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Wird Diesel jetzt an der Zapfsäule knapp? EU-Preislimit für russisches Erdöl tritt in Kraft

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Von: Sandra Kathe

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Sorgen um den Dieselpreis: Welche Folgen hat das neue EU-Embargo für die Wirtschaft?
Sorgen um den Dieselpreis: Welche Folgen hat das neue EU-Embargo für die Wirtschaft? © Axel Heimken/dpa

Um Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine stärker unter Druck zu setzen, beginnen diese Woche neue Wirtschaftssanktionen der EU. Was heißt das?

Brüssel – Nach den USA und dem Vereinigten Königreich hat auch die EU mit Wirkung zum Sonntag (5. Februar) einen Preisdeckel für Diesel und Heizöl aus Russland eingeführt. Demnach liegt der neue Maximalpreis für ein Barrel Diesel, Kerosin oder Benzin bei 100 US-Dollar (93 Euro pro 159 Liter). Bei Heizöl wurde der maximale Preis pro Barrel auf 45 Dollar (umgerechnet 42 Euro) festgelegt. Während die EU-Kommission die Maßnahme als Reaktion auf den Ukraine-Krieg als wichtigen Schritt bewertet, durch den Russland täglich Millionengewinne einbüßen soll, wächst jedoch auch die Sorge, dass Europa ohne russische Erdölprodukte Probleme bekommt.

Denn wie das Online-Medium dw.com berichtet, könnte der Preisdeckel auf raffinierte Ölprodukte weitaus schwerere Folgen haben als das Rohöl-Embargo der EU, das bereits 2022 beschlossen wurde und bereits in Kraft getreten ist. Das zeige sich bereits durch Unsicherheiten am Markt und durch die Angst vorm weiteren Anstieg des ohnehin hohen Dieselpreises. Zumal auch bereits seit Sommer 2022 vor historisch niedrigen Dieselvorräten in Europa gewarnt wird.

Energiefachleute fürchten bittere Folgen des EU-Preisdeckels für russische Ölprodukte

Im Gespräch mit dw.com warnten die Energieexperten Eugene Lindell und Joshua Folds vom internationalen Beratungsunternehmen FGE mit Hauptsitz in London vor drohenden Schwierigkeiten: Es sei „sehr kompliziert, Diesel, Heizöl und Schweröl herzustellen, wogegen die Produktion von Rohöl einfacher und viel variabler ist“, zitiert die Seite die Experteneinschätzung, die darauf verweist, dass es dagegen viele Optionen gibt, auf dem globalen Markt Rohöl zu beziehen und Diesel, Schweröl und Heizöl zu raffinieren.

Wie groß die Auswirkungen der EU-Entscheidung auf die Entwicklung des Dieselpreises letztlich werden, hänge nun davon ab, wie erfolgreich die EU mit potenziellen Alternativ-Lieferanten und Russland mit alternativen Abnehmern verhandelt. Nur wenn Europa anderweitig Bezugsquellen erschließt und Russland andere Märkte eröffnet „würde der Druck auf Versorgung und Preisentwicklung gering und nur kurz andauernd sein“, heißt es in der Analyse von dw.com. Anderweitig droht eine weitere Preisexplosion, die auch Auswirkungen auf die Inflation haben könnte. Auch durch längere Seewege und teurere Verarbeitungskosten in anderen Ölexport-Ländern könnte vor allem der Dieselpreis weiter steigen.

Neuer EU-Preisdeckel für russischen Diesel: Welches sind alternative Märkte?

Laut Statistik entsteht durch die Sanktion nun europaweit ein Mangel von 600.000 Barrell Diesel täglich. Mögliche alternative Bezugsquellen für Diesel und andere Ölprodukte lägen vor allem im Nahen Osten, Asien und den USA. Vor allem Indien und China hätten ihre Diesel-Exporte nach Europa zuletzt massiv gesteigert. Doch weltweit stoßen aufgrund des wachsenden Drucks auf Russland die Raffineriekapazitäten an ihre Grenzen.

Große politische Unterstützung erfährt die Entscheidung, Russland noch stärker für seinen Angriff auf die Ukraine zu sanktionieren dennoch. US-Finanzministerin Janet Yellen erklärte, dass Wladimir Putin durch das neue Embargo gezwungen würde, „zwischen der Finanzierung seines brutalen Krieges und der Unterstützung seiner angeschlagenen Wirtschaft zu wählen“, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass die Sanktionen schwere Folgen für Russland hätten und dessen Machthaber einen hohen Preis „für seinen abscheulichen Krieg bezahlen“ müsse. Russland werde „um eine Generation zurückgeworfen“.

Zusätzlich zum neuen Preisdeckel hatte von der Leyen am Freitag in Kiew zudem neue Sanktionen der EU gegen Russland angekündigt: „Unser Ziel ist es, dass das zehnte Sanktionspaket bis zum 24. Februar – genau ein Jahr nach Kriegsbeginn – steht“, bekräftigte sie am Samstag. (saka/afp)

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