1. SauerlandKurier
  2. Kreis Olpe
  3. Olpe

Tierschützer fordern Kastrationspflicht - aber die Aussichten sind schlecht

Erstellt:

Kommentare

Tierschutzverein Pfötchenclub Olpe Katzen Streuner Kastration Aktion
Viola Zimmermann, Mansur Bastürk und Maria Hof (v.l.) fangen verwilderte Hauskatzen ein und lassen sie kastrieren. © Werner Klammer

Unkastrierte, verwilderte Hauskatzen sind im Kreis Olpe ein Problem. Seit Jahren sind die ehrenamtlichen Tierschützer des Pfötchenclubs Olpe für genau diese Katzen unterwegs. Sie kümmern sich um die Pflege und Kastration und geben einen Einblick in ihre Arbeit.

Olpe - Die Tierschützer des Pfötchenclubs Olpe setzen sich schon seit vielen Jahren für die Pflege und Kastration verwilderter Hauskatzen im Kreis Olpe ein. Zuletzt war das engagierte ehrenamtliche Team um Maria Hof und Viola Zimmermann im idyllisch gelegenen Garten der Familie Bastürk in Saßmicke im Einsatz. Dort konnten bereits nicht weniger als 19 Tiere (neun Katzen, sechs Kater und vier Kitten) gefangen werden.

„Anfangs waren es nur wenige Katzen, aber die Zahl hat sich vervielfacht“, berichtet Mansur Bastürk, der ein großes Problem mit nicht kastrierten Katzen in Saßmicke sieht. Die scheuen Streuner, die den Menschen meist nur noch aus der Ferne kennen, werden markiert, gezähmt und von einem Tierarzt untersucht, entwurmt und kastriert, bevor sie dann, nach einer notwendigen Erholungsphase an der Stelle, wo sie auch gefangen wurden, wieder freigelassen werden. Die Tierheime haben keine ausreichenden Kapazitäten und können nicht alle Tiere aufnehmen.

Zeit- und kostenintensive Behandlung

Die Behandlung der gefangenen Tiere ist sehr zeitaufwendig und benötigt zudem eine sorgfältige Hygiene, denn die Katzen haben fast alle hartnäckige Darmparasiten, die sich unkontrolliert schnell vermehren und sogar auf den Menschen übergehen können. Zudem fallen hohe Kosten an: „Kitten, die von den Parasiten befallen sind, benötigen ein spezielles Futter, das noch teurer ist als die normale Nahrung. Die Kosten für die Kastration eines Katers liegen bei 130 Euro, bei Katzen werden sogar 200 Euro berechnet“, sagt Viola Zimmermann, die auch darauf hinweist, dass es im Kreis Olpe keine Kastrationspflicht gibt. Auch wenn das Thema schon politisch diskutiert worden ist (siehe Hintergrund-Box unten) meint sie: „Das Problem wird leider nicht ernstgenommen. Es gibt mittlerweile rund 4000 wilde Katzen in unserem Kreisgebiet und die Kastrationspflicht würde das schnelle Wachstum bremsen und für mehr Übersichtlichkeit sorgen. Bei den regionalen Politikern treffen wir aber immer noch auf taube Ohren und werden belächelt“, so die Gesangspädagogin aus Wenden-Heid, die als Sängerin schon auf vielen Bühnen in ganz Europa aufgetreten ist und, wie auch acht weitere Helferinnen, fast ihre komplette Freizeit für den Tierschutz opfert.

Sie bedankt sich besonders bei Saßmickes Ortsvorsteherin Sandra Kurz-Schneider, die sich immer wieder für den Tierschutz einsetzt, und der Familie Bastürk für die tolle Unterstützung.

Der Pfötchenclub, eine Untergruppe des Tierheims, finanziert sich durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit wie den Verkauf von Waffeln, Trödel oder Handarbeiten.

Hintergrund: Warum sich der Kreis gegen eine Kastrationspflicht ausspricht

Bereits seit Jahren weisen der Tierschutzverein Olpe und der Verein Katzenhilfe des Kreises Olpe auf die Problematik der fehlenden Kastrationspflicht für Freigängerkatzen hin. Doch bislang konnte sich dafür politisch keine Mehrheit finden. Das liegt auch daran, weil der Kreis andere Zahlen ermittelt hat als die Tierschützer.

Im April 2020 stellte die SPD einen Antrag auf Kastrationspflicht für freilebende Katzen, doch die CDU winkte ab, da es keinen dringenden Handlungsbedarf gäbe. Auch eine Online-Petition von Tierschützern mit dem Titel „Katzenschutzverordnung für den Kreis Olpe, stoppt das Elend der Streuner!” brachte dabei keine Veränderung. Gleichwohl hat sich der Kreis Olpe noch ausführlicher mit dem Thema befasst. Nach diesen Recherchen seien die Zahlen der gefundenen und kastrierten Katzen in den letzten Jahren rückläufig. Die Tierschutzorganisationen „Katzenhilfe Olpe“ und „Pfötchenclub Olpe“ begründen dies damit, dass sie einfach weniger Leute haben, die sich kümmern können.

Der Kreis bat darüber hinaus die Städte und Gemeinden um Einschätzungen, wie groß die Anzahl freilebender Katzen in ihren Gebieten ist. Alle gaben laut Kreis an, dass es „keine Hotspots oder erhöhte Populationsdichte“ gebe. Auch die Tierarztpraxen hätten zurückgemeldet, dass in den letzten Jahren ein Rückgang der kastrierten Katzen ohne ermittelbaren Halter zu verzeichnen sei. Zitat: „Die von den Praxen mitgeteilten Zahlen der Kastrationen von Katzen und Katern ohne ermittelbaren Halter sind deutlich niedriger als die Zahlen, die von den Tierschutzorganisationen gemeldet wurden.“ Eine Rechnung mit der Zahl gefangener Katzen pro Jahr und der Fläche des Kreises ergibt laut dem Kreis Olpe einen Wert, der deutlich unter denen liegt, die Kreise wie Minden-Lübbecke, Wesel, Borken, Lippe oder der Oberbergische Kreis haben, in denen eine Kastrationspflicht für Katzen eingeführt worden ist.

Vor diesen Hintergründen liege nach Einschätzung des Kreises „weiterhin keine ausreichende Grundlage für den Erlass einer Katzenschutzverordnung für den Kreis Olpe vor“, heißt es in dem Dokument von April dieses Jahres.

Übrigens: Unter dem Stichwort Gefahrenabwehr können Städte und Gemeinden auch selbstständig eine Kastrationspflicht beschließen. Seit neun Jahren gibt es genau dieses Modell – so wie in zahlreichen anderen Kommunen in anderen Kreisen auch – in Finnentrop, wo alle Freigänger-Katzen kastriert und gekennzeichnet sein müssen.

Von Werner Klammer

Auch interessant

Kommentare