Zur Zeit sind sie aber auf dem Schloss zu sehen. Die von Gerd Dethlefs kuratierte Ausstellung beleuchtet mit rund 60 Exponaten einen Schlüsselmoment der Geschichte Westfalens. Im Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst hatten sich der Cappenberger Graf Gottfried und sein Bruder Otto auf die Seite der Kirche geschlagen. An der Seite des vertriebenen Bischofs Dietrich stürmten sie Münster. Dabei brannte der Dom ab, nach damaligem Recht ein unverzeihlicher Regelverstoß. Gottfried und Otto bereuten die Tat. Und als Buße traten sie ihren Besitz der Kirche ab. Aus der Ritterburg Cappenberg wurde ein Kloster der Prämonstratenser. Eines der weltlichen Machtzentren der Region löste sich auf, wurde Wirkungsstätte einer frühen, auf Frieden bedachten kirchlichen Bewegung. Beide Grafen traten dem Orden bei. Otto wurde später ihr Propst. Und er stiftete Kopf, Schale und ein Reliquienkreuz dem Kloster, damit es als Schutzpatron den Apostel Johannes einsetzte. In Cappenberg begegnet man nun den fromm gewordenen Rittern und erfährt ihre Geschichte in einer didaktisch pfiffig aufbereiteten Präsentation.
Der elfminütige Animationsfilm „Cappenberg 1122“ breitet die Geschichte am Anfang verständlich aus. Den Figuren des Films begegnet man in der Schau wieder mit Kurzbiografien und einigen Originalstücken. So werden eben auch die Originalurkunden aus dem Familienbesitz der heutigen Grafen Kanitz in ihrer Bedeutung greifbar. Nun kann man die Rolle des Ordensgründers Norbert von Xanten verstehen, der Gottfried und Otto bei ihrer Bußpilgerfahrt sehr beeindruckt hatte.
Vorgestellt werden auch die aktuellen Forschungsergebnisse zum Cappenberger Kopf, der wahrscheinlich den Apostel Johannes darstellen soll und so gewissermaßen den Stifter Otto von Cappenberg repräsentiert.
Die Schau schließt mit einem Kapitel zum Nachleben Barbarossas. Im 19. Jahrhundert wurde er zum Symbol eines robusten Nationalismus, wie ein Gemälde und Zeichnungen von Julius Schnorr von Carolsfeld zeigen. Moderne Arbeiten wie die Videoinstallation „Flags“ von Johanna Reich thematisieren kritisch den aggressiven Nationalismus, für den der Herrscher vereinnahmt wurde. Hinzu kommt eine Audioinstallation mit Texten des 19. und 20. Jahrhunderts. Hitler wählte als Codenamen für den Angriff auf dei Sowjetunion die Bezeichnung „Unternehmen Barbarossa“.
Bis 5.2.2023, 10 – 17.30 Uhr, www.lwl-museum-kunst-kultur.de
Katalog in Vorbereitung