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Helfer schimpft gegen die Stadt: „So kann man die Bürger, die aktiv sind, verärgern!“

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Von: Sebastian Schulz

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So sieht das Ehrenmal Löwe im Moment aus – nur mit der Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, nicht aber mit den Tafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.
So sieht das Ehrenmal Löwe im Moment aus – nur mit der Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, nicht aber mit den Tafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. © Ulrich Rauchheld

In Bilstein ist ein Streit um das Ehrenmal entbrannt. Die Stadt hat hier die Gedenktafeln entfernen lassen, die die Bürgerschaft eins montiert hatte - aus nachvollziehbaren Gründen.

Bilstein – Hoch über Bilstein thront der Löwe. Um dieses Kriegerehrenmal – oder besser gesagt um dessen Tafeln mit den Namen der gefallenen Soldaten – ist ein Streit entbrannt, dessen Ende im Moment noch nicht abzusehen ist.

Auf der einen Seite steht der Bilsteiner Ulrich Rauchheld. Rauchheld, vielen noch bekannt als Metzgermeister, befasst sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte des Dorfes und kümmert sich gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft und einer Gruppe namens „Rüstige Rentner“ um das Ortsbild und -geschehen. Seit gut 25 Jahren pflegen er und einige Mitstreiter unter anderem das Kriegerehrenmal Löwe. Rund um die Jahrtausendwende schafft diese Gruppe mit Spenden aus dem Dorf neue Platten an, auf denen die Namen der gefallenen Soldaten beider Weltkriege verewigt sind – „für die Toten des 1. Weltkrieges auf Alucoupon und für den 2. Weltkrieg ausgelasert auf Edelstahlplatten“, wie Ulrich Rauchheld erklärt.

Bis vor zwei Jahren befanden sich die Platten für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges am Löwen. Dann sind sie abmontiert und bis heute nicht mehr angebracht worden, was Ulrich Rauchheld – man kann es so sagen – erzürnt.

Die Frage ist: Warum?

Sabine Hengstebeck, die für Denkmalschutz zuständige Mitarbeiterin der Stadt Lennestadt, kann eine Antwort auf diese Frage geben. Die Platten sind vor zwei Jahren abmontiert worden, um das Ehrenmal sanieren zu können. Dabei wurde deutlich, dass die Platten „unfachmännisch verschraubt und Fugen ohne Fachkenntnis mit Zementmörtel gestopft wurden“, wie es Sabine Hengstebeck beschreibt – und das alles nun mal an einem Bauwerk, das seit 1989 unter Denkmalschutz steht und mit dem deshalb nach den entsprechenden Vorschriften umgegangen werden muss.

Sabine Hengstebeck: „Für das Anbringen dieser Platten hätte es eine Erlaubnis gebraucht, die es sicher nicht gegeben hätte.“ Ein Blick in das aktuelle Denkmalschutzgesetz NRW bestätigt das. Darin heißt es: „Wer ein Baudenkmal oder einen Teil eines Baudenkmals [...] verändern [...] will, bedarf der Erlaubnis der Unteren Denkmalbehörde.“ Entsprechend wird Sabine Hengstebeck respektive die Stadt die Platten nicht wieder anbringen.

So sah das Ehrenmal aus, als die mittlerweile abmontierten Messingtafeln noch hingen.
So sah das Ehrenmal aus, als die mittlerweile abmontierten Messingtafeln noch hingen. © Privat

Ulrich Rauchheld will das wiederum nicht auf sich sitzen lassen, betont mit Unterstützung eines Bauunternehmers, dass es keine Fehler beim Verfugen gegeben habe und merkt an: „So kann man die Bürger, die aktiv sind, verärgern.“ Für ihn gibt es nur eine Lösung: Die Platten müssen wieder an das Ehrenmal.

Für die Stadt wiederum kommen mehrere andere Lösungen in Frage, aber nicht diese der Wiederanbringung am Ehrenmal. Denkbar sei zum Beispiel, dass die Stadt die Tafeln an einer Holzkonstruktion vor dem Ehrenmal anbringe oder – für Sabine Hengstebeck noch besser – eine DinA3-Tafel mit Informationen zum Ehrenmal und zum Beispiel mit einem QR-Code angefertigt wird, durch die auf die Namen der Kriegsgefangenen im Internet oder auch auf die Gedenktafeln in der Ortsmitte verwiesen wird.

Doch ein Konsens scheint nicht greifbar – auch nicht durch ein Vermittlungsangebot des SauerlandKurier, beide Parteien an einen Tisch zu bekommen. Ulrich Rauchheld lehnte diesen Gesprächstermin nach einer ersten Zusage doch noch ab – mit dem Argument, es sei alles gesagt. Auf die Recherche des Kuriers hin hat sich inzwischen auch die Dorfgemeinschaft Bilstein eingeschaltet, aus deren Vorstand Ulrich Rauchheld im vergangenen Jahr ausgeschieden ist. Auch hier bemüht man sich nun um eine Vermittlung.

Zu verhindern gilt es in jedem Fall, dass die Reaktion von Ulrich Rauchheld so Bestand hat. Er sagt, dass er und womöglich auch seine Mitstreiter „die ständige Arbeit alle vier bis sechs Wochen am Ehrenmal einstellen werden“, was wiederum der Stadt ein Problem bereiten könnte. Denn Sabine Hengstebeck sagt ohne Umschweife: „Der lobenswerte Einsatz der ehrenamtlich tätigen ,Kümmerer’ vor Ort ist zur Pflege der kommunalen Denkmäler – insbesondere der Ehrenmäler – unverzichtbar. Ohne Mitwirkung der Aktiven im Dorf geht es in keinem Ort. Dann verkommen Ehrenmäler wie dieses total.“

Und genau das kann am Ende eigentlich keiner der Beteiligten wirklich wollen...

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