Ein Stellwerkschaden kann passieren, und in der Folge sind Zugausfälle und Verspätungen unvermeidlich. Was Jessica Pallaske und die übrigen Fahrgäste ärgert, ist die Art und Weise, wie die Deutsche Bahn mit der Situation umgegangen ist. Denn bis auf die Information, dass es sich um einen Stellwerkschaden handelt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird, sei keine Erklärung gekommen. Wo dieser Schienenersatzverkehr wann und wohin fährt – dazu habe es keine Informationen gegeben.
Die Fahrgäste mussten sich durchfragen und die Haltestelle selbst suchen. Auch Getränke oder Verpflegung habe es nicht gegeben. Laut Zuginfo.nrw, einem Informationsportal im Auftrag verschiedener Beförderungsbetriebe, begann die Störung am Donnerstag um 11 Uhr. Jessica Pallaske stiegt um 11.43 Uhr ganz normal in den Zug in Siegen – ohne irgendeinen Hinweis auf die Störung zu bekommen. Etwa zehn Minuten später war die Fahrt in Kreuztal beendet. Dazu waren hier die Anzeigentafeln auf den Bahnsteigen ausgefallen, die wenigen Informationen kamen per Lautsprecherdurchsage. Jessica Pallaske ist Dolmetscherin für Gebärdensprache und musste dabei sofort an die Gehörlosen denken, denn die haben bei fehlenden Anzeigentafeln keine Chance an Informationen zu kommen.
Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn in NRW, kann sich nur entschuldigen und um Verständnis bitten. „So etwas kommt von gleich auf plötzlich“, ein sofortiger geordneter Schienenersatzverkehr sei da nicht möglich. „Man hat die Hoffnung, dass es schnell weitergeht und die Störung schnell behoben ist“, deshalb sei es auch schwierig, den Fahrgästen mehr Informationen zu geben, man wisse meist selbst nicht, wie es weitergeht.
Für die Thetenerin und ihre Mitreisenden ging es nach einer Stunde Wartezeit weiter – mit dem Schienenersatzverkehr nach Altenhundem. Von dort aus mit dem Linienbus über Halberbracht nach Grevenbrück. Mit Ortskenntnissen möglich, aber die hatten viele der Reisenden nicht. Und auch mit Ortskenntnissen kann sich so ein Fahrt in die Länge ziehen: „Eine Kollegin ist um 13 Uhr in Siegen losgefahren, sie musste nach Schwerte, dort ist sie um 18 Uhr angekommen“, erzählt Jessica Pallaske. Glücklich war sie, in Kreuztal als Schienenersatzverkehr das heimische Busunternehmen Hennecke-Reisen zu sehen, „die waren meine Retter in der Not“.
Über drei Stunden hat der Bahnverkehr auf Teilen der Ruhr-Sieg-Strecke am Donnerstag komplett stillgestanden. Ab 11 Uhr meldeten Gäste Störungen.
Schuld war ein defektes Kabel im Stellwerk Plettenberg. Normalerweise wird das Plettenberger Stellwerk aus Finnentrop ferngesteuert – genau das klappte nicht.
Mehrere Stunden dauerte es, bis das defekte Kabel als Ursache gefunden und ausgetauscht werden konnte.
Bis sich der Bahnverkehr wieder normalisierte, dauerte es allerdings noch eine Weile.