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Sorge vor Bundes-Krankenhaus-Reform: „Im Sauerland würde alles zusammenbrechen“

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Von: Alexander Schäfer, Sebastian Schulz

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Krankenhaus
Die Krankenhausreform soll Kliniken mehr von wirtschaftlichem Druck lösen. © Marcus Brandt/dpa

Wie geht es weiter mit den Krankenhäuern im Land? Das wird derzeit überlegt und heiß diskutiert. Für den Kreis Olpe könnten die Pläne drastische Auswirkungen haben.

Olpe/Lennestadt/Attendorn - Dass die Krankenhauslandschaft reformiert werden muss – in dem Punkt sind sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und sein NRW-Amtskollege Karl-Josef Laumann (CDU) einig. Über den Weg gibt es jedoch Streit.

Erst In dieser Woche äußerte Lauterbach Kritik an den NRW-Plänen – dabei blicken viele Krankenhäuser eher optimistisch auf das, was in NRW ausgearbeitet wird und mit großer Sorge auf das, was auf Bundesebene angedacht ist. Denn: Kommen die Pläne so, wie kürzlich von der Regierungskommission vorgeschlagen, wäre vor allem der ländliche Raum stark betroffen. „Im Sauerland würde die ganze Versorgungsstruktur zusammenbrechen“, warnte unlängst Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Auch für den Kreis Olpe werden fatale Folgen befürchtet, sollte die Reform mit der Brechstange durchgesetzt werden.

Was plant die Kommission der Bundesregierung?

Das im Dezember 2022 vorgestellte Reformkonzept von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser vor. Anders als heute sollten Krankenhäuser in drei Level eingeordnet werden. So soll es Kliniken zur Grundversorgung geben, zum Beispiel für grundlegende chirurgische Eingriffe und Notfälle (Level 1). Andere Häuser sollen sich um die „Regel- und Schwerpunktversorgung“ kümmern, andere um die Spezialversorgung (Level 2 und 3).

Welche Ergebnisse hat die Analyse gebracht?

Die Analyse im Auftrag der Krankenhausgesellschaft NRW sagt, dass von 358 Krankenhausstandorten in NRW nur 36 die höheren Level 2 und 3 erreichen. Bei der Geburtshilfe ließe die Beschränkung nur noch 35 von 137 Standorten zu. 70 Prozent der werdenden Eltern müssten sich eine andere Entbindungsklinik als das jetzt nächstgelegene Krankenhaus suchen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Kardiologie. Akute Herzinfarkte können aktuell in 136 Standorten mit einer interventionellen Kardiologie schnell behandelt werden. Bei Einschränkung auf die Level 2 und 3 blieben noch 34 Standorte übrig. Auch bei Neurologie (33 statt bisher 74 Standorte) und Urologie (22 statt bisher 80 Standorte) müssten stationäre Fälle auf dann wenige verbliebene Standorte ausweichen.

Wie sind die Pläne in den GFO-Kliniken in Olpe und Lennestadt aufgenommen worden?

Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der GFO Kliniken Südwestfalen, sagt es deutlich: „Wenn die Pläne von Professor Lauterbach umgesetzt werden, wäre die Zukunft der beiden Krankenhausstandorte ungewiss. Wir dürfen aber nicht außer Acht lassen, dass das, was aktuell in Lauterbachs Diskussionspapier steht, bis zum Ende des Prozesses noch viele Veränderungen durchlaufen wird.“ Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Politik mit „einer Planung am Reißbrett der Kommission die medizinische Versorgung in der Fläche massiv ausdünnen“, die Patienten durch die Gegend scheuchen, dem Rettungsdienst lange Wege bereiten und das Pflegepersonal zum täglichen Pendeln zwingen wolle. Die Pläne müssten wieder das Wohl der Patienten in den Blick nehmen. Immerhin: Genau das werden sie nach Ansicht von Dr. Blum bei den Landesplanungen, an denen die Krankenhauser seit Monaten mitarbeiten. Das Vorhaben des Bundes konterkariere jedoch die Planungen von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, sagt Dr. Blum.

Wie ist die Reaktion in der Helios-Klinik Attendorn?

Noch sei es für eine Beurteilung zu früh, heißt es aus der Helios-Klinik. Generell sei aber eine stärkere Zusammenarbeit von Häusern durchaus sinnvoll. „Das setzen wir in der Region bereits in verschiedenen Clustern um“, erklärt die Helios-Marketingleiterin für Attendorn, Maria Teresa Bergmann. Patienten bekämen so immer das beste Angebot – „egal durch welche Tür sie hereinkommen. Die Vorschläge der Regierungskommission bestätigen hier unsere bereits seit Jahren angestoßenen Initiativen der Cluster- und Schwerpunkt-Bildung.“

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