Verdienst, Gehaltsgrenzen und Steuern: Das kann man als Praktikant verdienen
Praktika sind eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. So gut kann man in einem Praktikum in Deutschland verdienen.
Stuttgart - Der Abschluss ist geschafft oder aber man steckt noch mitten im Studium – wie kommt man da an Berufserfahrung? Ein Praktikum ist dabei ein guter Weg, erste Schritte in der Praxis zu gehen. Hier spielt für viele neben einem guten Praktikumsplatz in einer angesehenen Firma auch das Gehalt eine große Rolle. Doch wie viel kann man in einem Praktikum verdienen? Die Antwort ist nicht so einfach, denn die Bezahlung im Praktikum hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Art des Praktikums, dem Unternehmen, der Branche, den eigenen Fähigkeiten und der Erfahrung. Hier ein Überblick.
Wann muss ein Praktikum bezahlt werden?
Vor einigen Jahren waren unbezahlte Praktika noch die Regel. In vielen Branchen galten unbezahlte Praktika als Voraussetzung, um überhaupt einen Fuß in die Firmen zu bekommen. Leider wurde das vonseiten der Arbeitgeber oftmals ausgenutzt: Studienabgänger hangelten sich von einem Praktikumsplatz zum nächsten, immer mit der Hoffnung auf eine Festanstellung. Für die Unternehmen waren die Praktikanten aber vor allem eines: kostenlose Arbeitskräfte. Das hat sich mittlerweile zum Glück geändert. Unter anderem, um nicht bezahlte Beschäftigungen wie Praktika einzudämmen, wurde 2015 in Deutschland der Mindestlohn eingeführt. Dieser gilt für jeden Arbeitnehmer, der sich in Deutschland in einem Arbeitsverhältnis befindet – demnach auch für Praktikanten.
Es gibt allerdings auch Ausnahmen, bei denen Praktikanten gar kein Gehalt bekommen. Das ist vor allem bei unbezahlten Praktika der Fall, die oft in Non-Profit-Organisationen oder öffentlichen Einrichtungen angeboten werden. Generell gilt in Deutschland jedoch: Wenn ein Praktikum länger als drei Monate dauert oder eine bestimmte wöchentliche Arbeitszeit überschreitet, muss der Arbeitgeber dem Praktikanten ein Gehalt zahlen.
Auch bei Pflichtpraktika im Rahmen von Ausbildung oder Studium ist ein Gehalt üblich, allerdings keine Pflicht. Schülerpraktika werden in Deutschland in der Regel ebenfalls nicht bezahlt. Hierfür gelten strenge Auflagen. Das Mindestalter für ein Praktikum beträgt in Deutschland 13 Jahre. Alle Praktikanten unter 15 Jahren dürfen maximal sieben Stunden am Tag arbeiten. Schon gewusst? Vor 7 Uhr sollte man auf keinen Fall im Büro sein.
Von Langzeitpraktika spricht man, wenn das Praktikum länger als sechs Monate dauert. Ein Jahres- oder Langzeitpraktikum ist mittlerweile eine Einstiegsqualifikation für eine Karriere in vielen handwerklichen Berufen. Wer sich noch unsicher ist, was er oder sie nach der Schule für eine Ausbildungsrichtung starten möchte, kann ein Langzeitpraktikum der richtige Weg sein, um sich über die berufliche Zukunft klar zu werden. Entscheidet man sich schließlich dafür, in der Branche des Praktikums seine Ausbildung zu machen, kann die Praktikumszeit oftmals angerechnet werden. Dadurch verkürzt sich die Ausbildungszeit. Ein weiterer Vorteil von Langzeitpraktika: Sie werden bezahlt. Hierbei fällt ebenfalls der Mindestlohn von 12 Euro die Stunde an, viele Betriebe liegen beim Gehalt jedoch weitaus höher.
Wie viel Geld lässt sich bei einem Praktikum verdienen?
Als Praktikant kann man in der Regel mit einem Bruttogehalt zwischen 400 und 1.500 Euro rechnen. Laut der Gehaltsplattform kununu liegt das durchschnittliche Praktikumsgehalt in Deutschland bei 1.375 Euro brutto im Monat. Beim Gehalt kommt es ganz darauf an, ob es sich beim Praktikum um ein freiwilliges oder um ein Pflichtpraktikum handelt. Auch die Dauer des Praktikums spielt bei der Höhe des Gehalts eine Rolle. Diese deutschen Unternehmen zahlen ihren Angestellten das höchste Gehalt.

Wie schon erwähnt, müssen Pflichtpraktika von den Arbeitgebern nicht entlohnt werden. Viele Firmen zahlen ihren Praktikanten dennoch ein Gehalt aus. Die Höhe kann hier oftmals sogar im Vorstellungsgespräch verhandelt werden und variiert daher nach bereits gesammelter Erfahrung, Studium und fachlichen Kenntnissen. Kleiner Tipp: Mit diesen Antworten punktet man beim Bewerbungsgespräch bei der Frage nach den Schwächen.
Bei einem freiwilligen Praktikum wird in Deutschland nach dem Mindestlohn bezahlt. Momentan liegt dieser bei 12 Euro pro Stunde. Geht man von einer 40-Stunden-Woche aus, winken demnach 1.900 Euro brutto. Steuern und Abzüge fehlen dabei allerdings noch. In vielen Branchen zahlen Arbeitgeber ihren Praktikanten jedoch auch Gehälter über dem geltenden Mindestlohn. Meist ist das in den Bereichen Banken und Versicherungen, Maschinenbau-, sowie in der Chemie- und Automobilbranche der Fall. In diesen Berufen schafft man sogar den Sprung zum Millionär.
Wann muss man bei einem Praktikum Steuern zahlen?
Wer als Praktikant ein Gehalt erhält, muss auch Steuern zahlen. Hier greift die Lohnsteuerklasse 1, die für ledige Arbeitnehmer und Auszubildende gilt. So zählen Studenten steuerrechtlich als normale Arbeitnehmer. Bei einem Pflichtpraktikum im Rahmen des Studiums ist das Gehalt nicht sozialversicherungspflichtig. Folglich muss nicht in Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- oder Pflegeversicherung eingezahlt werden.
In welchen Fällen müssen Praktikanten Steuern zahlen?
- Studenten zählen als normale Arbeitnehmer und müssen daher Steuerbeiträge zahlen.
- Wer im Jahr mehr verdient als den Grundfreibetrag von aktuell 9.984 Euro, muss Steuern auf das Einkommen zahlen.
Je nach Höhe des Gehalts kann es aber sein, dass keine oder nur sehr wenig Steuern anfallen. Bei freiwilligen Praktika etwa, die auf Minijob-Basis von 520 Euro laufen, fallen keine Sozialversicherungsbeiträge an. Bei einem Praktikum, bei dem das Gehalt über diesen Betrag hinaus geht, allerdings schon.
Außerdem kann man als Praktikant unter bestimmten Voraussetzungen Werbungskosten absetzen, wie zum Beispiel Fahrtkosten oder Fachliteratur. Bei alldem sollte man aber nicht vergessen, dass ein Praktikum in erster Linie dazu dient, Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzuentwickeln. Das Gehalt ist dabei zwar schön, aber nicht das Wichtigste. Wer auf der Suche nach einem gut bezahlten und abwechslungsreichen Job ist, sollte diese neun kreativen und lukrativen Jobs in Erwägung ziehen.