Das ist von Oktober an anders. Dann wird die Sammlung dauerhaft im Küppers-Bau gezeigt, dem Josef-Albers-Museum. Und der Neubau, die Josef-Albers-Galerie, bietet Raum für Wechsel-Ausstellungen. Viel Raum: Fast 1200 Quadratmeter in acht Sälen sind bespielbar. Rund 13 Millionen Euro kostete die Erweiterung. Sie schließt sich organisch an das bisherige Ensemble an, das aus einer Beamtenvilla, einem ersten Anbau von 1976 und dem zweiten von 1983 besteht. Die jeweiligen Baukörper mit Pavillon-Charakter fügen sich harmonisch in den Park ein. Alle Erweiterungen stehen in der Tradition des Bauhauses. Die Küppers-Häuser sind von Glasfronten bestimmt, die den Blick auf den Park freigeben. Auch Annette Gigon, die sich im Wettbewerb gegen 24 Konkurrenten durchsetzte, knüpft hier an mit einem klar konturierten Baukörper. Die Fassade des Erweiterungsbaus ist mit dunkelbraunen Metallpanelen verkleidet, ein technischer Werkstoff, der aber farblich mit den Pflanzen im umgebenden Park harmoniert. Die 63jährige Schweizer Architektin hat Erfahrung mit den Erfordernissen von Museen, ihr Entwurf für das Kirchner Museum in Davos wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sie plante auch das Museum zur Varusschlacht in Kalkriese.
Museumsdirektor Liesbrock hatte in der Ausschreibung klare Vorgaben gesetzt. So wollte er keine große Halle, die mit Einbauten jeweils angepasst werden muss, wie sie zum Beispiel das Essener Folkwang-Museum hat. In Bottrop sollen Bilder an festen, echten Wänden hängen, ein Halt, den der Betrachter wahrnimmt, auch wenn es ihm nicht bewusst ist.
So hat man im Neubau Säle mit klarem Zuschnitt, die trotzdem einen abwechslungsreichen Rundgang erlauben. Auf der dem Altbau zugewandten Seite sind die Durchgänge versetzt, so dass man auf Wände, beziehungsweise auf Bilder blickt. Auf der hinteren Seite sind die Durchgänge hintereinander gestaffelt, so dass man einen geradlinigen, schnelleren Weg hat. Jeder Saal kann dadurch überraschen.
Auf jeder Seite gibt es ein Fenster. Der Besucher hat also Blickkontakt zur umgebenden Natur. Aber die Architektin verzichtete auf große Glaswände. Der Besucher soll sich auf die Kunst konzentrieren können. Es gibt so auch mehr Wandfläche, um Bilder zu präsentieren.
Man sieht in den Räumen auch nichts von der aufwendigen Technik, die den strengen konservatorischen Anforderungen an Kunstpräsentation entspricht. So sind die LED-Leuchtkörper an der Unterseite der einzelnen Stufen des Sheddachs verborgen. Auch Ableitungen sind unsichtbar, die Architektin hat entsprechende Blindräume an den tragenden Innenmauern eingezogen. Im Untergeschoss sind weitere Nutzräume untergebracht, eine Werkstatt, ein Lager und die Museumspädagogik.
Eröffnet wird der Erweiterungsbau im Oktober mit der Ausstellung „Josef Albers – Huldigung an das Quadrat“, der letzten Schau von Liesbrock. Darin will er zeigen, wie Albers zu seinem bekanntesten Motiv kam, das ihn von 1950 bis zu seinem Tod 1976 beschäftigte. Aus den mehr als 2000 Gemälden zum Quadrat sind dann rund 120 Werke zu sehen.
Josef Albers – Huldigung an das Quadrat, 19.10.–26.2.2023,
www.quadrat-bottrop.de