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Ausstellung „Barbarossa – Das Vermächtnis von Cappenberg“

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Von: Ralf Stiftel

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Die sogenannte Taufschale Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (Mitte 12. Jahrhundert)
Ein Symbol mittelalterlicher Herrschaft ist die sogenannte Taufschale Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (Mitte 12. Jahrhundert), die bis 24. Oktober in Cappenberg gezeigt wird. © Fotostudio Bartsch ©Staatlichen Museen zu Berlin.

Cappenberg – Die Gravur in der sogenannten Taufschale Friedrichs I. Barbarossa zeigt schon den Säugling in einer Herrscherpose. Obwohl sein Taufpate Graf Otto von Cappenberg, der ihn hält (links), und der taufende Bischof ihn überragen, beherrscht der spätere deutsche Kaiser die Darstellung. Das Taufbecken wirkt wie ein Thron. Die Zeremonie nimmt die spätere Königssalbung vorweg.

Die Taufschale gehörte jahrhundertelang dem Stift Cappenberg. Und sie ist wieder da, als Leihgabe des Kunstgewerbemuseums Berlin. Mit dem sogenannten Barbarossakopf steht die Goldschmiedearbeit im Zentrum der Ausstellung „Barbarossa. Das Vermächtnis von Cappenberg“. Die Schau schließt einen Kreis, der den berühmten Kaiser Barbarossa (1122–1190) mit der Region verbindet. Den 900. Geburtstag des Herrschers feiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit einem großen Ausstellungsprojekt. Die Cappenberger Präsentatio bildet die Ouvertüre und nimmt Friedrichs Rolle für das einstige Kloster in den Blick. Den großen kulturhistorischen Bogen spannt der zweite Teil, der ab Oktober im Landesmuseum für Kunst und Kultur in Münster gezeigt wird. Dann ziehen auch die Taufschale und der Cappenberger Kopf, der lange als Porträt des Kaisers angesehen wurde, um.

Zur Zeit sind sie aber auf dem Schloss zu sehen. Die von Gerd Dethlefs kuratierte Ausstellung beleuchtet mit rund 60 Exponaten einen Schlüsselmoment der Geschichte Westfalens. Im Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst hatten sich der Cappenberger Graf Gottfried und sein Bruder Otto auf die Seite der Kirche geschlagen. An der Seite des vertriebenen Bischofs Dietrich stürmten sie Münster. Dabei brannte der Dom ab, nach damaligem Recht ein unverzeihlicher Regelverstoß. Gottfried und Otto bereuten die Tat. Und als Buße traten sie ihren Besitz der Kirche ab. Aus der Ritterburg Cappenberg wurde ein Kloster der Prämonstratenser. Eines der weltlichen Machtzentren der Region löste sich auf, wurde Wirkungsstätte einer frühen, auf Frieden bedachten kirchlichen Bewegung. Beide Grafen traten dem Orden bei. Otto wurde später ihr Propst. Und er stiftete Kopf, Schale und ein Reliquienkreuz dem Kloster, damit es als Schutzpatron den Apostel Johannes einsetzte. In Cappenberg begegnet man nun den fromm gewordenen Rittern und erfährt ihre Geschichte in einer didaktisch pfiffig aufbereiteten Präsentation.

Der elfminütige Animationsfilm „Cappenberg 1122“ breitet die Geschichte am Anfang verständlich aus. Den Figuren des Films begegnet man in der Schau wieder mit Kurzbiografien und einigen Originalstücken. So werden eben auch die Originalurkunden aus dem Familienbesitz der heutigen Grafen Kanitz in ihrer Bedeutung greifbar. Nun kann man die Rolle des Ordensgründers Norbert von Xanten verstehen, der Gottfried und Otto bei ihrer Bußpilgerfahrt sehr beeindruckt hatte.

Vorgestellt werden auch die aktuellen Forschungsergebnisse zum Cappenberger Kopf, der wahrscheinlich den Apostel Johannes darstellen soll und so gewissermaßen den Stifter Otto von Cappenberg repräsentiert.

Die Schau schließt mit einem Kapitel zum Nachleben Barbarossas. Im 19. Jahrhundert wurde er zum Symbol eines robusten Nationalismus, wie ein Gemälde und Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld zeigen. Moderne Arbeiten wie die Videoinstallation „Flags“ von Johanna Reich thematisieren kritisch den aggressiven Nationalismus, für den der Herrscher vereinnahmt wurde. Hinzu kommt eine Audioinstallation mit Texten des 19. und 20. Jahrhunderts. Hitler wählte als Codenamen für den Angriff auf dei Sowjetunion die Bezeichnung „Unternehmen Barbarossa“.

Bis 5.2.2023, 10 – 17.30 Uhr, www.lwl-museum-kunst-kultur.de

Katalog in Vorbereitung

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