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Geburten im Kreis Olpe: Wie es ein halbes Jahr nach der Attendorn-Schließung weitergeht

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Von: Sebastian Schulz

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Peter und Verena Keine aus Dünschede mit ihrem Sohn Jonah, der am 25. März in Lennestadt geboren worden ist.
Peter und Verena Keine aus Dünschede mit ihrem Sohn Jonah, der am 25. März in Lennestadt geboren worden ist. © Schulz, Sebastian

Die Schließung der Geburtsstation der Helios-Klinik Attendorn war eine Hiobsbotschaft. Wie geht es seitdem mit den Geburten im Kreis Olpe weiter? Ein Rundblick ein halbes Jahr danach.

Kreis Olpe - Jonah Keine erblickte am 25. März das Licht der Welt. 50 Zentimeter groß, 3790 Gramm schwer und eines von vielen Kindern, das seinen Geburtsort in Lennestadt hat. Hier, im Kreißsaal des St. Josefs-Hospitals in Altenhundem sind die Geburtenzahlen zuletzt stark angestiegen. Der Grund: Die Geburtenstation der Helios-Klinik in Attendorn ist Ende vergangenen Jahres geschlossen worden. Die verbliebenen Geburtenstationen im Kreis Olpe in Lennestadt und Olpe müssen und wollen das Vakuum auffangen – und rüsten sich für die stärkere Nachfrage.

„Wir verzeichnen so viele Geburten wie noch nie“, sagt Hani Ibrahim, der Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe in Lennestadt, der bis Ende des Jahres mit weit über 500 Geburten rechnet. Alleine im März habe das St. Josefs-Hospital statt der normalerweise üblichen knapp 100 nun 125 Geburten verzeichnet – also im Schnitt jeden Tag vier Geburten.

Eines dieser Neugeborenen im März war der kleine Jonah, für dessen Eltern Verena und Peter Keine er das erste Kind und damit der ganze Stolz der jungen Familie ist. Als Mutter Verena im Sommer vergangenen Jahres schwanger geworden ist, war für sie und ihren Ehemann eigentlich klar: Ihr Sohn soll in Attendorn geboren werden. Erstens, weil die Entfernung von ihrem Haus in Dünschede bis zum Attendorner Krankenhaus sehr gering ist. Zweitens: Weil eine Freundin ihr erstes Kind in Attendorn zur Welt gebracht hat und die Helios-Klinik wärmstens empfohlen hatte.

Die Hiobsbotschaft, die viele Eltern und Bürger im Kreis Olpe überrascht hat, wurde dann im Herbst veröffentlicht: Die Helios-Klinik werde ihre Geburtsstation aufgrund „fehlender Nachbesetzungsmöglichkeiten“, wie es von offizieller Seite hieß, schließen. Kurze Zeit später stand auch schon der Schließungstermin zum 1. November fest. Für Familie Keine war also klar: Sie muss sich woanders nach einem Kreißsaal umschauen.

Verena und Peter Keine schauten sich die Geburtsstationen in Olpe und Lennestadt an und entschieden sich – vor allem aufgrund der geringeren Entfernung – für Lennestadt. In einem Anmeldegespräch wenige Wochen vor der Geburt lernten sie das Personal und die Räumlichkeiten kennen und gingen mit einem guten Gefühl in die letzten Schwangerschaftswochen.

Zwei Wochen vor dem errechneten Termin war es dann soweit. Freitagsmittags, er im Homeoffice, sie in den Wehen, um 14 Uhr ins Krankenhaus, um 19.30 Uhr war der kleine Mann namens Jonah auf der Welt. Alles sei super gelaufen, nicht nur während der Geburt, sondern auch in den Tagen danach, „in denen man als Eltern des ersten Kindes so viele Fragen hat“, wie Verena Keine beschreibt.

Damit die Betreuung vor, während und nach der Geburt trotz der steigenden Zahlen sichergestellt werden kann, hat das St. Josefs-Hospital personell reagiert. Vier neue Hebammen – zwei davon aus der Attendorner Helios-Klinik – verstärken das Team nun auf 18 Hebammen. Hinzu kommen neuerdings zwei Fachärzte von extern sowie drei eigene Fachärzte, die laut Hani Ibrahim sicherstellen, dass die Geburtsstation zu jeder Tages- und Nachtzeit besetzt ist. Ein weiterer Facharzt soll Mitte des Jahres hinzukommen, um den steigenden Bedarf zu decken.

Auch in Olpe sind Hebammen aus Attendorn übernommen worden. Darüber hinaus sei „durch gute Strukturierungen unserer Prozesse hier kein Mehrbedarf an Personal entstanden“, wie Marketing-Referentin Sarah Victoria Scholz-Klapp auf Anfrage erklärte.

Der kleine Jonah hat unterdessen am Montag seinen einmonatigen Geburtstag gefeiert – ebenso wie übrigens ein anderes Kind, das am gleichen Tag wie er in Lennestadt geboren worden ist und deren Mutter die Familie Keine sehr gut kennen. Sie sind ihr ganz zufällig auf dem Gang begegnet. Es handelte sich nämlich um jene Freundin, die nach ihrer Geburt des ersten Kindes der Familie Keine die Helios-Klinik in Attendorn empfohlen hatte. Sie hat nun ihr zweites Kind nicht mehr in Attendorn, sondern in Lennestadt zur Welt gebracht.

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