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Uraufführung in Münster: „Über Leben“ von Annalena und Konstantin Küspert

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Von: Achim Lettmann

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Die Zeitlosen im Stück „Über Leben“ am Theater Münster.
Die Zeitlosen im Stück „Über Leben“ am Theater Münster. © Michael Lyra

Sind nicht alle großen Zivilisationen der Weltgeschichte gescheitert? Wie lässt sich das verhindern, fragt ein neues Theaterstück „Über Leben“ in Münster.

Münster – „Über Leben“ ist ein neues Theaterstück, das auf Fragen reagiert. Warum zerfallen Zivilisationen? Weshalb geht in der Geschichte Wissen verloren? Muss das so bleiben? Annalena und Konstantin Küspert bewegt, was viele Menschen umtreibt. Neben der Klimakatastrophe liegt es nahe, eine andere Gesetzmäßgkeit anzugehen, die bisher als modern verklärt wurde: Wie lassen sich die Gesetze des Wandels erkennen, und wie kann man überleben? Im Programmheft wird aus Thomas Liebschs „Zivilisationskollaps“ zitiert.

Defätismus auch auf der Bühne? Im Kleinen Haus im Theater Münster bietet „Über Leben“ eine Szenenfolge, die erzählerisch nur lose geklammert wird. Fünf Gestalten in beigefarbenen Ganzkörperanzügen warten auf ihren Trip ins All. Doch das Raumschiff kommt nicht: Sex, Armut, Pestilenz, Krieg und Religion steht auf ihren Schildern – sie dürfen nicht mit. Sie machen dann was eigenes auf der Weltbühne von Marina Stefan. Ihre lang gestreckten Spielboxen erinnern an Aufnahmestudios oder den Leerstand in Innenstädten. Die abstrahierten Figuren und die unbehauste Bühne wirken lebensfern. Was lässt sich noch ernst nehmen, scheint Regisseur Ronny Jakubaschk zu fragen. Das Narrativ von Atlantis, der fantastischen Welt, und ihrem Untergang im Meer, wird mit Nebelschwaden serviert. Waren es gar Außerirdische, die Atlantis verließen, um sich von Menschen abzuwenden, die ohne den Rat der Götter nur alles kaputt machen?

Die Inszenierung bleibt im Fragemodus, aber überzieht nun und will amüsieren. Eine Kakophonie der Ratschläge („sammeln Sie Vorräte“) dröhnt von allen Seiten, „kommt ein Bär, halten Sie die Luft an“. Es folgt eine Persiflage auf Kochshows, wenn das Steak im Alutopf braten soll. Es folgt eine Lobhudelei zu Willie Johnson, der blind und glücklos doch ein Bluesidol wurde. Sein Song „Dark Was The Night“ wird der Raumsonde Voyager 1977 mitgegeben, um im All etwas Musik anzubieten, falls Ufos die goldene Speicherplatte lesen. So ein Quatsch! Auch der Amoklauf wegen eines schlechten Fotos, das Missgeschick von Georg Elser, der Hitler umbringen wollte, oder das Unglück des Musikers, der die Titanic bestieg, obwohl seine Frau abgeraten hatte. Passiert eben. Marlene Goksch, Regine Andratschke, Ilja Harjes, Julian Karl Kluge und Ulrike Knobloch spielen das alles engagiert und überdreht. Aber fremd bleiben sie einem doch, so bizarr ist der Mix, den die Küsperts anbieten. Radioaktivität, Weltuntergang – vor allem scheint dieses Spiel vergebens. Es ist ein absurdes Theater, dem die Konzentration fehlt.

2., 12., 26.3.; 1., 7., 8., 16., 29.4.; 7., 20.5.; Tel. 0251/

59 09 100; www.theater-muenster.com

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