Diese Entscheidung haben sich Mark Heuel und Melanie Zielenbach alles andere als leicht gemacht. Doch die Entwicklung habe sich seit Corona und den hohen Energiekosten abgezeichnet, berichten Geschäftsführer Mark Heuel und Melanie Zielenbach. Das Geschäft sei „finanziell einfach nicht mehr tragbar“.
„Vor Corona hatten wir immer große Mittagstische im Restaurant. Das Haus war voll, doch das ist alles weggebrochen“, erklärt Melanie Zielenbach. „Wir schließen am 29. April, weil einfach der Umsatz fehlt. Es kommt keiner mehr.“ Während der Coronapandemie haben die beiden alles versucht, um das Restaurant am Laufen zu halten. Doch weder der Fensterverkauf noch die Einbahnstraße wurden von den Gerlingern angenommen. „Bei schlechtem Wetter hat sich niemand vor unser Fenster gestellt. Andere fühlten sich wegen der Ansteckungsgefahr in der Schlange draußen einfach unwohl“, berichtet Mark Heuel, der das Geschäft bereits in der vierten Generation führt.
Die Kunden fehlen den beiden einfach und auch die Zeit für den Mittagstisch habe sich durch Corona und Homeoffice geändert. „Vor drei Jahren saßen die Menschen hier gemeinsam für die Mittagspause. Jetzt haben sie oft nur noch 20 Minuten, um sich das Essen mit nach Hause zu nehmen. Das Zeitfenster passt einfach nicht mehr“, gesteht Melanie Zielenbach.
Dabei waren die Pläne groß. Bereits 2020 planten Mark Heuel und Melanie Zielenbach einen großen Umbau des alten Hauses. Im März zahlten sie den ersten Abschlag und dann kam Corona. Auch eine kleinere Umsetzung der Umbaupläne konnte nicht umgesetzt werden. „Wir haben uns statt des großen Umbaus entschlossen, nur das Bistro und die Metzgerei zu machen, doch uns ist erst der erste Investor abgesprungen und der zweite hat nach Beginn des Kriegs in der Ukraine abgesagt“, sagt Melanie Zielenbach.
Dazu fehlten die Einnahmen aus dem Catering. „Es hat ja nichts mehr stattgefunden. Keine Hochzeit, keine großen Geburtstagsfeiern. Nichts“, betont Mark Heuel.
Jetzt, wo das Geschäft mit dem Wegfall der Coronamaßnahmen wieder laufen könnte, treffen die beiden die explodierenden Preise für Strom und Gas. Die Rechnung allein für Strom habe sich für das Geschäft verdoppelt. „Das Problem ist, dass wir uns auf ein Jahr festlegen müssen mit den Preisen an der Börse. Und die sind einfach hoch für Unternehmen“, erklärt Mark Heuel. Aber auch die Fleischpreise seien stark gestiegen. „Unser Lieferant hat uns bereits vorgewarnt, dass es in nächster Zeit zu Engpässen kommt. Das Fleisch wird rationiert und ist trotzdem noch teurer als vorher.“
20 Prozent Rückgang haben Mark Heuel und Melanie Zielenbach allein in ihrer Metzgerei verzeichnet. Einen Grund dafür sind die gestiegenen Preise und die billigen Konkurenten der Discounter. „Die Leute reden sich das alles immer schön. Sie sehen gar nicht, wie viel Arbeit bei uns hinter unseren Produkten steckt. Sie wundern sich nur über die Preise und gehen beim Fleisch lieber zum Discounter“, sagt Melanie Zielenbach.
Es müsse ihrer Meinung nach ein Umdenken stattfinden. „Ich musste eingehende Aufträge einfach ablehnen, weil sie für uns nicht wirtschaftlich gewesen wären. Manchmal wäre uns für den ganzen Aufwand noch 20 Euro geblieben. Das geht einfach nicht mehr. Viele fragen uns auch, ob sie unsere Truhen oder Grills mieten können. Aber einkaufen tun sie bei uns nicht.“ Die Menschen würden zwar auf Qualität achten, allerdings sei die Kaufkraft nicht mehr vorhanden, weil die Preise zu stark gestiegen seien.
„Es geht einfach nicht mehr. Wofür sollen wir denn noch kämpfen? Es hilft einfach nicht, wenn manche Kunden nur einmal im Jahr kommen, um ihr Grillfleisch zu kaufen. Aber viele sehen unsere Probleme auch gar nicht. Schließlich haben wir ja geöffnet, also muss der Laden auch laufen“, berichtet Mark Heuel.
Schade sei es den beiden jedoch um die Stammkunden, die seit mehr als 50 Jahren bei ihnen einkaufen würden. Aber es würde nicht nur ihnen so gehen, sondern auch anderen kleineren Betrieben wie Bäckereien und Metzgern. „Es ist wie in einem Hamsterrad. Wir mussten diese Entscheidung leider irgendwann treffen. Die Kaufkraft ist nicht da und wir wissen nicht, wie es in den nächsten Jahren weitergeht. Wir haben noch eine Familie, die an dem Geschäft hängt. Da haben wir die Notbremse gezogen.“
In den Hochzeiten habe Mark Heuel 15 bis 16 Stunden am Tag gearbeitet. Das sei schon schwer gewesen, aber durch Corona sei alles weggebrochen und die Sorgen um die Existenz gewachsen.
„Jeder Tag ist wie ein kleiner Abschied“, berichtet Melanie Zielenbach. „Es tut weh, aber ich bin so dankbar für unsere Mitarbeiter, die alle mitziehen. Sie sind für uns Familie und deswegen ist es uns noch schwerer gefallen.“ Viele kleine „Baustellen und Sorgen“ haben Mark Heuel und Melanie Zielenbach dazu gebracht, die Metzgerei, das Restaurant und den Partyservice am 29. April zu schließen. Angenommene Catering-Aufträge werden die beiden jedoch noch bis Anfang Juni bearbeiten.