1. SauerlandKurier
  2. Kultur

Die Josef-Albers-Galerie ist der neue Anbau des Museums Quadrat in Bottrop

Erstellt:

Von: Ralf Stiftel

Kommentare

 Erweiterungsbau des Josef-Albers-Museums Bottrop von Annette Gigon.
Geradliniger Anbau im Stadtpark: Die Erweiterung des Josef-Albers-Museums Bottrop von Annette Gigon. © Foto: Ralf Stiftel

Bottrop – Es fühlt sich so an, als wäre dieser Bau schon immer da gewesen. Über eine Brücke betritt man einen hellen Saal, dessen gleichmäßiges Oberlicht durch die Spalten eines Sheddachs fällt. Der Raum erinnert an den zentralen Oberlichtsaal im Josef-Albers-Museum, den der Bottroper Stadtarchitekt Bernhard Küppers 1983 entworfen hatte. Der neue Ausstellungsraum greift die Formsprache des Bestands auf, interpretiert sie aber neu. So wird hier keine Hommage dem Quadrat gewidmet. Der Grundriss ist klar rechteckig und langgestreckt.

Man spürt, dass der Neubau gelungen ist, wenn man sich hineinbegibt. Die Schweizer Architektin Annette Gigon hat mit klugem Minimalismus eine Verwandtschaft geschaffen, die sich sinnlich vermittelt. Man spürt auch die Zufriedenheit des scheidenden Bottroper Museumsdirektors Heinz Liesbrock über die fertiggestellte Erweiterung des Hauses. Schon lange war klar, dass der Platz im Museums-Ensemble im Bottroper Stadtpark nicht ausreichte. Ein solches Projekt war herausfordernd für eine Stadt wie Bottrop. Lange mussten Oberbürgermeister Bernd Tischler und Liesbrock bei vielen Einrichtungen wie diversen Stiftungen, Bund, Land, Landschaftsverband Westfalen-Lippe um Mittel werben. Dabei gab es klare rechtliche Verpflichtungen: Das Museum hatte 1980 eine Schenkung der Künstler-Witwe Anni Albers und der Albers Foundation erhalten. Die mehr als 300 Werke bilden das Zentrum der Museumssammlung. Und die Stadt hatte sich verpflichtet, die Werke auch dauerhaft zu zeigen. Das aber erlaubten die Verhältnisse nicht. Wenn Liesbrock eine seiner ambitionierten Sonderausstellungen präsentierte, mussten Albers‘ Werke weichen.

Das ist von Oktober an anders. Dann wird die Sammlung dauerhaft im Küppers-Bau gezeigt, dem Josef-Albers-Museum. Und der Neubau, die Josef-Albers-Galerie, bietet Raum für Wechsel-Ausstellungen. Viel Raum: Fast 1200 Quadratmeter in acht Sälen sind bespielbar. Rund 13 Millionen Euro kostete die Erweiterung. Sie schließt sich organisch an das bisherige Ensemble an, das aus einer Beamtenvilla, einem ersten Anbau von 1976 und dem zweiten von 1983 besteht. Die jeweiligen Baukörper mit Pavillon-Charakter fügen sich harmonisch in den Park ein. Alle Erweiterungen stehen in der Tradition des Bauhauses. Die Küppers-Häuser sind von Glasfronten bestimmt, die den Blick auf den Park freigeben. Auch Annette Gigon, die sich im Wettbewerb gegen 24 Konkurrenten durchsetzte, knüpft hier an mit einem klar konturierten Baukörper. Die Fassade des Erweiterungsbaus ist mit dunkelbraunen Metallpanelen verkleidet, ein technischer Werkstoff, der aber farblich mit den Pflanzen im umgebenden Park harmoniert. Die 63jährige Schweizer Architektin hat Erfahrung mit den Erfordernissen von Museen, ihr Entwurf für das Kirchner Museum in Davos wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sie plante auch das Museum zur Varusschlacht in Kalkriese.

Museumsdirektor Liesbrock hatte in der Ausschreibung klare Vorgaben gesetzt. So wollte er keine große Halle, die mit Einbauten jeweils angepasst werden muss, wie sie zum Beispiel das Essener Folkwang-Museum hat. In Bottrop sollen Bilder an festen, echten Wänden hängen, ein Halt, den der Betrachter wahrnimmt, auch wenn es ihm nicht bewusst ist.

So hat man im Neubau Säle mit klarem Zuschnitt, die trotzdem einen abwechslungsreichen Rundgang erlauben. Auf der dem Altbau zugewandten Seite sind die Durchgänge versetzt, so dass man auf Wände, beziehungsweise auf Bilder blickt. Auf der hinteren Seite sind die Durchgänge hintereinander gestaffelt, so dass man einen geradlinigen, schnelleren Weg hat. Jeder Saal kann dadurch überraschen.

Auf jeder Seite gibt es ein Fenster. Der Besucher hat also Blickkontakt zur umgebenden Natur. Aber die Architektin verzichtete auf große Glaswände. Der Besucher soll sich auf die Kunst konzentrieren können. Es gibt so auch mehr Wandfläche, um Bilder zu präsentieren.

Man sieht in den Räumen auch nichts von der aufwendigen Technik, die den strengen konservatorischen Anforderungen an Kunstpräsentation entspricht. So sind die LED-Leuchtkörper an der Unterseite der einzelnen Stufen des Sheddachs verborgen. Auch Ableitungen sind unsichtbar, die Architektin hat entsprechende Blindräume an den tragenden Innenmauern eingezogen. Im Untergeschoss sind weitere Nutzräume untergebracht, eine Werkstatt, ein Lager und die Museumspädagogik.

Eröffnet wird der Erweiterungsbau im Oktober mit der Ausstellung „Josef Albers – Huldigung an das Quadrat“, der letzten Schau von Liesbrock. Darin will er zeigen, wie Albers zu seinem bekanntesten Motiv kam, das ihn von 1950 bis zu seinem Tod 1976 beschäftigte. Aus den mehr als 2000 Gemälden zum Quadrat sind dann rund 120 Werke zu sehen.

Josef Albers – Huldigung an das Quadrat, 19.10.–26.2.2023,

www.quadrat-bottrop.de

Auch interessant

Kommentare