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St. Martin seit 50 Jahren: Ein ungewöhnliches Dienstjubiläum

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Von: Hartmut Poggel

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Josef Jüppes Heer als St. Martin in Kirchveischede seit 50 Jahren
Josef „Jüppes“ Heer mit einer Collage mit Schnappschüssen aus 49 Jahren St. Martin. © Hartmut Poggel

In Kirchveischede feiert ein Bürger ein sehr ungewöhnliches Jubiläum: Seit 50 Jahren gibt Josef „Jüppes“ Heer den St. Martin. Wir haben ihn besucht.

Kirchveischede – „Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, da trägt ihn fort geschwind“ – Liedzeilen, die wohl jede und jeder ab sechs Jahren aufwärts schon gesungen hat. Am gestrigen Freitag erklang das Lied in Kirchveischede für den vermutlich „dienstältesten“ St. Martin zum 50. und zugleich letzten Mal: Josef Heer, den alle Welt nur „Jüppi“ oder „Jüppes“ nennen, hat seinen „Dienst“ mit der Ausgabe der letzten Brezel beendet. Oder doch nicht?

„Jüppes“ blickt im Gespräch mit dem SauerlandKurier zurück in die Zeit. „Wie bin ich daran gekommen? Willibald Schulte hat mir damals die Aufgabe übertragen, er war zuvor ebenfalls viele Jahre der St. Martin gewesen. So bin ich da mit 22 reingewachsen. Ich war aber eigentlich schon lange vorher dabei, als Fackelträger in der Feuerwehr. Na ja, und Pferde hatten wir schon immer auf unserem Hof, da war das eigentlich auch recht naheliegend.“ Und da er seine Sache sehr gut machte, gab es auch keinen Grund zum Wechsel: „Ich habe diesen ,Dienst am Dorf‘ auch immer gerne gemacht. Aber irgendwann muss mal Schluss sein mit diesem ,Dienstjubiläum‘“, lacht Josef Heer.

„Ja, es könnten annähernd zehn Pferde sein, die ich in den 50 Jahren im Zug geritten habe“, sagt der 72-Jährige. „Jüppes“, von Natur aus naturverbunden, hatte dabei nie Probleme mit seinen vierbeinigen Helfern. „Ich war ja an der Spitze des Zuges, wenn ein Tier mal unruhig wurde, bin ich einige Schritte nach vorn, dann war das wieder okay.“ Ein halbes Jahrhundert Dorftradition: „Es ist natürlich anders. Heute sind im Zug nur noch Grundschulkinder und deren Eltern, ab Zehn geht da kaum ein Kind noch mit.“ Und auch den „Mattin“ will kaum noch jemand darstellen: „Jüppi“ half des Öfteren in der Nachbarschaft aus.

„Nee, viele Dönekes gibt es nicht zu erzählen, das lief eigentlich alles in normalen Bahnen ab“, antwortet er auf die entsprechende Frage. „Aber eine Begebenheit werde ich nie vergessen. Ist schon einige Jahre her. Ich sitze vor dem Altar auf meinen ,Bischofsstuhl‘, der damalige Pastor fragte die Kinder, ob sie denn wissen, wer denn der heilige St. Martin sei. Ein Mädchen aus der zweiten Bankreihe ganz laut: ,Aber das ist doch der Jüppes‘!“ Die Gottesdienstbesucher brachen in schallendes Gelächter aus, während die Mutter errötend nach dem Loch im Fußboden suchte…

Gestern Abend gab es vom Pfarrgemeinderat der St. Servatius-Gemeinde für den scheidenden Kirchveischeder „Ur-Martin“ eine selbst gebackene, große Martinstorte, spezielle Schnapsfläschchen im Kasten mit Martinsemblem und eine Tasse.

Und zur eingangs gestellten Frage nach dem letzten Mal: „Wir haben einen ausgeguckt.“ Es ist nicht Jüppes...

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