den fünf Jahren? Die Inhaber müssen auch dann die 9329,60 Euro plus Inflation zahlen. Eine garantierte Rendite gibt es aber nicht mehr. EuroParcs schreibt zu dieser Rechnung nur: „Die Mindestrendite von 2,5 Prozent garantiert eine Mindesteinnahme unter Berücksichtigung von Umsätzen, die durch EuroParcs generiert werden und Kosten, die an EuroParcs gezahlt werden.“

Vielleicht ist es auch gut, dass ich ohnehin kein Geld für so ein Haus habe...

Andrea Vollmert

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