1. SauerlandKurier
  2. Kreis Olpe

Schützenvereinen fehlt Munition: Werden bald Steine und Dynamit genutzt?

Erstellt:

Von: Andrea Vollmert, Inge Schleining, Christine Kluge

Kommentare

Munition Vogelschießen Schützenvereine Knappheit
Munition in rauen Mengen: Die Zeiten scheinen erstmal vorüber zu sein. Die Schützen setzen auf gegenseitige Unterstützung. © Andrea Vollmert

Sind in diesem Jahr einige Schießwettbewerbe bei den zahlreichen Schützenfesten im Kreis Olpe gefährdet? Das Problem: Durch Engpässe bei Metall-Lieferungen und durch die besondere Situation rund um den Ukraine-Krieg könnten der dringend benötigte Munitions-Nachschub für die heimischen Schützenvereine ausbleiben. Aber nicht nur das Metall wird knapp. Auch das Pulver und die Papier-Hülsen sind nicht ausreichend vorhanden.

Kreis Olpe - In Altenhundem haben sich die Verantwortlichen viele Gedanken gemacht, um die gleich drei anstehenden Schießwettbewerbe nicht zu gefährden. „Wir hatten früh die Fühler bei unserem Lieferanten ausgestreckt“, erklärt Schießmeister Gisbert Thöne im Gespräch mit dem SauerlandKurier. „Da bekamen wir dann irgendwann die Mitteilung, dass es Engpässe gibt.“ Der Altenhundemer macht sich aber keine großen Sorgen. Zum einen setzt auch er auf die Hilfe untereinander. „Die Vereine, bei denen schon Schützenfest war, haben noch Munition übrig und können aushelfen. Außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, die Vögel zu schwächen, so dass sie keine 150 oder 200 Schuss aushalten, sonder eher fallen.“

Das könne man auch nachträglich noch – „mit Bohrer und Säge“. Mit einem großen Augenzwinkern geht Thöne noch einen Schritt weiter: „Wenn der Vogel dann nicht früh genug fällt, fahre ich nach Grevenbrück und hole Dynamit aus dem Steinbruch.“ Und die Altenhundemer trifft das Problem nicht zum ersten Mal. „Vor ein paar Jahren hat das Schießen mal so lange gedauert, dass uns die Munition ausging“, erinnert sich Gisbert Thöne. „Da hatten wir Nachschub aus Oberhundem bekommen und in Kirchhundem stand auch schon ein Taxi bereit.“

In Bamenohl gibt es derzeit wenig Probleme. „Wir haben in den vergangenen Jahren einen Vorrat angelegt, so dass wir unsere Schießwettbewerbe sicher durchführen können“, erklärt Holger Albrecht, 2. Vorsitzender des Schützenvereins Bamenohl, auf Nachfrage. Er weiß, dass nicht nur Lieferengpässe zu Problemen führen können: „Die Preise für die Munition ist derzeit um 60 bis 70 Prozent gestiegen.“

Der Schützenverein Grevenbrück geht gelassen und vorbereitet in das Schützenfest an diesem Wochenende. Schießmeister Bernd Steinberg: „Wir haben uns frühzeitig darum gekümmert und ausreichend Munition beschafft.“ Nach Kriegsausbruch habe man die Probleme kommen sehen und frühzeitig gehandelt.

Ebenso gelassen wie die Schützen aus Grevenbrück sehen es auch die St. Sebastianus Schützen aus Olpe vor ihrem großen Schützenfestwochenende im Juli. Major Peter Liese gibt an, dass der Verein genug Munition für das Vogelschießen in diesem Jahr geordert hat und zur Not ein anderer Verein aushelfen würde, wenn es denn zu dieser Situation an der Vogelstange kommen sollte. Der Schießmeister des St.-Sebastianus-Schützenvereins, Thomas Hengstebeck, weiß um die Problematik: Das Problem sei bekannt, doch es gebe „keinen Grund zur Panik“.

Ebenso wie Major Liese betont er die Hilfsbereitschaft unter den Schützenvereinen im Kreis Olpe, bei denen der „Gemeinschaftsgedanke“ noch großgeschrieben und gelebt würde. Er berichtet von vielen Vereinen, die erst vor Kurzem noch neue Munitionslieferungen bekommen hätten. Ein Anruf würde ausreichen, wenn „Not am Mann“ herrscht und schnell eine Lösung gefunden werden muss.

Das Hochfest des St.-Clemens-Schützenvereins Drolshagen war bereits am vergangenen Wochenende. Für die Schießen um die Kaiser-, König- und Prinzenwürde waren im Vorfeld bereits 500 Patronen gekauft worden, berichtet Kevin Müller, vom Drolshagener Schützenverein. Normalerweise hätte diese Patronenmenge nach der Erfahrung der letzten Jahre deutlich ausgereicht. Doch dieses Jahr zeigten sich die hölzernen Vögel widerstandsfähiger als erwartet. So musste am Freitagabend, während des Schießens, noch Munition vom Schützenverein Frenkhausen gekauft werden, die ihr Schützenfest bereits gefeiert hatten. „Unser Schießwart ist jetzt schon damit beschäftigt für das nächste Jahr Munition zu beschaffen“, berichtet Kevin Müller weiter.

Hilfe innerhalb der Gemeinschaft

Auf die Gemeinschaft setzen auch die Attendorner Schützen. Schießmeister Sebastian Klimpel erläutert: „Nach den ersten Bestellung Anfang des Jahres wurde schnell klar, dass es Probleme bei den Lieferungen gibt. Immense Probleme.“ Er hat sich dann in ganz Deutschland erkundigt: „Es fehlen wohl die Zündplättchen, die aus Polen zugeliefert werden müssen.“ Die Vermutung liegt nah, dass sie natürlich für den Ukraine-Krieg benötigt werden. „Wenn die Menschen in der Ukraine keine Munition zur Verteidigung hätten, wäre das weitaus dramatischer, als wenn wir mit Steinen den Vogel aus dem Kasten holen müssten.“

Aber in Attendorn gibt es einen Plan. „Wir haben uns im Kreis der Stadtschützengemeinschaft abgesprochen“, erklärt Sebastian Klimpel. „Wer hat was? Wer braucht was?“ Die zehn Vereine innerhalb der Gemeinschaft werden sich unterstützen. „Bei Bedarf helfen wir uns ganz kurzfristig untereinander aus. Hier bleibt keiner im Regen stehen – da wird sich geholfen.“ Abgesehen davon ist Klimpel ohnehin recht gelassen: „Glücklicherweise haben wir uns frühzeitig mit Munition eingedeckt. Daher hoffe ich und gehe davon aus, dass wir mit unserem Bestand klarkommen werden.“ Und das, obwohl Attendorn im Jubiläumsjahr gleich drei Vogelschießen auf dem Plan hat. Sebastian Klimpel geht noch weiter. „Wir würden bei Bedarf sogar Olpe unter die Arme greifen“, erklärt er mit einem Lächeln.

Auch interessant

Kommentare