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Tierquälerei-Verdacht in NRW: Katastrophale Zustände für Schweine aufgedeckt

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Von: Wissam Scheel

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Tierschützer werfen einem Schweinemastbetrieb in NRW Tierquälerei vor. Sie erstatteten Strafanzeige. Heimlich gemachte Aufnahmen decken grausame Zustände auf.

Münsterland – Ein Schweinemastbetrieb im Münsterland (NRW) steht unter Verdacht, mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen zu haben. Tierschutzaktivisten des Deutschen Tierschutzbüros e.V. haben verdeckt aufgezeichnetes Bildmaterial aus dem Betrieb veröffentlicht. Ein Undercover-Recherche-Team zeichnete die Aufnahmen wohl von Ende November 2022 bis Februar 2023 auf, wie das Deutsche Tierschutzbüro mitteilte. Auf den gezeigten Bildern sind kranke und teilweise schwer verletzte Schweine zu sehen.

Tierquälerei-Verdacht in Schweinehaltung: Gutachten bestätigt Vorwurf

Die Tierhaltung verstoße gleich mehrfach gegen das Tierschutzgesetz, sagt Denise Weber vom Deutschen Tierschutzbüro in Sankt Augustin im Gespräch mit wa.de. Zu dem Ergebnis komme nach Angaben des Deutschen Tierschutzbüros auch ein von dem Verein „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“ erstelltes veterinärmedizinisches Gutachten.

Schweinen sei demnach in verschiedenen Fällen länger anhaltende erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt worden, was einen Verstoß gegen Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes darstelle, so Weber. Somit erfülle der Fall den Straftatbestand der Tierquälerei. Die Tierrechtsorganisation hat daher Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Münster wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz gestellt. Wie Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt gegenüber wa.de am Freitagvormittag mitteilte, liege die Strafanzeige seit heute vor. Noch läge der Staatsanwaltschaft kein Bildmaterial vor, das soll sich aber zeitnah ändern. „Wir nehmen die Ermittlungen jetzt auf“, so Botzenhardt. Nächste Woche werde es wohl weitere Informationen zum Verlauf des Strafverfahrens geben.

Gequälte Gesichter: Eine konventionelle Schweinehaltung in Nordrhein-Westfalen soll gleich mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben.
Gequälte Gesichter: Eine konventionelle Schweinehaltung in Nordrhein-Westfalen soll gleich mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben. © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Tierquälerei-Verdacht in Schweinehaltung: Keine Hoffnung auf verbesserte Zustände

Das Deutsche Tierschutzbüro veröffentlicht regelmäßig Bildmaterial aus Zucht-, Mast- und Schlachtbetrieben, was nach eigenen Angaben oft zu strafrechtlichen Ermittlungen führe. Trotzdem käme es meist zu viel zu geringen Strafen, zeigt sich Weber empört. Außerdem habe das Deutsche Tierschutzbüro die Hoffnung aufgegeben, dass die Politik wirksame Maßnahmen ergreift. Unter anderem sei der Lobbyismus zu mächtig, so Weber.

„Am Ende geht es ums Geld. Das ist das Problem“, sagt die Tierschützerin im Gespräch mit wa.de. Seit 25 Jahren habe sich nichts verändert: „Es ist nichts passiert!“ Und das, obwohl ihre und viele weitere Tierrechtsorganisationen auch in der Vergangenheit immer wieder auf unwürdige Zustände in Betrieben aufmerksam machten.

Verletzungen unbehandelt: Zahlreiche Ferkel müssen wohl unter unzumutbaren Bedingungen heranwachsen.
Verletzungen unbehandelt: Zahlreiche Ferkel müssen wohl unter unzumutbaren Bedingungen heranwachsen. © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Tierquälerei-Verdacht in Schweinehaltung: Anonymer Informant

Der Hinweis auf die jetzt öffentlich gemachten Zustände in dem Schweinemastbetrieb sei von einem anonymen Informanten gekommen, erklärt Weber. „Wir versuchen, diesen Hinweisen nachzugehen und zu überprüfen.“ So auch im Fall der Schweinezucht- und Mastanlage in Nordrhein-Westfalen, einem geschlossenen System mit etwa fünfhundert Sauen, die jährlich wohl tausende Ferkel zur Fleischproduktion hervorbringe, so die Tierschutzorganisation. In einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ sei man in die Ställe des Schweinemastbetriebes eingedrungen, hat die prekären Zustände gefilmt und jetzt veröffentlicht.

Zu schwach zum Aufstehen: Um die offenbar prekären Lebensbedingungen zu durchstehen, ist nicht jedes Ferkel stark genug.
Zu schwach zum Aufstehen: Um die offenbar prekären Lebensbedingungen zu durchstehen, ist nicht jedes Ferkel stark genug. © Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Weiteres Bild- und Videomaterial

Weiteres Bild- und Videomaterial gibt es beim Deutschen Tierschutzbüro (Hinweis der Redaktion: Die Aufnahmen können verstörend sein).

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