Nora kommt ursprünglich aus der Ukraine – als einer von vielen Hunden, die derzeit ebenso wie die Menschen vor dem Krieg flüchten. „Unter traurigen Umständen“, wie es der Tierschutzverein Olpe beschreibt, landete sie schließlich im Tierheim Olpe. Weil sie nicht richtig laufen konnte, war sofort klar, dass sie dringend operiert werden musste. Sie litt an einer Fraktur am Fermurhals, also am rechten hinteren Oberschenkel – offenbar eine alte Verletzung, die nie richtig versorgt und damit nie verheilen konnte. Im Gegenteil: Eine heftige Arthrose sorgte dafür, dass Nora ihr Bein nicht mehr bewegen konnte. Die Tierschützer wussten, dass Nora starke Schmerzen verspüren musste – und dass umgehend eine Operation nötig war.
Einen Hund allerdings nach einer solchen OP in den hektischen Tierheimalltag zu schicken, war keine Optimallösung. Deshalb hofften die Tierschützer darauf, ein Herrchen oder Frauchen zu finden, das Nora durch die OP und in den Wochen danach begleiten könnte.
Eva Hetzel las diesen Aufruf und war tief bewegt. „Wenn sie schon aus einem Kriegsgebiet kommt und sie in so jungen Jahren nicht mehr bei ihrer Familie lebt, dann muss man ihr eine Chance geben“, dachte sich die Bilsteinerin und meldete sich beim Tierschutzverein. Für Hündin Nora, die geschätzte zwei Jahre alt sein dürfte, war es ein Sechser im Lotto: Denn Eva Hetzel hat nicht nur privat viel Hundeerfahrung, sondern sie leitet obendrein eine Physiotherapiepraxis für Hunde in Grevenbrück.
Nora hatte also ein neues Zuhause. Anfang dieser Woche stand die Operation in Betzdorf auf dem Plan. „Ich habe mir die Röntgenbilder nach der OP angesehen und es war wirklich erschreckend. Ich habe selten eine so schlimme Arthrose durch eine unbehandelte Fraktur gesehen. Nora muss unendliche Schmerzen gehabt haben“, berichtet Eva Hetzel, die von einer aufreibenden Nacht im Anschluss an die OP berichtet – immerhin nicht im Tierheim, sondern in Noras nun gewohnten Umfeld, ihrem neuen Zuhause.
Alles ist gut gegangen. Nora trägt jetzt den eingangs erwähnten Trichter um den Hals, damit sie sich nicht die Fäden aufknabbert. In Eva Hetzels Praxis wird sie schon bald ein Unterwasserlaufband kennenlernen, auf dem sie ihr hinteres rechtes Bein wieder einzusetzen lernt. Mehrere Wochen der Therapie stehen ihr bevor. In drei Monaten könnte Nora dann schon beschwerdefrei sein, schätzt Eva Hetzel.
Die beiden sind inzwischen schon fast unzertrennlich. In der Praxis hat Nori, wie Eva Hetzel sie immer nennt, schon ein eigenes Zimmer und bei Spaziergängen springt sie am liebsten in jedes Wasser. „Und sie ist total schlau. Sie hat schon mehrere Kommandos gelernt“, betont Eva Hetzel und schmunzelt, weil Nora sie zuerst immer nur etwas irritiert angeschaut hat, als Eva Hetzel ihr mit ihrem Wendschen Dialekt erst auf ukrainisch und dann auf Deutsch das „Sitz“ oder „Platz“ beibringen wollte.
Letztlich hat aber auch das (ganz nonverbal) geklappt – und so schaut Eva Hetzel in Noras treue Hundeaugen, streichelt die Hundedame, die nun ein zweites Leben beginnen kann, und sagt: „Sie hat es einfach verdient.“