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Muslimische Gemeinschaft eröffnet Gemeindezentrum im Herzen von Lennestadt

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Von: Hartmut Poggel

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Eröffnung des Gemeindezentrums der Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat in Lennestadt Altenhundem
Dr. Jörg Ettemeyer im Gespräch mit Faiz Ahmad Saddique von der Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat im neuen Gemeindezentrum in Altenhundem. © Hartmut Poggel

Das „Rätsel“ in der Straße Am Rathaus in Altenhundem ist gelöst: „Als wir noch keine Gardinen an den Fenstern hatten, sind Leute davor stehen geblieben und haben sich gewundert, betende Männer oder Tischtennis spielende Jugendliche zu sehen.“ Faiz Ahmad Saddique lacht: Am Rathaus 3 hat die islamische Reformgemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat Olpe ein kleines Gemeindezentrum eröffnet. Mit einem Tag der offenen Tür stellte die Gemeinde Räume und sich selbst vor.

Altenhundem - „Wir haben 125 Mitglieder inklusive Frauen und Kinder, der Einzugsbereich reicht von Wenden bis Erndtebrück“, erläuterte der Gemeindevorsitzende. Altenhundem sei gewählt worden, „weil aus Lennestadt und speziell Altenhundem die meisten kommen und es eine gute Verkehrsanbindung hat“, sagt Saddique. Er ist in Altenhundem geboren, aufgewachsen und lebt dort auch mit seiner Familie: „Ich bin Altenhundemer“, sagt er. Wie viele seiner Glaubensbrüder- und schwestern hat er pakistanische Wurzeln. Sein Vater kam 1988 von dort als Asylbewerber nach Deutschland. „Für Sunniten und Schiiten sind wir Ungläubige, weil wir im Unterschied zu ihnen daran glauben, dass der Messias bereits erschienen ist. Es ist der Gründer unserer Reformgemeinde, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, der den Anspruch erhob, der vom heiligen Propheten Muhammad prophezeite ,Verheißene Messias und Mahdi des Islam‘ zu sein. Für Sunniten und Schiiten ist der Messias noch nicht erschienen“, erläutert Faiz Saddique.

Faiz Ahmad Saddique ist sehr gut vernetzt in Altenhundem, er arbeitet im AK Integration, hat einen guten Draht ins Rathaus und engagiert sich wie viele aus seiner Gemeinde darüber hinaus im sozialen Bereich. „Wir waren fünf Wochen zum Wiederaufbau im Ahrtal, haben für die Menschen dort auch Spenden gesammelt. Außerdem haben wir ein Obdachlosenprojekt. Wir fahren abends nach Dortmund und verteilen warme Kleidung und Lebensmittel an Menschen ohne Bleibe.“ Und nicht zuletzt befreien seit einiger Zeit Mitglieder von Ahmadiyya Muslim Jamaat Olpe die Altenhundemer „City“ am Neujahrsmorgen vom Silvestermüll.

„Nein, wir haben keine Probleme mit den anderen muslimischen Gemeinden in Lennestadt, und sie auch keine mit uns“, beantwortet Faiz eine entsprechende Frage. Auch mit den Nachbarn und Anwohnern gab und gibt es keine Differenzen.

Treff- und Mittelpunkt

Die Gemeinde lebt vom Engagement, auch dem finanziellen, ihrer Mitglieder. „Dieses Zentrum ist für uns sehr wichtig. Es ist unser Gemeindemittelpunkt, es schweißt uns zusammen. Man darf ja nicht den großen Bereich vergessen, in dem unsere Mitglieder wohnen. Wir nutzen es als Treffpunkt für Gespräche und natürlich als Betraum. Zum Abendgebet kommen regelmäßig zehn bis zwölf Männer, sonntagsmorgens auch leicht die doppelte Zahl.“

Das Zentrum mag ein wenig versteckt liegen, verstecken will sich Ahmadiyya Muslim Jamaat Olpe aber keineswegs: „Eines unserer Hauptanliegen besteht darin, den Menschen jenen ausschließlich friedliebenden, toleranten und spirituellen Islam näherzubringen, der zu Zeiten des Religionsstifters Muhammad gelehrt und praktiziert wurde. Wir lehnen jeden Fanatismus, Gewalt und Terror im Namen der Religion ab. Wir suchen bewusst das Gespräch mit den Menschen um uns herum. Wir wollen Vorurteile gegenüber dem Islam abbauen.“

Christa Orth-Sauer (Bündnis 90/Die Grünen) und Kerstin Brauer – Bezirksbeamtin der Polizei und CDU-Ratsfrau – waren „erstaunt darüber, wie positiv Frauen im Koran dargestellt werden“. Das hatten beide nach eigener Aussage nicht gewusst. „Der Koran schreibt uns vor, dass Männer und Frauen getrennt beten, aber natürlich zum gleichen Zeitpunkt. Wir ziehen dann eine kleine Trennwand ein. Unsere Frauen haben eine eigene Organisation innerhalb der Gemeinde, ihre Anliegen nehmen wir Männer ernst.“ Faiz Ahmad Saddique verweist auf die Plakate an der Fensterfront: „Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt“ und „Wer eine Tochter hat und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies“ sind dort Zitate des Propheten Mohammad zu lesen.

Ahmadiyya Muslim Jamaat Olpe lädt zum Besuch ein. Faiz Ahmad Saddique: „Die Tür zu unserem Zentrum steht jedem offen. Wenn das Licht an ist, sind wir auch da.“

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