Entstehen soll ein „attraktiv erlebbares Gewerbegebiet mit Mobilitätskonzept“, wo Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz groß geschrieben wird. „Der ehemalige Mitarbeiterparkplatz wird zurück gebaut. Dort sollen Grundstücke für Einfamilienhäuser entstehen. Auch ein Mehrfamilienhaus ist vorgesehen. Geplant wird ein integratives, nachhaltiges und generationenübergreifendes Wohnen mit ökologischem Konzept“, erklärt Michael Kirchner.
„Die Bigge soll renaturiert werden, auch wenn wir dafür ein Teil der Fläche für das Gewerbegebiet einbüßen. Es sollen freie Grundstücke zum Verkauf für freie Gewerbetreibende entstehen.“ Die geplante Freilegung, Umlegung und Renaturierung der Bigge soll durch Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert werden. Dafür hat sich der ehemalige Olper Landrat, Frank Beckehoff, der jetzt für das Projektmanagment bei Pyramis verantwortlich ist, bereits mit der Bezirksregierung Arnsberg in Verbindung gesetzt.
„Es gibt Fördermittel für die Renaturierung der Bigge. Auch der Abriss der Hallen könnte gefördert werden, wenn dafür mehr Platz für die Bigge entstehen würde. Für mich ist es unwahrscheinlich, dass wir keine Fördergelder erhalten sollen.“ Mit der Renaturierung sollen Stauräume und auch ein Flutschutz geschaffen werden.
Doch auch die Kultur soll laut Konzeptplan in dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände etabliert werden. Die Projektgesellschaft plant dafür ein Kultur- und Veranstaltungszentrum mit einer kleinen Gastro-Versorgung. Für die Realisierung dieser Pläne werden alle Hallen bis auf die beiden Hallen 4 und 6 abgerissen. Im Herzen von Halle 4 wird neben einem Kunst-, Kultur- und Begegnungszentrum die Gründer- und Kreativwerkstatt entstehen. Die Kreativwerkstatt bietet „flexible Mietbüros“ für Startups, Coworking, Ateliers, Seminarräume oder Künstlerkollektiven. Eine mobile Büronutzung soll möglich sein. „Das ist der Spirit des Gewerbegebiets“, betont Michael Kirchner. „Das ist, was es aus macht. Unser Ziel ist es, dass man sich dort gerne aufhält.“ Dafür habe sich die Projektgesellschaft auch intensive Gedanken bezüglich der Mobilität gemacht.
„Es wird einen zentralen Parkplatz geben“, berichtet Kirchner weiter, „der multifunktional nutzbar sein wird. Es werden Plätze für E-Autos mit Ladesäulen entstehen, es wird eine Möglichkeit für Carsharing geben und auch Stellplätze für Lasten- und Fahrräder.“
Auch ein Parkdeck steht in dem Konzept. „Wir wollen erreichen, dass keiner mehr das eigene Auto nutzen muss, sondern die Anbindung so gut ist, dass man auch mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen kann.“ Zudem erschließen Wegeverbindungen die renaturierte Bigge, den geplanten Fuß- und Radweg und den Wald am Mühlenkopf. Eine Entscheidung über die Erschließung der Wohngrundstücke dagegen steht noch aus. „Wir müssen abwarten und sehen, wie die Aufteilungen der Grundstücke laufen. Die zusätzliche Belastung für den Verkehr wird aufgrund der Kleingliedrigkeit jedoch überschaubar bleiben“, sagt Kirchner.
Die Halle 6 des ehemaligen Balcke-Dürr-Geländes bleibt erhalten. Teilhallen sollen darin entstehen, die für kleine Gewerbetreibende zu einem günstigen Preis zu mieten sind.
Dabei wird mit circa 12 Millionen Euro an Investitionen für das Projekt gerechnet. Nicht eingeschlossen sind dabei die Investitionen der späteren Mieter für die beiden Hallen 4 und 6. „Wir übernehmen mit unserer Investition nur die Basis.“ Wilhelm Rücker, Vorstandsmitglied der Sparkasse Olpe sagt, dass der exakte Betrag „schwer zu beziffern“ sei: „Es ist eine hohe Wertschöpfung, wo eine große Wirtschaftskraft dahintersteckt, die in die Region gebracht wird.“
Das geplante Zukunftsquartier sei ein „Mehrwert für die gesamte Gemeinde Wenden, weil hier Wohnen, Gewerbe, Umwelt, Kultur und Freizeit nebeneinander etabliert werden können“ heißt es in der Bewerbung für die Konzeptvergabe der Gemeinde Wenden. Doch ob die Projektgemeinschaft den Zuschlag wirklich bekommt, wird erst noch entschieden. Bei einer Zusage, könnte es bereits Ende 2022 mit dem Abriss der Hallen begonnen werden. Das ganze Areal soll bis 2023 fertig sein, so dass im Herbst 2023 bereits mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.
Die Gemeinde Wenden ist seit Februar 2018 Eigentümer des ehemaligen Balcke-Dürr-Geländes in Rothemühle. Von den insgesamt circa 58.000 Quadratmeter entfallen 49.000 Quadratmeter auf das eigentliche Betriebsgelände mit mehreren Hallen und Nebengebäuden sowie 9.100 Quadratmeter auf den ehemaligen Mitarbeiterparkplatz, der unmittelbar an die Wohnbebauung der Ortslage Rothemühle angrenzt.
Planungen über die Zukunft des Geländes laufen bereits seitdem die Gemeinde Wenden das Gelände für 2,5 Millionen Euro gekauft hatte. Doch eine Einigung konnte bislang nicht erreicht werden. Ende 2020 hat die Gemeinde schließlich ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) in Auftrag gegeben, um endlich eine Lösung zu finden.
Die Planung des „Gewerbeparks Rothemühle“ von Stefan Müller und Alexander Czenkusch sieht ein drei Säulen Konzept vor. Säule 1 steht dabei für einen „Firmen-Park“, in dem sich kleine und mittlere Industrie- und Handwerksbetriebe ansiedeln sollen. Säule 2 umfasst das „Lager-Park“-Konzept. Lagerflächen sollen an Gewerbetreibende oder auch Privathaushalte vermietet werden. Bei der dritten Säule ist ein „Event-Park“ mit großem Festsaal und Seminar- und Konferenzräumen geplant.
Bernd Hesse, Geschäftsführer von SIBO-Verpackungen in Gerlingen, dagegen möchte die Räume für weitere Hallenkapazitäten für Produktion und Lagerung seiner Firma.