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GFO Kliniken Südwestfalen bieten Opfern von Sexualstraftaten Hilfe

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Von: Christine Kluge

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St. Martinus Hospital Olpe Anynome Spurensicherung Sexualstraftaten
Berichten über die neue anonyme Spurensicherung (v.l.): Eva Rieke-Trinn (Frauenberatungsstelle), Lea Ebbinghaus (Frauenberatungsstelle), Daniel Schulte (Männerberatung der ksd), Dr. med. André Römgens (Chefarzt Notaufnahme), Dr. med. Jürgen Schwickerath (Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe) und Michael Kopsan (Opferschutzbeauftragter der Kreispolizeibehörde Olpe). © Christine Kluge

Es ist ein neues Angebot der GFO Kliniken Südwestfalen in Olpe und Altenhundem, das den Opfern von Sexualstraftaten helfen soll. Dabei werden anonym Spuren gesichert und aufbewahrt.

Olpe – Es ist ein Angebot für Hilfe und einer medizinischen Versorgung für Opfer einer sexuellen Straftat – die anonyme Spurensicherung. Dies soll Opfer nicht nur den Druck nehmen, sondern sie auch erst einmal nach einer solchen Straftat zur Ruhe kommen lassen. Denn viele Betroffene leiden nicht nur unter den körperlichen Folgen, sondern auch unter seelischen.

Der Kreis Olpe ist ein Vorreiter dieser besonderen Methode zur Spurensicherung, die es den Opfern möglich macht, die Spuren zu sichern und für zehn Jahre aufzubewahren. In dieser Zeit können sie überlegen, ob sie eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten möchten oder nicht. Der Druck wird ihnen genommen. Vor der anonymen Spurensicherung war die Polizei immer involviert, wie sich Michael Kopsan, Opferschutzbeauftragter der Kreispolizeibehörde Olpe erinnert.

„Eine Sexualstraftat ist genau das. Eine Straftat, bei der wir automatisch ermitteln müssen, auch wenn das Opfer es vielleicht gar nicht möchte. Sobald die Polizei zu einem solchen Fall gerufen wird, nehmen wir die Ermittlungen auf. Oft haben wir Opfer gehabt, die dann gezwungen worden waren, eine Aussage zu machen. Das hat man sofort gemerkt. Aber mit der anonymen Spurensicherung haben wir erst einmal nichts zu tun, bis sich Opfer dazu entschließen, freiwillig eine Anzeige aufzugeben.“

„Die Spuren werden fachlich und für zehn Jahre in Düsseldorf asserviert. Es ist ein Angebot, erst einmal auf der ärztlichen Vertrauensbasis und ohne Polizei. Nur der Arzt kennt die Chiffre-Nummer und hat Zugang zu den Spuren“, erklärt Dr. med. André Römgens, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme des St. Martinus Hospitals in Olpe. Dafür erhält das Krankenhaus spezielle Tüten für die Spurensicherung.

„Vorher war es uns gar nicht möglich auch Spuren an der Kleidung zu sichern“, erinnert sich Dr. med. Jürgen Schwickerath, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in Olpe. Vorher seien Opfer von Sexualstraftaten zur Beweissicherung oft mit der Polizei im Krankenhaus erschienen. Jetzt würde mehr Wert auf das Wohlfühlen der Betroffenen gelegt, da „jedem bewusst ist, in welcher Situation sie sich gerade befinden“.

Zudem gelte es die Spuren schnell zu sichern. Betroffene sollen umgehend nach der Tat und ohne vorher zu duschen zum Krankenhaus kommen und um eine anonyme Spurensicherung bitten. Nach der Untersuchung und Aufbewahrung der Spuren können sich Betroffene in Ruhe Gedanken machen, ob sie eine Anzeige erstatten wollen oder nicht. Wenn ja, dann können Betroffene auf die bereits erfolgte anonyme Spurensicherung hinweisen. Die Polizei leitet anschließend die erforderlichen Schritte ein. Sollte sich ein Betroffener gegen eine Strafanzeige entscheiden, werden die Spuren nach zehn Jahren vernichtet.

Bereits 2016 hatte Dr. med. Schwickerath die Idee für ein solches Angebot, doch jetzt sei das Projekt richtig durchgestartet, worüber das ganze Team „froh und glücklich“ sei. Das Angebot der anonymen Spurensicherung wird beratend auch von der Frauenberatungsstelle und der Männerberatung der ksd begleitet.

„Die Männerberatung ist noch jung, doch es gibt viele von Gewalt betroffene Männer“, erklärt Daniel Schulte von der Männerberatung. „Doch viele wissen gar nichts über die Hilfe, die sie bekommen können.“ Außerdem sei für Männer die Hemmschwelle noch einmal viel höher als bei Frauen. „Welcher Mann gibt gerne zu, dass er von Gewalt betroffen ist“, gibt Michael Kopsan zu bedenken. Aber es würde auch ein Umdenken einsetzen.

Die GFO-Kliniken in Olpe und Altenhundem beteiligen sich mit dem Angebot beim Projekt „IGOBSIS-pro“, dem „Intelligenten Gewaltopfer-Beweissicherungs- und -Informationssystem“.

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