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Viega World: Wie ein Erlebnis-Museum in einem Sauerländer Industriegebiet

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Von: Sebastian Schulz

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Viega World ist seit Donnerstag offiziell eröffnet. Das symbolische (und Viega-typisch gelbe) Band durchschnitten (von links) Christian Pospischil, Jochen Ritter, Anna Viegener, Walter Viegener und Theo Melcher.
Viega World ist seit Donnerstag offiziell eröffnet. Das symbolische (und Viega-typisch gelbe) Band durchschnitten (von links) Christian Pospischil, Jochen Ritter, Anna Viegener, Walter Viegener und Theo Melcher. © Schulz

Die Firma Viega hat einen Neubau eingeweiht, der neue Maßstäbe setzt. Eigentlich handelt es sich „nur“ um ein Fortbildungszentrum. Aber es ist viel mehr als das. Hier wird die Zukunft des Bauens sicht- und erlebbar.

Attendorn-Ennest - Wie fasste es Moderatorin Dr. Ines Marbach so treffend zusammen: Dieses Gebäude könnte in allen Metropolen dieser Welt stehen. Aber es steht in Ennest. In einem ganz sauerlandtypischen Industriegebiet im Kreis Olpe. Hier verbirgt sich ein Bauprojekt, das – ganz ohne Übertreibung – völlig neue Maßstäbe setzt: die Viega World.

Auf dem Papier ist die Viega World, die am Donnerstag dieser Woche nach rund viereinhalbjähriger Bauzeit offiziell eröffnet worden ist und einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ gekostet hat, nur ein Seminarcenter. Ein Ort also, an dem Wissen an Kunden und die Fachkräfte von morgen vermittelt werden soll. Aber es ist viel mehr als das. Es ist wie eines der interaktiven Erlebnis-Museen, die man aus den besagten Metropolen kennt und in denen Wissen zum Anfassen vermittelt wird.

In der Viega World fließt an vielen Ecken Wasser durch offene Rohrleitungssysteme, die sonst hinter Wänden verborgen bleiben; hier werden Energiedaten live angezeigt; hier wird „die 124-jährige Entwicklung vom Ein-Mann-Betrieb zum Weltmarktführer und die Zukunft unseres Familienunternehmens gezeigt“, betonte Anna Viegener, Vorsitzende des Gesellschafterausschusses. Um eben jene Zukunft zu veranschaulichen, dafür „wird das Gebäude selbst zum Seminarinhalt“, ergänzte Walter Viegener, ebenfalls Gesellschafterausschuss-Vorsitzender. Denn das Gebäude ist klimaneutral und nach neuesten und nachhaltigsten Standards gebaut worden.

Kein Wunder, dass bei einem solch innovativen Projekt auch hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft zur Eröffnungsfeier nach Ennest kamen. „Viega hat ein Exempel statuiert und ein Ausrufezeichen für die Region gesetzt“, „dieses Gebäude kann als Blaupause für die Zukunft dienen“ oder „Viega hat das umgesetzt, was sich die Politik immer wünscht“, waren nur drei der lobenden Aussagen, die Redner wie Landrat Theo Melcher, der Landtagsabgeordnete Jochen Ritter oder Bürgermeister Christian Pospischil nannten.

Das Bauen der Zukunft erlebbar machen – das ist eines der Kernthemen, um die es der Firma Viega mit dem Neubau geht. Aber mindestens ebenso wichtig sind die Fortbildungen, die hier stattfinden sollen. Rund 45 Jahre nach dem ersten Viega-Informationszentrum in Attendorn und gut 20 Jahre nach dem Bau des Viega World-Vorgängers in Ennest sollen die Fachkräfte der Sanitär- und Heizungsbranche nun in dem neuen Seminarcenter geschult werden.

Denn – daraus machte Walter Viegener keinen Hehl – die Überalterung des Arbeitsmarktes und immer weniger Auszubildende stimmen ihn nachdenklich. Deshalb wolle Viega „einen Beitrag dazu leisten, damit das Weiterbildungs-Niveau in der Branche auf Augenhöhe mit den technischen Entwicklungen bleibt“.

Anna und Walter Viegener erweckten die Viega World zum Leben, indem ein Rohrleitungssystem – das Herz des Gebäudes – erstrahlte.
Anna und Walter Viegener erweckten die Viega World zum Leben, indem ein Rohrleitungssystem – das Herz des Gebäudes – erstrahlte. © Viega

Im Anschluss an den offiziellen Akt folgte schließlich der Rundgang für die Teilnehmer. Was es hier zu erleben gab? Eine ganze Menge.

Wer in den Raum hinter der unscheinbaren Tür im Obergeschoss der Viega World tritt, hört den Herzschlag durch die Lautsprecher. Bumm, bumm – bumm, bumm. Walter Viegener lässt es sich nicht nehmen, vor der Besuchergruppe noch einmal das Wort zu ergreifen. Stolz liegt in seinen Augen. Denn hinter der nächsten Tür liegt das Highlight des Neubaus: die Viega Sphere.

Dieser Raum sei eine Überraschung, sagt Viegener. Nur die wenigsten Außenstehenden hätten gewusst, dass hier innerhalb der Viega World noch einmal ein ganz besonderes Projekt verwirklicht worden ist – ein Vorhaben, das „eigentlich nicht im Budget gewesen“ sei, so Viegener, „und glauben Sie mir: Es hat ein paar Euro gekostet“. Aber sein Team habe ihn letztlich überzeugt.

Bumm, Bumm. Vor dem Eingang lässt sich jeder Besucher eine 3D-Brille reichen. Die Tür wird geöffnet. Handys bitte in der Tasche lassen, Kameras ausschalten. Denn hier treten die Besucher in einen Raum ein, der nach Viega-Aussage weltweit einzigartig sein soll. Da soll niemandem durch Fotos oder Videos die Überraschung verdorben werden.

Stehtische, angeordnet wie auf einem Plateau. Ringsherum durchzieht den Raum eine Leinwand, 42 Meter lang, 6 Meter hoch. Darüber sind verborgen 12 Laserbeamer installiert, zusätzlich 40 Lautsprecher. Ein kleines 360-Grad-Kino – nur, dass an der Decke eine Skulptur aus Rohren hängt, die im Verlauf der nächsten Minuten im Licht pulsieren wird. Aber zunächst wird es dunkel. Showtime.

Kurze Zeit später verlässt die Besuchergruppe überwältigt den Raum. In beeindruckenden Bildern haben die Betrachter gesehen, wie Viega Antworten auf die Fragen der Zukunft finden möchte. Wie aus Rohrleitungen frei nach dem Viega-Leitsatz die „Lebensandern von morgen“ werden. Und wie die Digitalisierung den Bau von Gebäuden völlig verändern könnte.

Das ganze Gebäude an sich, die neue Viega World, ist ein Beispiel dafür. 12.200 Quadratmeter groß, aber null Prozent klimaschädlich, sogar im Gegenteil: Das Gebäude erzeugt mehr Energie, als es benötigt, was von Fachverbänden wie der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen auch bestätigt und ausgezeichnet wird.

Außenansicht der Viega World in Ennest.
Außenansicht der Viega World in Ennest. © Viega

Während nach dem Spatenstich für Viega World im Mai 2018 die Baugrube in Ennest ausgehoben wurde und es nach den Tiebauarbeiten unerwartet lange dauerte, bis ein Bauträger gefunden werden konnte, existierte das Gebäude längst digital – in Form eines digitalen Zwillings mit Hilfe des sogenannten Building Information Modeling (BIM). Solche Modelle schaffen laut Viega nicht nur mehr Effizienz auf der Baustelle, sondern berücksichtigen auch den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes – vom Bau über den Betriebsprozess bis hin zum Rückbau.

„Willkommen in der Zukunft“ bezeichnet die Computerstimme in Viega Sphere diese Art des Bauens, die Walter und Anna Viegener im übertragenen Sinn zum Leben erweckten. Unter den gespannten Augen der Besucher nahmen sie am Donnerstag ein Rohrleitungssystem in Betrieb, das daraufhin in verschiedenen Farben erstrahlte. Es ist – so sagen sie – das Herz des Gebäudes, das Herz der Marke Viega.

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