Das alte Gebäude an der Ahauser Straße hat eine über 100-jährige Tradition. Anfang der 1920er Jahre bis Ende der 1970er Jahre wurde der Komplex als Krankenhaus genutzt. Dann erfolgte eine Nutzung als Jugendherberge. Aktuell werden dort Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Nun sollen womöglich die Bagger anrollen und alles „platt“ machen.
Die Mitglieder der Interessensgemeinschaft möchten das Areal gerne als Baugrund für seniorengerechte Wohnungen und ebenso als Bürgerbegegnungsstätte erhalten wissen.
Vor allem aber die angebaute Kapelle soll auf jeden Fall erhalten bleiben.
Das Gotteshaus wurde Anfang der 1980er Jahre entweiht und dient aktuell den dort wohnenden Ukrainern als Speisesaal. Ebenso finden an dieser Stelle Nähkurse und Deutschkurse für Flüchtlinge statt.
Auch probt der Projektchor mit „Hegger Bürgern“ gemeinsam mit den Gästen aus der Ukraine. „Eine sinnvolle Nutzung, die auch im Rahmen einer Bürgerbegegnungsstätte in Zukunft Bestand haben soll“, so wünschen es sich die Mitglieder der Interessensgemeinschaft. Umso weniger verstehen sie, dass der Rat der Gemeinde Finnentrop nahezu einstimmig für einen Abriss plädierte. Der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) schlug der Gemeinde Finnentrop vor, die Kapelle vor dem Abriss zu bewahren, zumal sie „ein bauliches Zeugnis für die beginnende Verbreitung der Gesundheitsversorgung“ darstelle. Ein bedeutsames Bauwerk für den Ort, immerhin mit 2800 Bewohnern der zweitgrößte der gesamten Gemeinde Finnentrop.
Die Initiatoren ärgerten sich besonders über eine Äußerung von Peter Schmitz von der SPD Finnentrop. Er wird in einem Artikel der WP mit den Worten zitiert: „Für ein Haufen Steine oder ein marodes Dach brauchen wir keinen Denkmalschutz.“
Innerhalb von nur fünf Tagen gelang es den eifrigen Männern und Frauen, über 300 Unterschriften für den Erhalt zu sammeln. „Unterzeichnet haben alle Altersstufen“, freuen sich die Initiatoren. Die Unterschriften wurden an die Gemeinde Finnentrop weitergeleitet. Man wartet dringend auf eine angekündigte Bürgerversammlung, um auch dem Rat noch einmal dieses Ansinnen vorzustellen. Dabei ist es den Protagonisten egal, ob die Kapelle als Denkmal eingestuft wird. „Hauptsache sie wird erhalten.“
Die Kapelle verfügt über ein Gewölbe und eine kleine Orgelbühne (allerdings ohne Instrument). „Von dort zeigten die Ordensschwestern der Familie die Babys“, erzählt eine Heggener Seniorin mit feuchten Augen. Zahlreiche Menschen aus Heggen und dem Umland erblickten dort bis Ende der 1970er Jahre das Licht der Welt. Nach Aussage der Initiatoren wäre die Einrichtung einer Bürgerbegegnungsstätte, wie etwa in Bamenohl, mehr als nur wünschenswert.
Von Artur Seidenstücker