Trotzdem stießen die Pläne bei vielen der Ratsmitglieder auf Unverständnis. Vor allem Volker Reichel, Fraktionsvorsitzender der SPD, und Zaklina Marjanovic, Fraktionsvorsitzende der Grünen, verstanden nicht, warum die offenkundigen Mängel nicht bereits viel früher erkannt worden waren. „Ist niemand vorher auf die Idee gekommen, dass eine Sanierung nicht sinnvoll ist? Es wurde keine Klarheit geschaffen, sondern an der bisherigen Planung zur Sanierung des Gebäudes festgehalten, nur um am Ende den Abriss zu beantragen. Es sind Warnsignale ignoriert worden, und die Planung kann man in die Tonne kloppen“, so Reichel.
Bürgermeister Weber widersprach. An den Planungen würde sich kaum etwas ändern. Nur der eine der beiden Giebeltürme würde unterkellert und nicht mehr die Mitte des zukünftigen Museums. Dazu würde das Gebäude optisch neugebaut genauso aussehen wie nach der Sanierung.
„Lieber hätten wir die Informationen der Fachplaner früher gehabt. Der Bahnhof ist geschichtsträchtig, doch weder die Deutsche Bahn noch die Stadt Olpe haben in den letzten Jahren in das Gebäude investiert. Der Abriss ist also vorauszusehen gewesen wegen der schwierigen Sanierung. Eine Sanierung ist zwar möglich, aber nur mit einem hohen Aufwand. Die Kosten dafür sind nicht genau zu ermitteln, und es sind böse Überraschungen möglich. Wäre es vertretbar, wenn nur noch ein Gebäude mit vier Wänden für die Sanierung stehen blieben würde?“, gibt Frank Clemens, Fraktionsvorsitzender der CDU zu bedenken. Es habe seiner Meinung nach immer Menschen gegeben, die für den Bahnhof gekämpft hätten, aber entweder man mache es „ganz oder gar nicht“, wenn zweidrittel des Bahnhofs auch bei der Sanierung neu gebaut werden müssten.
Volker Reichel sieht den Abriss als Chance für einen Neubeginn. „Was brauchen wir? Was können und wollen wir uns leisten? Die Kosten für den Neubau des Rathauses steigen immer weiter. Wir sollten das Beste für die Bürger entscheiden. 4 Millionen Euro für den Neubau reichen definitiv nicht aus. Außerdem ist auch nach der Sanierung nichts mehr historisch am Bahnhof.“
Marco Kieserling, CDU, ist verärgert darüber, dass jetzt eine Entscheidung gefällt werden müsse: „Seit vielen Jahren sind wir im Progress und auf einmal soll der Bahnhof weg.“ Es sei ein „bewusstes Zulaufen“ auf die derzeitige Situation. Doch er sehe auch, dass eine Sanierung ein „Fass ohne Boden“ sei.
Zaklina Marjanovic sagt es noch deutlicher. Ihrer Meinung nach sei es ein „Totalversagen“ der Verwaltung. und stellte daher direkt noch den Antrag, dass nach dem Abriss des Bahnhofs, das Grundstück erst einmal nicht mehr bebaut werden sollte, das Museum einen Platz im Bürgerhaus finden und die Bibliothek dafür in der Innestadt untergebracht werden soll. Der Antrag wurde mit 26 Gegenstimmen abgelehnt.
Am Ende wurde mit 8 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen der Abriss des Olper Bahnhofs beschlossen.