Im Jahr 2018 wurden am Oberbecken umfangreiche Sanierungsarbeiten und Revisionsmaßnahmen durchgeführt. Unter anderem ist in diesem Zug auch eine 1,2 Meter hohe Wellenschutzwand errichtet worden. Sie ist für die Tiere zu einem unüberwindbaren Hindernis geworden. „Hier stapeln sich jede Nacht hunderte von Erdkröten, Feuersalamandern und Molchen. Der Zugang zu ihren Laichplätzen wurde komplett dicht gemacht“, berichtet Dirk Heimes und kritisiert: „Hier wurde über 50 Jahre lang unbewusst ein Biotop geschaffen, das nun von den neuen Betreibern zerstört wird.“
Er selbst versucht zu helfen: „In den letzten zwei Jahren habe ich genau 1383 Erdkröten, 19 Feuersalamander und 12 Molche eingesammelt. 2023 sind es bisher fast 500, und die eigentliche Laichzeit beginnt erst noch.“ Er bringt die verzweifelt gegen die Wand kämpfenden Tiere in ein anderes, geeignetes Gewässer. „Die Kröten sind in einem regelrechten Fortpflanzungswahn und kämpfen auch tagsüber bei Sonnenschein gegen den Beton. Ich habe schon einige gesehen, die dadurch regelrecht vertrocknet sind. Meine Emotionen kochen echt hoch!“
Nach eigener Aussage hat er mit dem Betreiber bereits mehrfach telefoniert und forderte zum Beispiel kleine Kerben in der Wellenschutzwand, durch die die Tiere schlüpfen könnten. Doch erreichen konnte er nichts. Auf diesen Vorschlag geht das Energieunternehmen Enervie auch auf SauerlandKurier-Anfrage nicht ein. Gleichwohl betont Sprecher Andreas Köster: „Die Wellenschutzwand ist in dieser Form von der Bezirksregierung Arnsberg als zuständiger Behörde genehmigt worden. Ohne diesen Teil der Betriebsgenehmigung dürfte das Oberbecken in dieser Form nicht betrieben werden.“ Grund dafür sei, dass sich mit den Umbauarbeiten auch der Pegelstand des Oberbeckens um rund 70 Zentimeter erhöht habe. „Diese Kapazitätserhöhung war nur durch die Errichtung einer abgeschlossenen Wand möglich“, berichtet Köster, der in der Wellenschutzwand gleich zwei wichtige Vorteile für die Natur sieht. Erstens verhindere die Wand eine Überschwemmung des Dammes und schütze damit auch die umliegende Flora und Fauna. Und zweitens halte sie die Tiere davon ab, über den Ablaufturm in die Turbinen gesogen zu werden.
Letzteres Argument will Dirk Heimes so nicht stehenlassen. „Dann wäre ja in den 50 Jahren keine Population entstanden. Eine Kaulquappe schwimmt immer gegen den Strom und wahrscheinlich nutzen die Tiere den rauen Belang im Wasserbecken, entgegengesetzt des Auslaufs als eine Art Anker. Im Juli verlassen die kleinen Kröten dann den Bereich, suchen sich einen Platz in den Wäldern und kehren erst in fünf Jahren zum Laichen an den Ort ihres Schlüpfens zurück. Aber das geht ja jetzt nicht mehr.“
Kritik übt Heimes in diesem Zusammenhang auch am Naturschutzbund (Nabu), der „diesem Wahnsinn zugestimmt hat“. Der Nabu-Kreisverband Olpe war für eine Stellungnahme gegenüber dem Kurier weder schriftlich noch telefonisch erreichbar.
Mit einer Dammlänge von 1300 Meter und einem Stauinhalt von 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser ist das Pumpspeicherwerk Rönkhausen nicht nur eine technische Meisterleistung: Ausflügler, Wanderer des Sauerland-Höhenflugs und Naturliebhaber schätzen „’ne Runde am Oberbecken“ und genießen dabei eine grandiose Aussicht. Bereits 1964 beschloss Elektromark den Bau der frühzeitigen „Sauerländer Energiewende.“ Nicht in Vergessenheit darf geraten, dass 1967 während der Bauzeit drei Männer bei einem Arbeitsunfall ums Leben kamen. Eine Gedenktafel erinnert an das Unglück. Heute ist das Werk in Besitz von Mark-E und STAWAG (Stadtwerke Aachen). Das Grundprinzip ist „einfach und genial“: Nachts wird Wasser aus der Glingetalsperre hoch in das Oberbecken gepumpt. Bei Bedarf – meistens tagsüber – läuft das Wasser zurück und mittels Generatoren wird Strom produziert. Der öffentliche Dammweg auf dem etwa 500 Meter hohen „Dahlberg“ ist jederzeit öffentlich zugänglich.