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Ein Hausarztzentrum für Lennestadt - Rat beschließt finanzielle Unterstützung

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Von: Inge Schleining

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Hier zieht zum Jahresende das neue Hausarztzentrum Lennestadt ein
Hier zieht zum Jahresende das neue Hausarztzentrum Lennestadt ein. © Inge Schleining

Einige Nachfragen, viel Zustimmung und großes Lob für die Initiatoren von Grevenbrück Aktiv – das war zusammengefasst die Diskussion um Tagesordnungspunkt 2 der Lennestädter Ratssitzung am gestrigen Mittwoch.

Lennestadt - Hinter Tagesordnungspunkt 2 verbirgt sich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in Lennestadt. „Es war ein Marathon, aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Voraussichtlich Ende des Jahres wird in Grevenbrück in Bahnhofsnähe ein Hausarztzentrum eröffnet“, so Stefan Schauerte, erster Vorsitzender von Grevenbrück Aktiv. Gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden Jürgen Dolle hat er dies auf den Weg gebracht.

„Der Trend ist seit Jahren eindeutig. Die hausärztliche Versorgung auf dem Lande wird zunehmend schwieriger. Über 60 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte in Lennestadt sind bereits 60 Jahre oder älter. Sie arbeiten in der Regel in Einzelpraxen. Von einem Träger betriebene Hausarztzentren sind eine Alternative, um auch weiterhin eine möglichst dezentrale, wohnortnahe Versorgung zu realisieren“, so Jürgen Dolle.

Das Hausarztzentrum zieht in das neu errichtete Gebäude am Bahnhof Grevenbrück, am Standort der ehemaligen Post. Auf 400 Quadratmetern entstehen im Erdgeschoss barrierefreie Räumlichkeiten mit sechs Behandlungszimmern, dazu Sozialräume auf 100 Quadratmetern im ersten Stock.

Zunächst ziehen hier drei Ärzte ein, die ihre Selbständigkeit aufgeben und künftig im Angestelltenverhältnis arbeiten. Es sind Dr. Andreas Umlauf aus Bilstein, Dr. Eberhard Hertin aus Grevenbrück und Dr. Anette Asbach aus Elspe. „Auch wenn es im ersten Moment für einige Menschen gewöhnungsbedürftig sein kann, den Hausarzt nicht mehr unmittelbar vor Ort zu haben, ist es immer noch besser, einen etwas längeren Weg zu einem Hausarztzentrum zurückzulegen, als in die nächstgrößere Stadt für einen Arztbesuch reisen zu müssen“, so Stefan Schauerte. Das Gebäude am Bahnhof ist dazu sehr gut geeignet, mit ausreichend Parkplätzen sowie einer Bus- und Zuganbindung.

Die Ärzte können sich im Hausarztzentrum ganz auf ihre Patienten konzentrieren, alles, was zu Bürokratie und Verwaltung zählt, wird durch das Hausarztzentrum erledigt. Genauer gesagt durch die „HAZ Sauerland GmbH“ als Träger. Dahinter steht die Prange Gruppe, eine in Plettenberg beheimatete, familiengeführte Beteiligungsgesellschaft. In Plettenberg hat die Gruppe das Modell des Hausarztzentrums schon erfolgreich umgesetzt. Gestartet mit zwei Hausärzten an einem Standort sind es mittlerweile fünf Ärzte, 35 Mitarbeiter und über 5500 Patienten an drei Standorten, ein Facharztzentrum ist in Planung.

Davon berichtete Moritz Marl von der Prange Gruppe dem Lennestädter Rat. Denn das Thema stand nicht nur zur Information auf der Tagesordnung. Damit das Hausarztzentrum entstehen kann, gewährt die Stadt Lennestadt einen Zuschuss in Höhe von maximal 387.000 Euro für nicht gedeckte Baukosten. Dies wurde einstimmig beschlossen, „die Gründung des Hausarztzentrums ist im herausragenden Interesse der Stadt Lennestadt, da hierdurch eine weitaus höhere Chance besteht, die allgemeinmedizinische Versorgung in Lennestadt nachhaltig sicherzustellen“, so die Vorlage.

Ende des Jahres soll das Hausarztzentrum starten. Dabei ist eine Erweiterung auf sechs oder mehr Ärzte geplant. Die Lennestädter können auch auf die Ansiedlung eines Kinderarztes hoffen. „Man darf sich gerne bei uns melden“, so Bürgermeister Tobias Puspas zu geeigneten Kandidaten.

Dauerthema hausärztliche Versorgung

Dem Start des Hausarztzentrums geht eine lange Geschichte voraus. Der 2016 gegründete Verein Grevenbrück Aktiv hat sich von Anfang an der drohenden Unterversorgung im hausärztlichen Bereich angenommen.

- Erste Gespräche mit den Grevenbrücker Ärzten gab es bereits im November 2016.

- Verschiedene Konzepte zur Problemlösung, zum Beispiel die Suche mit einem Headhunter, führten nicht zum Erfolg.

- Anfang 2022 begann der Kontakt von Stefan Schauerte mit der Prange-Gruppe. Die Unternehmensgruppe erklärte sich bereit, beim Aufbau eines Hausarztzentrums zu unterstützen.

- In den vergangenen zwölf Monaten haben Jürgen Dolle und Stefan Schauerte die Akteure für das Projekt sowie die Immobilie gefunden und alle nötigen Voraussetzungen für den Aufbau des Zentrums geschaffen.

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