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Brücke der Solidarität - „Volle Kanne“ unterstützt kleine Dorfmolkereien in Ecuador

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Mit dem Esel wird die Milch zur Dorfmolkerei in Pachancho (Ecuador) gebracht.
Mit dem Esel wird die Milch zur Dorfmolkerei in Pachancho (Ecuador) gebracht. © Privat

Die Milchviehhöfe aus Drolshagen unterstützen Molkereien in Pachancho und La Libertad in der Gemeinde Salinas im Hochland von Ecuador. Die Verbindung knüpfte der Drolshagener Tierarzt Heinz Stachelscheid.

Drolshagen/Salinas – Große Freude und Dankbarkeit herrscht bei den Mitgliedern der Molkereigenossenschaften von Pachancho und La Libertad, zwei kleinen Dörfern in der Gemeinde Salinas im Hochland von Ecuador. Auf ihrem Konto sind vor einigen Tagen knapp 2.000 Dollar eingegangen, Geld, das von einer Molkerei am anderen Ende der Welt stammt, nämlich der „Volle Kanne“ Hofmolkerei Sauerland in Feldmannshof bei Drolshagen.

„Volle Kanne“ wird von den beiden Milchviehhöfen der Familien von Peter Engels in Feldmannshof und Michael Alterauge am Papenberg sowie den Dornseifer-Frischemärkten betrieben. Und so weit die zwei Genossenschaftsmolkereien in Ecuador und die Hofmolkerei Sauerland auch auseinanderliegen mögen, sie eint dieselbe Idee, nämlich der Milch ihren Wert und ihre Ursprünglichkeit zurückzugeben, qualitativ hochwertige Produkte aus dieser Milch an Ort und Stelle herzustellen und diese regional zu fairen Preisen zu vermarkten.

Zustande gekommen ist die Verbindung zwischen den Molkereien in Feldmannshof und im ecuadorianischen Hochland durch Dr. Heinz Stachelscheid, Tierarzt aus Drolshagen, der viele Jahre als Entwicklungshelfer mit indigenen Dorfgemeinschaften Ecuadors gearbeitet hat und der erstaunliche Parallelen zwischen dem Projekt in Ecuador und der „Volle Kanne“ Hofmolkerei in Drolshagen feststellt:

„Hüben wie drüben kämpfen die familiengeführten Milcherzeugerbetriebe gegen die Übermacht der global operierenden Lebensmittel-Giganten und kontinental vernetzten Mega-Discounterketten, die die Erzeugerpreise drücken und das Frischeprodukt Milch oft über hunderte von Kilometern zu den riesigen Verarbeitungsstätten transportieren, von wo aus der ebenso lange Frachtweg zu den Verbrauchermärkten erfolgt. Nachhaltig oder ökologisch sinnvoll ist so etwas ganz und gar nicht.“

In Salinas baut man daher schon seit 1978 auf ein Genossenschaftsmodel mit dezentral errichteten Molkereien, in denen die Kuhmilch aus den kleinbäuerlichen Familienbetrieben zu Vollmilch, Joghurt und schmackhaftem Käse verarbeitet wird. Jedes Dorf hat dabei seine eigene Molkerei. „Natürlich wäre es einfacher und billiger, die Milch aus der ganzen Provinz zu sammeln und zentral zu verarbeiten. Aber die Dorfmolkereien schaffen Arbeitsplätze, stiften Identität und garantieren eine selbstbestimmte Preisgestaltung nach Maßgabe des Fairen Handels“, so Stachelscheid.

Alle 14 Tage ist Zahltag. Der Milchpreis, sowohl im Einkauf als auch Verkauf, wird vom Vorstand der Genossenschaft vorgeschlagen und von den Mitgliedern festgelegt. Inzwischen sind über 50 Dorfmolkereien in einem Genossenschaftsverband mit dem Namen „Salinerito“ zusammengeschlossen, darunter auch Pachancho und La Libertad, die auf 4.000 beziehungsweise 1.500 Metern über dem Meeresspiegel liegen.

Die beiden jungen Molkereien in Ecuador wollen die finanzielle Zuwendung aus dem Drolshagener Land zur Verbesserung der Hygiene-Infrastruktur im Milch-Annahmebereich verwenden, denn auch in Ecuador steigen die behördlichen Anforderungen an die Erfüllung der Hygienestandards immer weiter. Initiiert wurde die Überweisung durch eine Spendenaktion aus Anlass des runden Geburtstags von Peter Engels, der Einweihungsfeier der Hofmolkerei und der Geburt des kleinen Michel. Die „Volle Kanne“ im Sauerland baut so eine Brücke der Solidarität zu kleinbäuerlichen Molkereien in Ecuador, deren Mitglieder sich, hüben wie drüben, für mehr Regionalität und Nachhaltigkeit einsetzen. „Volle Kanne“ eben.

Weitere Informationen zu den Projekten gibt es unter www.volle-kanne.nrw und www.salinerito.com

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